Aussichtsterrasse über dem Achental
Der Hochgern zählt zur Chiemgauer Bergprominenz. Erkennt man die Kampenwand an ihrem Felskamm, so ist der Hochgern der Gipfel »gleich hinterm Chiemsee«. Vor allem vom Nordufer unseres Bayerischen Meeres hat man den Eindruck, der Hochgern wäre mit dem Campanile der Fraueninsel verwachsen. Tatsächlich liegen einige Kilometer zwischen Chiemsee und Marquartstein, wo wir zur Hüttenwanderung aufs Hochgernhaus starten. Marquartstein, benannt nach dem Erbauer der dortigen Burg Graf Marquart II., ist ein kleiner, gemütlicher Ort mit der noch erhaltenen Burg – heute eine Internatsschule – und dem Wohnhaus von Richard Strauss, der hier eine Reihe seiner bekanntesten Werke komponiert hat. Die eigentliche Wanderung hat neben einem Makel (die überbreite Forststraße) viele Pluspunkte zu bieten: Beim Aufstieg zur Agergschwendtalm kann man auf Steigen zumindest auf weiten Strecken die Forststraße immer wieder abkürzen und an der Agergschwendt wartet ein erster schöner Almboden mit Einkehr. Der Weiterweg verläuft durch schattigen Wald, und schließlich gelangt man zur zweiten Almterrasse mit Paradeblick aufs Achental und die Chiemgauer Nachbarberge Breitenstein und Geigelstein. In kurzem Abstand hintereinander hat man nun die Auswahl zwischen dem Enzianstüberl und dem Hochgernhaus. Ist an heißen Sommertagen der Durst groß, lohnt sich der Vergleich »lokaler Spezialitäten«. Am Hochgernhaus wird Bier vom Hofbräu Traunstein ausgeschenkt, am Enzianstüberl ist es die Privatbrauerei Schönram, ein winziger Ort östlich von Traunstein, der fast ausschließlich aus der Brauerei besteht. Und um den Kopf wieder frei zu bekommen, bietet sich der Aufstieg auf den Hochgerngipfel an.
Talort: Marquartstein, 546 m, Busverbindung von Prien oder Übersee (Bahn ab Rosenheim) Richtung Reit im Winkl. Verkehrsamt Marquartstein, Tel.: +49/(0)8641/8236, www.marquartstein.de.
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz an der Burg Marquartstein, 635 m. Von der Autobahn kommend am Hauptplatz in Marquartstein vor der Buchhandlung Mengedoht links abzweigen, links über eine Brücke und nach wenigen Metern in einer Rechtskurve wiederum links hinauf der Beschilderung »Schnappenberg/ Hochgern« folgen bis zum Parkplatz.
Gehzeit: 5.00 Std.
Höhenunterschied: 830 m.
Anforderungen: Einfach, breite Forststraße bis zum Hochgernhaus, die z.T. auf Steigen abgekürzt werden kann.
Kinder: Möglich, wegen der langen Forststraße aber nicht empfehlenswert.
Mountainbiken: Die Forststraße hinauf zum Hochgernhaus war früher sehr beliebt, nun wird sie selten befahren, denn offiziell ist sie ab der Agergschwendtalm für Radler gesperrt.
Rodeln: Im Winter ist der Abschnitt zwischen Marquartstein und Agergschwendtalm auch beliebte Rodelbahn.
Gipfelmöglichkeit: Hochgern, 1744 m. Der aussichtsreiche Gipfel ist vom Hochgernhaus in ca. einer Dreiviertelstunde auf einem schmalen, gut gangbaren Bergpfad ohne Probleme möglich (blau).
Einkehr: Bischofsfellnalm südöstlich des Gipfels
Agergschwendtalm: 1040 m, in der Almsaison (Juni bis September) täglich geöffnet, sonst bei schönem Wetter am Wochenende, Tel.: +49/(0)8641/8817 oder 8481 im Tal. Die Agergschwendtalm bietet Brotzeiten und Würstl, dazu Bier und Wein, aber auch Kaffee und Kuchen.
Enzianhütte: 1420 m, Mai bis Ende Oktober, im November bei schönem Wetter am Wochenende, Montag Ruhetag, Tel.: +49/(0)8641/61566. Kaffee und Kuchen kann man auch am Enzianstüberl nur empfehlen. Hier gibt es auch Schönramer Bier zu trinken und natürlich verschiedene Brotzeiten.
Hochgernhaus: 1461 m, Übernachtungsmöglichkeit, täglich geöffnet, im Winter nur bei gutem Wetter, Tel.: +49/(0)8641/61919. Das Hochgernhaus hat diverse Suppen auf der Speisekarte stehen (Erbsen, Gulasch, Gemüse...), für Süße sei der Kaiserschmarrn empfohlen oder auchMarmor- und Zwetschgenkuchen.
Vom Parkplatz am Ortsrand von Marquartstein an der Burgstraße (635 m) geht es schräg rechts aufwärts auf den Weg Nr. 5 zur Agergschwendtalm (beschildert). Auf diesem Wanderweg wandert man durch den Wald nun aufwärts, quert dabei einen anderen Wanderweg und die Forststraße, die man wenig später wieder erreicht. Auf dieser Forststraße geht es nun flacher bergauf. Nachdem zweimal von rechts Wege von Unterwössen eingebogen sind, können wir schließlich auf einem steilen Steig (unbeschildert) links die Straße abkürzen. Einmal wird dabei die Straße nochmals gequert, bis man sie kurz vor dem Almboden Agergschwendt wieder erreicht. Alternativ bleibt man auf der Forststraße und steigt weit ausholend in flachen Serpentinen auf. An zwei Verzweigungen hält man sich das erste Mal links, das zweite Mal rechts (jeweils beschildert). So erreichen wir die Agergschwendt-Alm (1040 m).
Der Weg führt von hier links am Almgebäude vorbei zum nahen Waldrand. Nun folgt ein langer Aufstieg durch den Wald, an einer unbeschilderten Abzweigung hält man sich geradeaus. Im letzten Teilstück leitet der Weg in vielen Serpentinen zur Bergwachthütte (ca. 1300 m) und zum freien Almgelände. Linker Hand liegt hier die Enzianhütte, nach wenigen Minuten kommt man zum Hochgernhaus (1461 m).
Der Abstieg hält sich an den Aufstiegsweg.
mit freundlicher Genehmigung des Rother Bergverlages
Alm- & Hüttenwanderungen Chiemgau • Kaiser • Berchtesgaden von Andrea und Andreas Strauss ISBN 978-3-7633-3035-5
Über den Autor*Innen
Andrea und Andreas Strauß
Die beiden Alpin-Journalisten Andrea und Andreas Strauß sind zu jeder Jahreszeit in den Bergen unterwegs – Stift und Kamera fehlen dabei nie im Rucksack. Andrea, die Journalistin, ist für die Texte zuständig, die gleichermaßen spannend und fundiert sind. Andreas, der Spezialist für Landschafts-, Action- und Makrofotografie, sorgt für die stimmungsvolle Bebilderung. Schon seit ihrer Kindheit sind die beiden in den Bergen unterwegs – zum Wandern, zum Klettern oder auf Ski. Gerne darf es auch mal höher hinaus: Für den Deutschen Alpenverein sind sie als Fachübungsleiter Hochtouren tätig.