Der Tiroler Bergsportführerverband (TBSFV) macht auf die teilweise gravierenden Auswirkungen des Klimawandels auf die Sicherheitslage im alpinen Gelände aufmerksam: Durch Trockenheit und hohe Tempraturen bis in hohe Lagen steigt die Gefahr von Felsabbrüchen. Niederschlagsarme Winter und heftige Gewitter im Sommer verschärfen diese Gefahrenlage zusätzlich. Die voranschreitende Gletscherschmelze macht manche Touren nicht mehr passierbar, andere müssen kurzfristig gesperrt werden. Lokale Situationen und damit Gefahrenlagen ändern sich so rasch, dass sie von ExpertInnen vor Ort und teilweise tagesaktuell neu eingeschätzt werden müssen, immer häufiger müssen kurzfristig alternative Ausweichrouten erstellt werden, um geführte Touren sicher anbieten und umsetzen zu können. „Labile lokale Verhältnisse, die kurzfristig entstehen, sind quasi das ‚neue Normal‘ am Berg“, bestätigt Thomas Rabl, Präsident des Tiroler Bergsportführerverbands. Die Mitglieder des TBSFV stellen diese Entwicklungen vor große berufliche Herausforderungen. „Der Druck auf professionelle Bergsportführer, insbesondere auf die Berg- und Skiführer, aber auch auf Bergwanderführer, Sportkletterlehrer und Schluchtenführer, die für die Sicherheit ihrer Tourengäste verantwortlich sind und die ihren Lebensunterhalt im alpinen Gelände verdienen, steigt zunehmend. Unsere Mitglieder werden immer mehr zu Sicherheitsdienstleistern am Berg“, so Rabl. Um ein Höchstmaß an Sicherheit im alpinen Gelände zu gewähren und Planbarkeit und Durchführbarkeit von geführten Touren zu steigern, brauche es die enge Zusammenarbeit von Anbietern und ExpertInnen dringender denn je.
Sicherheit braucht Planbarkeit
Wer Bergtouren entwickle und anbiete, könne das nicht vom Büro aus am Computer machen. „Die typischen Touren, die bisher garantiert zu einem bestimmten Zeitraum, zum Beispiel von Juni bis Juli, angeboten werden konnten, gibt es so nicht mehr“, erklärt Rabl: „Professionelle Bergführer wie die Mitglieder des TBSFV sind ausgebildete ExpertInnen vor Ort. Sie kennen die lokalen Gegebenheiten im alpinen Raum bestens, haben im Netzwerk der Bergsportführer Zugriff auf Informationen über kurzfristige Änderungen von Gefahrensituationen und sind mit diesem Wissen unverzichtbare Partner, wenn es darum geht, sichere und durchführbare Angebotspakete für Gäste und Einheimische zu schnüren und wenn nötig, Alternativrouten zu finden.“ Mehr noch gehe es neben der Sicherheit auch um die touristische Entwicklung von Regionen und damit verbunden um wirtschaftliche Aspekte. Wenn die Möglichkeiten für geführte, sichere Bergtouren in den Alpen und deren verlässliche Buchbarkeit schwinden, werden Gäste auf andere Regionen und Länder ausweichen oder sich auf eigene Faust auf den Weg machen, prognostiziert Rabl.
Ausbildung und Sensibilisierung entscheidend
An Tourismusverbände, Hotels, Gemeinden und weitere Entwickler und Anbieter touristischer Freizeitangebote appelliert der TBSFV, auf das Wissen professioneller Bergsportführer zuzugreifen und diese in ihre Arbeit einzubinden, um ein Maximum sowohl an Planbarkeit als auch an Sicherheit für ihre Gäste sicherzustellen. Dabei gelte es auch, regionale Besonderheiten zu berücksichtigen: So wirkt sich der Klimawandel im gesamten Alpenraum deutlich auf die Sicherheitslage aus, jedoch gibt es Unterschiede etwa zwischen den höher gelegenen West- und den Ostalpen. Nicht nur schmelzen Schnee und Eis ab, auch der Boden erwärmt sich.
Freizeitsportler und Gästen rät Rabl dringend, die geänderten Bedingungen im alpinen Gelände nicht zu unterschätzen und ebenso auf die Expertise ausgebildeter und zertifizierter Bergsportführer zuzugreifen: „Der alpine Naturraum wird auch in Zukunft erlebbar sein, aber es braucht besondere Sicherheitsvorkehrungen durch ExpertInnen“, möchte Rabl die Öffentlichkeit sensibilisieren. Auf vielen Touren kann eine kleinere Gruppengröße mehr Sicherheit bedeuten.
Gefahrenlagen richtig einzuschätzen, Touren gründlich vorzubereiten und zu planen und Sicherheit bei geführten Touren zu gewährleisten ist traditionell eine der Kernaufgaben der rund 3.000 Mitglieder des TBSFV. Die Auswirkungen des Klimawandels rücken diese Aspekte noch weiter in das Zentrum ihrer Berufstätigkeit. Dementsprechend wird im TBSFV die Aus- und Weiterbildung der Mitglieder im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Sicherheitslage im alpinen Gelände forciert. „Im Auftrag des Landes Tirol führt der TBSFV die verpflichtenden, berufsbefähigenden Ausbildungslehrgänge für angehende Bergsportführer durch und bietet seinen Mitgliedern darüber hinauslaufend Fortbildungen insbesondere zu den Themen Sicherheit und Technik an. Inhaltlich berücksichtigen wir künftig den Klimawandel verstärkt und schulen Auszubildende und Mitglieder intensiv, wie sie mit dessen Auswirkungen auf den alpinen Raum und sich rasch ändernde Verhältnisse umgehen können“, erklärt dazu Rabl. Jedes Jahr absolvieren rund 140 Personen die Ausbildung zum/zur Bergwanderführer, Berg- und Skiführer, Sportkletterlehrer oder Schluchtenführer. Durch ihre Mitgliedschaft im TBSFV erhalten sie zudem umfassenden Versicherungsschutz bei ihrer Berufsausübung.
Über den Autor*Innen
Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.