Stubaier Gletscher ohne Ski

Auch ohne Ski kommt am Stubaier Gletscher keine Langweile auf - (c) Gabi Dräger

Die Gipfelplattform „Top of Tyrol“, die Eisgrotte, Winterwanderwege und verschiedene Einkehrmöglichkeiten machen einen Gletschertag ohne Ski auch für Fußgänger alles andere als langweilig. Statt Ski und Snowboard kommen Wanderschuhe, Liegestühle und die Tiroler Küche für Fußgänger am Stubaier Gletscher zum Zug.

Das Zuckerhütl steht mit 3.507 Meter majestätisch im weißen Wintermantel da – es ist der höchste Berg der Stubaier Alpen. Gratis dazu gibt es 109 Gipfel der Ostalpen zu bewundern, die alle über 3.000 Meter hoch sind. Der Blick geht weiter bis hin zu den Dolomiten in Südtirol. Vom „Top of Tyrol“, der Aussichtsplattform in 3.210 Meter Höhe, hat man diesen grandiosen Weitblick. Top of Tyrol gehört mit Recht zu den zehn schönsten Plattformen der Welt. Diesen Aussichtspunkt erreicht man mit der 3S Eisgratbahn im Stubaital bis zur Bergstation am Eisgrat, dort steigt man in die Schaufeljochbahn um. Weiter geht es über geräumte Stufen aufwärts bis zum Aussichtspunkt. Man spürt schon die Höhe: Wenn man schnell geht, kommt man leicht außer Atem. Beim Abstieg kann man noch einen kleinen Abstecher zur modernen, nur neun Quadratmeter großen Bergkapelle am Fuße der Schaufelspitz unternehmen.

Riesenschnitzel in der Jochdohle
Wer aktiv sein möchte, kann von der Bergstation der Schaufeljochbahn zu Fuß bis zum Restaurant Jochdohle wandern. Die Architektur der Jochdohle ist einzigartig, es ist das höchst gelegene Bergrestaurant Österreichs auf 3150 Meter. Es hat keine klassische Bauweise, sondern ist mit Stahlseilen am Felsen befestigt und schwebt über dem Gletschereis. Das Wasser für das Restaurant wird mit Pistengeräten gebracht und abgeholt. Auf der Speisekarte stehen Brotzeiten und Riesenschnitzel. Bei schönem Wetter laden Liegestühle zum Entspannen in der Wärme der Wintersonne ein.

Haubenrestaurant im ewigen Eis
Zurück geht es mit der Schaufeljochbahn bis zum Eisgrat. Hier kann man im Zwei-Hauben-Restaurant „Schaufelspitz“ exzellent speisen. David Kostner, der Zwei-Hauben-Koch aus dem Stubaital, bietet regionale Produkte an, die er kreativ mit einem Hauch Internationalität verarbeitet. Stühle mit Schafsfell laden bei gutem Wetter ein, auf der Terrasse zu sitzen und zu speisen. Es gibt am Eisgrat auch ein großes Selbstbedienungsrestaurant und eine Nudelmanufaktur. Hier kann man bei der Nudelherstellung zusehen. Etwas ganz Besonderes ist die Café-Lounge „Zum Steinbock“. Hier kann man zwischen verschiedenen Kaffeesorten der Firma Meinl, wie robust oder mild, seinen Cappuccino oder Espresso genießen. Eine große Teeauswahl ergänzt das edle Angebot.

Eishöhle im Gletscher
Ein geräumter Weg führt abwärts zum Eingang der Höhle – hier kann man in den Bauch des Stubaier Gletschers einsteigen. Ja, die Wände sind tatsächlich aus Eis, die mit blauem Licht bestrahlt werden. Durch die blaue Beleuchtung hat man das Gefühl, man ist in einer verzauberten Märchenwelt. Deutlich kann man an den verschiedenen Schichten die Jahreszeiten erkennen. Wenn das Eis durchsichtig wie Glas ist, dann ist es Schmelzwasser – dunkle Schichten sind Schmelzwasser mit Staub und Sand. Das undurchsichtige Eis ist „Schnee mit Blasen“, d.h. es befand sich Sauerstoff an den Schneeflocken als sie einfroren. 400 bis 500 Jahre ist das Eis im Durchschnitt alt. Etwa 200 Meter ist die Eisgrotte am Stubaier Gletscher lang. Sommer wie Winter herrscht hier konstant eine Temperatur von Null Grad. Auf dem Eis-Thron kann man ein Erinnerungsfoto schießen. Dann ist man für einen Moment der Eiskönig, die Eiskönigin oder gar ein Gletschergeist? In Teleskopen kann man Aufnahmen von Pilzsporen, Saharasand und Hornmilben sehen. Hornmilben und andere Gliederfüßler werden häufig vom Wind in den Gletscher geweht und im Eis eingeschlossen.

Gletscherwanderung
Wer Lust auf eine Winterwanderung hat, der kann den präparierten Weg rund 45 Minuten vom Eisgrat bis zum Gamsgarten gehen. Dort kann man, wenn man weiter aktiv sein möchte, am Eiskletterturm einen Versuch starten. Auch am Gamsgarten gibt es wieder verschiedene Möglichkeiten zur Einkehr. Im Restaurant „Zur Goldenen Gams“ wird man bedient und es gibt auch eine große Terrasse. Auf der Speisekarte stehen zum Beispiel Tiroler Gröstl und Käsespätzle und auch ofenfrische Pizza. Gleich neben dem Selbstbedienungsrestaurant „Marktrestaurant Gamsgarten“ gibt es eine Cafébar, in der Grit Kaffees, Schokolade, Tees und Getränke serviert.

Schirmbar „Schneekristall“ und Gämsenbeobachtung
Wer Musik hören und ein Après-Gefühl haben möchte, der geht in die Schirmbar „Schneekristall“. Bei schönem Wetter wird das Dach geöffnet, dann schmeckt ein Cappuccino, Aperol Spritz oder ein Weißbier besonders gut. Auch am Gamsgarten gibt es wieder Liegestühle. Aus der Liegestuhlperspektive kann man die Skifahrer auf den Pisten beobachten oder die Skizwerge im Kinderland bei ihren ersten Versuchen auf Ski bewundern. Bei schönem Wetter werden an einem Stand gegrillte Hähnchen im Freien angeboten. Bergdohlen schauen auf das Treiben und versuchen, einen Happen zu ergattern. Wenn man die Skifahrer in Aktion sieht, dann möchte man sich auch bewegen. Vom Gamsgarten kann zu Fuß in einer Stunde zur Bödele Hütte wandern und von dort die Ski- und Snowboardfahrer an der Skiabfahrt Fernau beobachten. Für den Rückweg braucht man auch wieder rund eine Stunde, aber da geht es gemütlich leicht bergab.
Man kann von der Gamsgarten-Bergstation wieder den Wanderweg zum Eisgrat aufsteigen oder mit der Gamsgartenbahn zur Talstation zurückfahren. Wenn man bei der Talfahrt die Winterwelt genau beobachtet, kann man, wenn man Glück hat, Gämsen sehen. Auf den Felsen, die der Wind vom Schnee befreit hat, finden Gämsen Flechten.

Kaiserschmarrn in der Dresdner Hütte
An der Mittelstation der Gamsgartenbahn steht die Dresdner Hütte, in 2.308 Meter Höhe, die schon 1875 gebaut wurde. Der Kaiserschmarrn der Alpenvereinshütte ist legendär, den sollte man unbedingt einmal probieren. Auch neben der Dresdner Hütte gibt es eine Après-Ski-Bar. Neben der Dresdner Hütte steht die kleine Herz-Jesu-Kapelle, in der man die absolute Ruhe genießen kann. Bevor es mit der Gamsgarten- oder Eisgratbahn zurück zur Talstation geht, kann man sich noch eine Ruhepause im Liegestuhl an der Mittelstation gönnen oder in der „Eiswürfelbar“ eine Kleinigkeit essen oder etwas trinken.

Sherpa aus Nepal und Schirmbar
Neben der Talstation der Gamsgartenbahn gibt es das Restaurant „Wilde Grube“, das von einem Sherpa aus Nepal und seiner Frau geführt wird, doch die Küche ist tirolerisch deftig. Ein paar Schritte weiter, am Hotel Mutterberg, gibt es eine große Schirmbar und einen Schnapsstadl, hier wird am Nachmittag Après-Ski-Musik gespielt. Wer mag, kann dann mitsingen, flirten oder schon mal sein Tanzbein schwingen.

Shopping am Gletscher
In den Bergstationen Eisgrat und Gamsgarten und in den beiden Talstationen gibt es jeweils ein Intersportgeschäft für Sportkleidung.

Die höchste Fischzucht Tirols
Der Skibus im Stubaital ist kostenlos. Wer noch auf dem Rückweg zum Hotel einkehren möchte, der kann an der Grawa-Alm oder Tschangelair-Alm aussteigen und noch ein paar typische Tiroler Speisen probieren. Die urige Grawa-Alm bietet Tiroler Spezialitäten und in der Tschangelair Alm werden Forelle und Saibling aus der höchsten Fischzucht Tirols angeboten. Frischer kann ein Fisch nicht sein. Eine andere Spezialität sind das Ziegengröstl und die Tiroler Spezialitäten wie Graukassuppe, Kaspressknödel, Kasspatzl und natürlich gibt es auch „eppas Síaßes“, wie Apfel- und Topfenstrudel.

Ohne Ski am Gletscher ist absolut nicht langweilig
Auch ohne Ski oder Snowboard ist der Tag am Stubaier Gletscher durchaus nicht langweilig, denn das Angebot ist für Fußgänger groß. So groß, dass man das ganze Angebot der Stubaier Gletscherwelt an einem Tag gar nicht schafft.

Kontakt
Tirol Information www.tirol.at, Stubaier Gletscher www.stubaier-gletscher.com, Stubaital Tourismus www.stubai.at, Grawa-Alm www.feldhof-tirol.com, Tschangelair-Alm www.hoferwirt.at/tschangelair-al

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.