Wanderung mit Kind und Kegel zur Füssener Hütte

„Da sind Gämsen, schau“, ruft die zehnjährige Sarah ganz aufgeregt. Von der Kabine der Gräner Seilbahn im Tannheimer Tal können wir neun Gämsen in der steilen Felswand zählen. Sarah und Joshi sind jetzt total gespannt auf die Wanderung, obwohl sie zuerst gar nicht so begeistert von Idee waren, mit den Eltern zu wandern. An der Bergstation am Füssener Jöchle schultern wir die kleinen Tagesrücksäcke und folgen dem Wegweiser Richtung Füssener Hütte. Der schmale Pfad führt uns über einen sanften Wiesenrücken. Nur ein paar Schritte  bergauf und ein paar felsige Stufen und wir sind am Raintaler Joch.

Trinkpause. Wir sitzen gemütlich in der Wiese und haben die mächtigen Gipfel der Tannheimer Gruppe im Visier: Schartschrofen, Rote Flüh, der klotzige Gimpel, Kellenspitze und Gehrenjoch. Ein Murmeltier macht mit schrillen Pfiffen auf sich aufmerksam, aber wie angestrengt wir auch spähen, wir entdecken es leider nicht.  Danach marschieren wir ins Raintal. Thomas strahlt: „Bergab ist easy.“

Kletterfreudig überwinden Sarah und Joshi die Stufen und Wurzeln des mit Latschen gesäumten Weg. Zitronenfalter und Kohlweißlinge begleiten uns beim Abstieg. Ein Falke auf einer abgestorbenen Fichte beäugt etwas misstrauisch unsere Vierer-Wandergruppe. In den Wiesen leuchten Farbtupfer von Enzian und Almrausch. Ganz gemütlich schlendern wir bergab. An einem alten, vom Blitzschlag gespaltenen Baum haben wir einen Überblick über die Hochalm mit der Füssener Hütte, Willi-Merkl-Hütte und Otto-Mayr-Hütte. „Alle guten Dinge sind drei, das ist das Dreihüttental“, sagt Sarah und stiefelt los. Die Sonnenschirme auf der Terrasse der Füssener Hütte ziehen uns magisch an.

„Griaß enk“, begrüßt uns Martin, der Sohn des Hüttenwirts, freundlich. Wir bestellen ein deftiges Speckbrot und ein frisches Bier. Sarah und Joshi sind völlig ausgehungert und entscheiden sich für Schinkennudeln. Aus der Gaststube klingt leise Zittermusik. Der „Mang“ aus Schwangau kommt oft vorbei und spielt alte Volkslieder. Die Idylle ist so richtig perfekt. Jungvieh liegt wiederkäuend in der blühenden Bergwiese der Hochalm.

Wolfgang, der Hüttenwirt, setzt sich zu uns und erzählt die Geschichte der Hütte. Die Wurzeln gehen bis ins Jahr 1059 zurück, da wurde der obere Teil des Raintals als „unordentlicher Besitz“ der Stadt Füssen erwähnt. Kaiser Heinrich VII. war knapp bei Kasse und verpfändete 1313 das schöne Hochtal, um seinen Krönungszug nach Rom zu finanzieren. Im 19. Jahrhundert wurde dann eine Sennalpe gebaut, die nun seit etwa 60 Jahren den Wanderern zur Verfügung steht.

Joshi schiebt sein Käppi in den Nacken und ist startbereit. Wir streifen durch den Alpenblumengarten, der direkt hinter der Füssener Hütte liegt und machen einen Crashkurs in Blumenkunde. Danach marschieren wir auf dem gleichen Weg wieder zurück Richtung Seilbahn. Eine Wiese lädt zum verschnaufen ein. Wir dösen ein bisschen und beobachten Wolken, die wie große Segel schnell am Himmel entlang ziehen. Nur die Glocken des Jungviehs und Vogelgezwitscher unterbrechen die Stille der Natur.

Weiter geht’s. Bis zum Füssener Jöchle ist es nicht mehr weit. „Wollt ihr laufen, oder mit der Seilbahn zurück nach Grän“, fragen wir die Kids? Dumme Frage. „Seilbahn“, schallt es uns einstimmig entgegen.

Information:

Füssener Hütte, Wolfgang Wagner
Telefon 0043-676-3423221
Geöffnet: Mitte Mai bis Ende Oktober

Wanderzeit: Bergstation Grän bis zur Füssener Hütte 1 1/2Stunden mit Kindern, Füssener Hütte bis zur Bergstation Grän 2 Stunden.

Ausrüstung:
Wanderschuhe mit rutschfesten Sohlen, Warme Jacke oder Anorak, Regenzeug und Trinkflasche

 

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