Seitdem im Südtiroler Gletschereis eine 5300 Jahre alte Mumie gefunden wurde, ruhen weder Forschung, noch Medien- und Museumswelt. Angelika Fleckinger erzählt warum.
Seit 2005 ist Angelika Fleckinger Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseums. Sie hat an der Universität Innsbruck Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Kunstgeschichte studiert. Bisher veröffentlichte sie zahlreiche Publikationen zum Thema „Mann aus dem Eis“.
Wie groß ist das Interesse für das Museum, das Ötzi beherbergt?
Das Südtiroler Archäologiemuseum mit seiner Hauptattraktion, dem "Mann aus dem Eis und seinen Beifunden", ist sicherlich ein
Highlight des kulturellen Angebots in Bozen und darüber hinaus für ganz Südtirol.Seit der Eröffnung des Museums im Jahr 1998 sind die Gäste der Stadt Bozen eindeutig internationaler geworden. Wir stellen fest, dass Menschen aus Australien, Südamerika, Asien usw. nach Bozen kommen, um den "Ötzi" zu sehen und bei dieser Gelegenheit auch Bozen als kleines städtisches Juwel entdecken. Das Gesamterlebnis „Museum und Stadt“ wird in der Regel als sehr positiv wahrgenommen. (Zur Bildgalerie)
Wie viele Besucher und Besucherinnen verbucht das Museum jährlich?
Wir haben in den vergangenen Jahren an die 260.000 BesucherInnen im Jahr aus aller Welt gezählt.
Ötzi hat schon Generationen von Medienleuten für sich eingenommen, die diese Faszination weitergegeben haben ihr Publikum. Was haben Sie beobachtet?
Wir können feststellen, dass das Thema Ötzi eine weltweite mediale Aufmerksamkeit hat, immer noch – auch nach 15 Jahren Museumsausstellung. In letzter Zeit sind große Produktionen zum Thema Ötzi entstanden, u.a. Dokumentarfilme in Zusammenarbeit mit National Geographic und Discovery Channel, zahlreiche Beiträge in Wissenschaftssendungen und Reiseberichten.
Auch im Internet lassen sich unendlich viele Berichte zum Thema finden. Die Medien waren es, die zum Bekanntheitsgrad des Fundes beigetragen haben. Ötzi auf dem Titelblatt der Time oder auf den verschiedenen nationalen Ausgaben von National Geographic machten den Fund zur weltweiten Sensation. In der Tat gehört Ötzi mittlerweile zu den bedeutendsten Mumien der Welt.
Was übt an der Geschichte Ötzis die größte Anziehung aus?
Es sind wohl die Ereignisse um seinen gewaltsamen Tod, die viele BesucherInnen primär beschäftigen. Warum wurde er ermordet? Wer war der Mörder? Es gibt zahlreiche Fakten zu den letzten Lebenstagen von Ötzi, die wir mittlerweile kennen, weil wissenschaftlich gelöst. Doch vieles wird ein Geheimnis bleiben. Und genau dieses Geheimnis fasziniert und lädt jeden einzelnen ein, sich Gedanken zu machen.
Was gibt es Neues im Ötzi-Museum zu sehen?
2011, im Jubiläumsjahr "20 Jahre Mann aus dem Eis", wurde das Südtiroler Archäologiemuseum komplett umgestaltet. In einem ansprechenden Ausstellungsparcours werden heute auf fast 1000 m² neben den Originalfunden auch die wichtigsten Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit präsentiert. So wird der Fund in einen breiten Kontext gestellt und dessen Bedeutung und Einmaligkeit unterstrichen. Neu ist auch die wissenschaftliche Rekonstruktion des lebenden Mannes aus dem Eis, die dem wahren Erscheinungsbild Ötzis wohl sehr nahe kommt und BesucherInnen gewöhnlich sehr beeindruckt.
Das Südtiroler Archäologiemuseum ist eines der neun Landesmuseen der Autonomen Provinz Bozen. Es befindet sich in der Bozner Fußgängerzone in einem historischen Gebäude aus dem Jahr 1912, das anfangs die Habsburger Bank und später die Banca d’Italia beherbergte. Seit 1998 ist das Haus in der Museumstraße Sitz des Archäologiemuseums. Archäologische Funde aus dem südalpinen Raum und natürlich „der Mann aus dem Eis“ sind die Hauptexponate der Dauerausstellung, die auf drei Stockwerke verteilt einen Einblick in den frühgeschichtlichen Alltag in diesem geografischen Raum geben. Die vierte Etage ist Sonderausstellungen vorbehalten. Derzeit diskutiert man einen möglichen Umzug der archäologischen Dauerausstellung samt Ötzi in größere und geeignetere Räumlichkeiten.
Ganzjährig geöffnet (außer am 1. Jänner, 1. Mai und 25. Dezember): Dienstag - Sonntag, von 10 bis 17.30 Uhr. Montags geschlossen. Im Juli, August und Dezember bleibt das Museum auch am Montag geöffnet. Für einen Rundgang im barrierefreien Museum benötigen Sie ca. 1-2 Stunden. Nähere Infos: www.iceman.it
(Weiterer Artikel zum Ötzi: Der Jahrhunderfund aus dem Gletscher)
Info: Verkehrsamt der Stadt Bozen, Tel.: +39 0471 307000, E-Mail: info@bolzano-bozen.it
