Wandern auf Salina (Liparischen Inseln)

Die zweitgrößte Insel des Liparischen Archipels erkennt man schon von weitem wegen der zwei erloschenen Vulkane, die noch heute ihre perfekte Kegelform bewahrt haben. Meine Wanderung hat mich zum Gipfel des knapp 1000 Meter hohen, sehr grünen Monte Fossa delle Felci geführt.

Als ich am frühen Morgen Richtung Monte Fossa delle Felci aus Malfa losfahre, ist es schon ziemlich warm. Der Tag verspricht schönes Wetter: Hoffentlich wird die Sicht ganz oben meine Anstrengung belohnen, denn der Gipfel des Berges befindet sich in 962 Meter Höhe! Ich parke an der Wallfahrtskirche Madonna del Terzito in Valdichiesa, einer Ortschaft von Leni. Um die Kirche herum folge ich der Straße nach oben. Rechts beobachten mich zwei neugierige Esel, die Penelope und Pamela heißen – so sagt mir ein Förster, der mir auch erklärt, dass die Schranke, die den Weg gleich danach versperrt, nur für Autos gilt, und für Wanderer kein Signal zur Umkehr bedeutet. Zuversichtlich setze ich meine Wanderung fort. Ich rechne mit knapp zwei Stunden bis nach oben – ob mir das gelingen wird?

Die Flora auf dem Weg nach oben zeigt sich von ihrer abwechslungsreichsten Seite: Kastanienbäume, Eichen und Strandkiefer, Ginster und Zypressen, bis hin zu Moosen und Farnen – Felci auf Italienisch, woher der Name dieses Berges kommt –, die einen Beweis für die hohe Luftfeuchtigkeit sind. An den Hängen des alten Vulkans wechseln sich die Pflanzenarten ständig ab: Von der typisch mediterranen bis zur alpiner Pflanzenwelt ist hier alles vertreten.

Ich steige weiter und von einem schönen, vor kurzem erst neu eingeweihten Panoramasichtpunkt aus hat man einen herrlichen Blick auf den gegenüber liegenden Kegel des Monte dei Porri: Dort drüben ist der Weg nach oben ganz deutlich zu sehen, denn auf diesem ehemaligen Vulkan ist die Vegetation viel karger als auf dem Monte Fossa. Ich folge dem Holzschild „Monte Rivi“ weiter bis an eine Kreuzung auf 810 Meter Höhe, wo der Weg beginnt, der zum Gipfel führt. Die vielen Bäume spenden Schatten auf den Weg nach oben, daher ist die Hitze kein großes Problem. Unterwegs stoße ich auf ein paar pagliari, einfache Zufluchtshütten, die in der Vergangenheit von den Hirten benutzt wurden.

Nicht weit entfernt vom Gipfel treffe ich auf einen einsamen Wanderer, der im strammen Schritt dem Ziel entgegen eilt – ein Deutsche, der sich hier bestens auskennt: Seit Jahren kommt er immer wieder nach Salina, und das hauptsächlich zum Wandern. Am Gipfel signalisiert eine Steinpyramide mit Kreuz die höchste Stelle am Kraterrand des Monte Fossa delle Felci. Das Panorama ist einfach grandios: Auf einer Seite dominiert der Monte Porri die gesamte Aussicht. Auch die Inseln Lipari und Vulcano sind deutlich von hier zu sehen. Am Kraterrand entlang, Richtung Westen, erkennt man noch die Inseln Alicudi und Filicudi. Auch hier oben wechseln sich Farn und Wald ab. Soll ich jetzt auf demselben Weg nach Leni zurückkehren oder lieber nach Malfa absteigen? Ich entscheide mich für die heute zurückgelegte Strecke. Während des Abstiegs sind immer wieder die Reste von ehemaligen Terrassierungen zu sehen. Von einem Rastpunkt aus genieße ich eine beeindruckende Aussicht auf das zwischen den beiden Bergen Monte Fossa und Monte dei Porri liegende Tal, das die Lava vor Tausenden von Jahren bildete und sich sanft auf beiden Seiten bis zum Meer hin erstreckt.

Zurück in Valdichiesa fahre ich weiter nach Pollara, dort möchte ich Kapern kaufen, und zwar direkt an der Quelle: Die Insel ist immerhin wegen ihrer Kapern weltbekannt!

Später nehme ich einen Aperitif auf der Terrasse meines Hotels mit dem unvergesslichen Panorama auf die Insel Stromboli. Es wird dunkel, und ab und zu funkelt es auf dem Gipfel des Stromboli – dieser aktive Vulkan spuckt immer wieder glühende Lava in den Himmel. Ich genieße die exquisite Küche und freue mich bei einem Glas Malvasia schon auf die morgige Wanderung hinauf zum Monte dei Porri.

Informationen

Anreise


Am sizilianischen Flughafen Fontanarossa in Catania kann man ein Shuttle nach Milazzo nehmen, bzw. direkt bei der Schifffahrtgesellschaft Tarnav zusammen mit den Tickets für die Fähre buchen.

Von Milazzo verkehren Schnellboote und Fähren mehrmals am Tag zu allen Liparischen Inseln, bzw. nach Salina.

www.aeroporto.catania.it
www.tarnav.it und www.eolianshuttle.com

Beste Reisezeit zum Wandern:

jeweils vor oder nach der Urlaubssaison, von Ostern bis Anfang November

Unterkunft/Verpflegung/Einkaufen:

Hotel Signum


Das vornehme Hotel mit Swimmingpool und SPA liegt in wunderschöner Lage mit Blick auf die Vulkaninsel Stromboli. Im eigenen Restaurant werden raffinierte Gerichte serviert, die von den typischen Zutaten der Mittelmeerküche inspiriert werden.

Via Scalo 15, 98050 Malfa (Messina), Tel. + 39-090-9844222, www.hotelsignum.it

La Locanda del Postino

Über zwölf schlicht, aber mit Geschmack eingerichtete Zimmer verfügt das kleine Hotel in zauberhafter Lage im ehemaligen Krater des Monte Porri. Man frühstückt und speist im gemütlichen Ambiente typische Gerichte der Liparischen Küche.

Via Picone 10, 98050 Pollara, eine Ortschaft von Malfa (Messina), Tel. + 39-090-9843958, www.lalocandadelpostino.it

Alfredo

Zum König der Granita, der gefrorenen, typisch sizilianischen Köstlichkeit, pilgern Touristen und Einheimische.

Via Marina Garibaldi, Loc. Lingua, 98050 Santa Marina Salina (Messina), Tel. + 39-090-9843307

I sapori eoliani

In der Azienda von Roberto Rossello kann man Kapern sowie cucunci (Kapernfrüchte) kaufen – nicht verpassen.

Via Leni 20, 98050 Pollara, eine Ortschaft von Malfa (Messina), Tel. + 39-339-8176716, www.saporieolianisalina.it

Caravaglio

Auf Salina wird auch die autochthone Rebe „Malvasia di Lipari“ bebaut: Der Winzer Antonino Caravaglio stellt diesen daraus süße und trockene Weine in einer ganz guten Qualität her.

Via Nazionale 33, 98050 Malfa (Messina), Tel. + 39-339-8115953/338-2076030

Weitere Artikel zu den Liparischen Inseln

Die Einzigartigen Aromen Der Liparischen Inseln
Wandern auf den Liparischen Inseln – Wanderung Nr. 1 auf Panarea

Urlaub zum Nachkochen - Originalrezepte von den Liparischen Inseln

Tomatensauce mit Kapern (Rezept von „I sapori eoliani“)       
Eis aus Kapern (Rezept von Martina Caruso)

Über den Autor*Innen

Nicoletta De Rossi

In Venedig geboren, arbeitete sie nach ihrem Studium der Fremdsprachen als Redakteurin in Mailand. Seit 2000 lebt sie in Nürnberg, wo sie als freiberufliche Journalistin und Autorin für verschiedene italienische und deutsche Medien tätig ist. Ihre Schwerpunktthemen sind Reisen, Design/Einrichtung, Mode und Food/Gastronomie – mit Fokus auf Italien.