Der Bwindi Impenetrable Nationalpark im Südwesten Ugandas ist einer der letzten Lebensräume der seltenen und stark vom Aussterben bedrohten Berggorillas. Von diesen sanften Riesen gibt es Weltweit nur noch etwa 800. Im Nationalpark Ugandas, der 1994 in die Weltnaturerbeliste der UNESCO aufgenommen wurde, leben etwa 400 von ihnen.
Es ist früh am Morgen, als der Jeep an der Grenze zum 331 Quadratkilometer großen Nationalpark hält. Es präsentiert sich dichter Regen- und Bergwald, durchzogen von Nebelschwaden, soweit das Auge reicht. Kein Zweifel: Das ist das Zuhause der Berggorillas. Hier am Rande des Zentralafrikanischen Grabens auf dem höchsten Block des Rukiga-Hochlands in einer Höhe zwischen 1600 und 2400 Metern haben sie trotz immensem Bevölkerungswachstum und Urbanisierung über Jahrtausende überleben können.
Von hier aus geht es nur zu Fuß weiter, und zwar genau dorthin, wo sich die Berggorillas gerade aufhalten. Das kann ganz in der Nähe sein oder aber mehrere Kilometer entfernt.
Insgesamt sechs Gorillagruppen wurden bisher an Menschen gewöhnt. So wird den Touristen in kleinen Gruppen bis zu acht Personen die Möglichkeit zu geben, die seltenen Berggorillas aus der Nähe zu sehen.
Das Gorillatrecking ist übrigens nicht ganz preiswert: 500 US $ kostet das Permit für einen einzigen Tag. Doch das Geld ist sehr wichtig – nicht nur, um die Gorillas durch Wildhüter Tag und Nacht vor Wilderern zu schützen. Man versucht auch, die Interessen der lokalen Bevölkerung mit einzubeziehen und die Akzeptanz des Berggorillaschutzes zu erhöhen. Auf dem Park lastet ein erheblicher Siedlungsdruck, und ein Teil der Tourismuseinnahmen kommt der Infrastruktur der angrenzenden Gemeinden zu Gute, zum Beispiel durch den Bau von Schulen.
Ziel an diesem Tag ist die Nkuringo-Berggorilla-Gruppe. Diese Gruppe, die sich südlich der Stadt Buhoma bei Nkuringo aufhält, wurde im Jahr 2004 neu habituiert. Sie besteht aus 19 Mitgliedern, zu denen auch zwei führende alte Männchen – die sogenannten Silberrücken – gehören. Die silberfarbene Fellfarbe des kräftigen Rückens, die bei Männchen nach Erreichen der Geschlechtsreife auftritt, gibt ihnen diesen speziellen Namen.
Der Weg ist beschwerlich. Schon nach wenigen Schritten versteht jeder, warum der Nationalpark den Zusatz „Impenetrable“, also „undurchdringlich“ trägt. Jeder Schritt wird zur Qual in dem feuchtheißen Gelände. Das Atmen in über 2000 Metern Höhe fällt schwer.
Der undurchdringliche Unterwuchs macht das Vorankommen mühsam, die steilen Hänge der bergigen Waldlandschaft sind nach den Regenfällen aufgeweicht und verschlammt. Die Beine versinken bis zur Hüfte im verwurzelten Boden. Mit den bloßen Händen ziehen sich die Trekking-Teilnehmer Stück für Stück weiter und tiefer in das dichte Grün hinein – Dornen bohren sich in die Hände und Nesselpflanzen brennen auf der Haut, aber das ist nebensächlich. Alle denken nur an das Ziel: endlich die Berggorillagruppe zu erreichen. Dann geht gar nichts mehr, und der Pistenschläger muss per Machete einen Pfad ins dichte Dickicht schlagen. Und so geht es mühsam, Meter für Meter weiter. Das feuchte T-Shirt klebt seit Stunden am Körper, die Haare triefen vor Nässe.
Doch plötzlich steht die Zeit still: Der Führer, der Spurensucher und der bewaffnete Wildhüter geben zu verstehen: Wir sind am Ziel! Das undurchdringliche Grün gibt nur langsam den Blick frei auf die ersten Tiere. Hier, unentdeckt von der Außenwelt, sitzt ein junges Gorillamännchen am Boden und baut sich sein Schlafnest. Zweiglein für Zweiglein formt er sich sein eigenes weiches Ruhebett für die nächste Nacht. In seiner Nähe zwei Berggorillaweibchen auf dem weichen Boden. Etwas weiter abseits ruht der riesige Silberrücken. Der Koloss, bis zu 200 Kilogramm schwer, bewegt sich nicht. Sein gewaltiger Rücken lässt seine Größe und Kraft nur erahnen. Lediglich der Brustkorb hebt und senkt sich langsam bei jedem Atemzug.
Jeder der acht Touristen bewegt sich wie in Zeitlupe und versucht, den vorgeschriebenen Abstand von sieben Metern einzuhalten. Schließlich handelt es sich bei den Menschenaffen um wilde Tiere, die einerseits gefährlich, andererseits aber auch sehr anfällig für Krankheiten sind. Ein Schnupfen, Husten oder eine für Menschen eher ungefährliche Kinderkrankheit kann eine ganze Gruppe auslöschen.
Nach einer Stunde geht es zurück, denn um die Verhaltensmuster nicht zu verändern, ist es nicht erlaubt, länger bei den sanften Riesen zu verweilen.
Zurück bleiben Tausende von ungeordneten Eindrücken und Erinnerungen. Und so kreisen die Gedanken noch einmal um die schwarzen sanften Riesen, die nicht einmal ahnen, dass nur wenige Kilometer von ihrem kleinen Paradies der Schutz des Regenwaldes endet und die Zuckerrohrplantagen beginnen. Die Monokulturen reichen bis zum Horizont und weiter. Und die auch nicht ahnen, dass um sich um sie herum 40 Millionen Menschen befinden und ihre Zahl sich bis 2050 noch verdoppelt. Und sie wissen nicht, dass sie die letzten Berggorillas auf diesem Planeten sind, die es zu bewahren gilt.
Info-Kasten
Schlafen
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Gorilla Safari Lodge, direkt am Nationalpark in Nshongi, Hauptgebäude mit Restaurant, Bar, Lounge und Lagerfeuer mit Blick auf den Regenwald. DZ ab 130 Euro pro Person. www. gorillasafarilodge.com
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Das Crested Crane Bwindi Hotel befindet sich nur 14 Kilometer vom Bwindi Impenetrable Nationalpark entfernt. Mit seiner gehobenen Ausstattung bietet das Hotel einen außergewöhnlichen Service für seine Gäste. Übernachtung in Exklusiven Bungalows: 110 Euro (inklusive Frühstück). www.thecrestedcranebwindi.com
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Gorilla Forest Camp, ein 4-Sterne-Kuxus-Camp direkt am Nationalpark: Alle 8 Zimmer verfügen neben Aufmerksamkeiten wie Bademäntel und Hausschuhe auch über WLAN-Internetzugang (kostenlos) . Expedia: Übernachtung im Luxus-Zelt mit zwei Queen-Betten, All Inklusive: 880 Euro. www.sanctuaryretreats.com/uganda-camps-gorilla-forest
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Wagtail Eco-Safari Camp, perfektes familiäres Camp, sauber und gemütlich. kleine, einfache Bungalow-Hälften in zwei Größen mit Dusche/WC, und Safarizelte mit Dusche/WC, Restaurant, Bar. Das Camp befindet sich mitten im Dorf. Übernachtung ab 80 Euro pro Person. www.pearlsofuganda.org
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Mucha Guesthouse mit vier Zimmern in Kisoro, ein paar Kilometer vom Nationalpark entfernt. Jedes Zimmer hat ein Badezimmer mit Wanne oder Dusche. Zimmer im Hotel rund 40 Euro pro Nacht pro Person, im Guesthouse ab 10 Euro pro Person. www.hotel-mucha.com
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Bwindi Backpackers Lodge, Touristen können wählen zwischen Schlafsaal, Gästehäuser und Zimmer. Preise von 18 bis 100 Euro pro Nacht inklusive Frühstück. www.bwindibackpackerslodge.com
Essen und Trinken
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Mucha Bistro und Restaurant mit gemütlicher Terrasse in Kisoro, kleine Gerichte und sogar Speisen für spezielle Ernährungsbedürfnisse (auf Anfrage). Souvenir-Shop und Parkplätze vorhanden. www.hotel-mucha.com
Erleben
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Queen Elizabeth National Park: Hier kann man die einzigen Löwen auf der Welt erleben, die auf Bäumen schlafen. Der Park ist mit knapp 100 Säugetierarten und über 600 verschiedenen Vogelarten besonders artenreich. www.queenelizabethnationalpark.com
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Murchison Falls: Die Murchison Falls (früher auch Kabalega Falls genannt) befinden sich am Viktoria-Nil im Nordwesten von Uganda (Ostafrika). Die Hauptfälle bestehen aus einer nur sieben Meter breiten Felsschlucht, deren obere Ränder von Bäumen bewachsen sind, in der Nil 42 Meter in die Tiefe stürzt, die Nebenfälle bestehen aus mehreren Kaskaden mit maximal 28 m Tiefe. Pro Sekunde stürzen 300 Kubikmeter über die Fälle. www.murchisonfallsnationalpark.com
Anreisemöglichkeit
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Flug von verschiedenen Flughäfen nach Entebbe (Kampala) ab 500 Euro hin und zurück (zum Beispiel mit Egyptair oder Brussels Airlines)
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Geführte 15-tägige Radrundreise von Kampala über den Nagabo-See, Lake-Mburo-National Park, Queen-Elizabeth-Nationalpark, Bwindi-Forest mit Gorilla-Trekking und Einbaum-Kanutour, ab 4380 Euro pro Person, www.wikinger.de
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Fernreise aktiv, 15 Tage durch Uganda und Ruanda mit leichten Wanderungen ab 4198 Euro, www.wikinger.de
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9-tägige Camping-Overland-Tour von Kampala zu den Berggorillas, ab 1263 Euro, www.goxplore.de
Über den Autor*Innen
Christiane Flechtner
Christiane Flechtner, geboren 1972 in Münster und aufgewachsen auf der Nordseeinsel Norderney, hat ihren Lebensmittelpunkt heute in Berlin. Hier war die freie Journalistin und Fotografin viele Jahre als Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Nord-Berliner“ tätig. Doch auch im Ausland ist sie viel unterwegs, angefangen vor allem in Afrika, aber auch in Asien und Europa war sie unterwegs und hat Reportagen über Tier, Mensch und Natur mitgebracht - und das über und unter Wasser. Ihre Hobbys: Reisen, Laufen, Tauchen, Wandern und Fotografieren.