Mehr Raum für naturnahe Flussgebiete

Neuer Lebensraum für mehr als 1.100 gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, wie hier die Uferschnepfe - (c) Frank Derer

Im Bereich der unteren Havel führt der NABU die größte Flussrenaturierung in Mitteleuropa durch. Das Gewässerrandstreifenprojekt „Untere Havelniederung zwischen Pritzerbe und Gnevsdorf“ wird dank der finanziellen Unterstützung des Bundes sowie der Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt möglich. Der Eigenanteil des NABU beträgt 1,6 Mill. €. Ergänzt wird das Projekt durch flankierende Maßnahmen, zu denen unter Zuhilfenahme von EU-Mitteln ebenfalls die Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt beitragen. Außerdem wirbt der NABU hier in erheblichem Umfang für weitere Mittel.



Die Untere Havel ist ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Der ausgebaute Fluss wird mit diesem Projekt des NABU renaturieren und es werden neue Naturparadiese geschaffen. Durch den Anschluss von Altarmen entstehen kleine Inseln, hier können sich wieder neue Auwälder entwickeln. Uferbefestigungen werden beseitigt, Flutrinnen aktiviert, zudem sollen Deichabschnitte zurückgebaut und damit Überflutungsgrünland zum Hochwasserschutz gewonnen werden. In gut einem Jahrzehnt soll die Untere Havel wieder ein lebendiger Fluss werden. Ein Lebensraum für mehr als 1.100 gefährdeten Tier- und Pflanzenarten.

Die Anpassung von Landschaften an den Klimawandel ist eine politische Kernaufgabe für den Schutz von Menschen, Natur und Wirtschaftsgütern. Die Wiederherstellung von naturnahen Flussläufen und Auen ist dabei von zentraler Bedeutung. Wie das gelingen kann, zeigt das europaweit größte Projekt zur Renaturierung eines Flusses und seiner Aue "Untere Havelniederung" des NABU. Der einstmals stark ausgebaute Fluss wird bis spätestens 2033 renaturiert und wieder in ein Naturparadies verwandelt. Altarme und Hochflutrinnen werden wieder angeschlossen und Auenwälder angepflanzt. Deichabschnitte werden zurückgebaut und so Überflutungsflächen für den Hochwasserschutz gewonnen.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: "Das Wasser in Flüssen versorgt die Natur mit Nährstoffen. Flüsse sind zugleich ein natürlicher Lebensraum und historisch bevorzugter Siedlungsraum. Durch Begradigung und Umgestaltung haben die Menschen vor allem aus wirtschaftlichen Gründen versucht, Wasserläufe zu optimieren. Das rechnet sich aber spätestens dann nicht mehr, wenn nach Starkregen Hochwasser Siedlungsgebiete erreicht und dabei großes Leid auslösen. Naturnahe Flussläufe sind hingegen in der Lage, solche Folgen stark abzumildern. Um unsere Gewässer und andere Ökosysteme wieder widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen, fordern wir einen Renaturierungsfonds mit einem Volumen von 500 Millionen Euro pro Jahr."

Die Havel-Renaturierung zeigt eindrucksvoll, wie durch naturnahe Gestaltung von Gewässern der gesamtheitliche Nutzen zunimmt - für Mensch und Natur. Das bestätigt auch die Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke (Bündnis90/Die Grünen) bei einer Tour auf der Havel: „Flüsse sind Lebensadern unserer Landschaft – das gilt insbesondere für die Untere Havel. Was wir hier sehen, begeistert Menschen für Natur und Renaturierung, bringt es doch das Wiederbeleben natürlicher Lebensräume und Erholung zusammen. Der Schutz unserer Natur und auch die Wiederherstellung zerstörter Lebensräume gewinnen an Bedeutung, um das Klimaziel von Paris zu erreichen. Auch können gesunde Ökosysteme extreme Wetterereignissen und Klimaschwankungen besser ausgleichen. Bei Dürre und starkem Regen kann so Wasser in der Landschaft gehalten werden. Gleichzeitig gewinnt hier die Biodiversität eindeutig. Dieses Projekt kann in Zukunft Vorbild sein für weitere Landschaften. Was hier passiert, sollte an vielen Orten passieren. Die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen schlägt deshalb ein Programm Natürlicher Klimaschutz und Renaturierung vor und wirbt dafür um Unterstützung für die nächste Wahlperiode.“

Weitere Informationen
zum Projekt 'Untere Havelniederung'
zum Thema Hochwasser

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.