Taucher steigen in den eiskalten Wörthersee und versenken einen kleinen geschmückten Christbaum für die Ertrunkenen. Am vierten Adventssonntag wird seit über 40 Jahren am Wörthersee an die Ertrunkenen gedacht.
Der Weg zum Wörthersee ist dunkel, dann bleibt man erstaunt am Ostufer stehen, denn der See funkelt feierlich im Lichtermeer. Große beleuchtete Weihnachtsdekorationen, wie Inseln im See, verbreiten das Lichterschauspiel. Ein Stück weiter bei der Villa Lido haben sich unzählige Zuschauer für das Christbaumversenken eingefunden. Sie wärmen sich mit einem Glühmost an dem kalten Winternachmittag auf.
Pater Anton segnet den Christbaum für die Ertrunkenen
Eine feierliche Stimmung breitet sich aus als Pater Anton mit seinem langen Rauschebart und einer festlichen Kutte bekleidet auf den Landungssteg tritt. Dann folgt ein Moment der Stille und Einkehr, denn er betet für eine unfallfreie Tauchsaison und erinnert an die im See Ertrunkenen und auch an die Arbeit der Wasserrettung und Feuerwehr, die oft unter gefährlichen Bedingungen Erste Hilfe leisten. Jährlich ertrinken immerhin rund 35.000 Menschen in Europa.
Anschließend segnet Pater Anton den Christbaum, der mit roten Bändern und leuchtenden Knickkerzen geschmückt ist. Er erinnert, dass sich Weihnachten nicht nur durch Hektik und Geschenke auszeichnet, sondern eine Zeit der Einkehr ist“. Als Manuela Schellander das Weihnachtslied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ singt, kommt Gänsehaut vor Ergriffenheit auf.
Christbaumversenken für die Ertrunkenen
Zehn Taucher vom Ersten Kärntner Unterwasser-Sportclub (EKUS) steigen über eine Leiter mit brennenden Fackeln und dem gesegneten Christbaum ins Wasser. Der See ist nur um die drei Grad warm, das ist eine wahre Mutprobe. Fünf Taucher tragen Neoprenanzüge und fünf tragen mit Luft gefüllte Trockenanzüge. Die Taucher schwimmen ein Stück in den See hinaus. Fast gespenstisch leuchten die Fackeln der schwimmenden Taucher im Wasser, bis sie fast von der Dunkelheit verschluckt werden. Zwei Taucher tauchen unter und versenken den Christbaum für die Ertrunkenen. Die anderen Taucher löschen zeitgleich ihre Fackeln im See. Am Ufer sehen die Zuschauer andächtig der Zeremonie zu.
Es war’s wert
Die Taucher machen sich auf den Rückweg und steigen auf der Leiter wieder auf den Steg. Nach der Zeremonie sagt ein Taucher im Neoprenanzug: „Das Schlimmste ist, wenn man reinsteigt“. Ein anderer sagt nur kurz: „Saukalt ist’s“. „Es war’s wert“, sagt stolz der dritte Taucher, der schon seit 30 Jahren dabei ist. Eine heiße Dusche, trockene Kleidung und ein Glühmost bringen die Taucher wieder erkältungsfrei ins Gleichgewicht. Das war ein Innehalten in der Staden Zeit, ganz so, wie es sich für Weihnachten gehört.
Erinnerung
Als vor 40 Jahren einer der Mitglieder des Ersten Kärntner Unterwasser-Sportclub im See ertrank, wurde ihm zu gedenken das Christbaumversenken ins Leben gerufen.
Umweltbewusst
Der Weihnachtsbaum für die Ertrunkenen ist an einer Schnur befestigt, er wird später wieder herausgezogen. Der See hat zu wenig Sauerstoff, das heißt, der Weihnachtsbaum würde nicht verrotten, sondern jahrzehntelang erhalten bleiben und über die Jahre zu einem kleinen Berg unter Wasser anwachsen.
Kontakt
Kärnten www.kaernten.at
Klagenfurt www.visitklagenfurt.at, www.klagenfurt.at
Über den Autor*Innen
Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.