Winterwandern - die wichtigsten Tipps für schöne Touren

Bei schönem Wetter reicht auch im Winter ein dünner Pullover - (c) Christine Kroll

Auch im Winter erfreut sich Wandern zunehmend an Beliebtheit. Und das mit Recht: Bewegung an der frischen Luft ist gesund und wenn man dann noch von einem größeren oder kleineren Berggipfel den Blick über das weiße Winterwunderland schweifen lassen kann, ist das für viele ein perfekter Wintertag.

Allerdings erfordert eine Winterwanderung eine detaillierte Vorbereitung und Planung, als man der gleichen Tour im Sommer widmen würde. Unsere Autorin Christine Kroll gibt Euch hier die wichtigsten Tipps, damit der Winterwandertag erfolgreich wird.

Zeit- und Tourenplanung
Im Winter sind die Tage deutlich kürzer als im Sommer. Im Hochwinter geht die Sonne erst nach 08.00 Uhr auf und bereits vor 16.30 Uhr wieder unter. Wandertouren dürfen also nicht zu früh, aber auch keinesfalls zu spät gestartet werden, um rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit wieder im Tal zu sein. Ebenfalls berücksichtigt werden sollte die zusätzliche Anstrengung, die eine Wanderung bei Eis und Schnee mit sich bringt. Bei tief verschneiten oder vereisten Wegen, verlängert sich die Gehzeit deutlich im Vergleich zum Sommer, da jeder Schritt mit mehr Bedacht und Kraft gesetzt werden muss. Auch die Orientierung ist im Winter schwieriger als im Sommer, da Wegmarken oder ganze Wege unter der Schneedecke nur schwer oder gar nicht zu erkennen sind. Gerade Anfänger sollten zu Beginn erst einmal kürzere Touren auswählen, als sie im Sommer bewältigen könnten.

Ein weiterer Faktor, den Wanderer gerne außer Acht lassen, ist die Lawinengefahr. Während Tourenski- oder Schneeschuhgeher, die Querfeldein unterwegs sind, die Lawinengefahr meist im Blick haben, fühlen sich Wanderer auf ausgewiesenen Wegen sicher. Diese Sicherheit ist trügerisch, denn auch über einem Wanderweg können sich kritische Steilhänge befinden, von denen ggf. die Gefahr eines Lawinenabgangs ausgeht.

Für die Tourenplanung ebenfalls gut zu wissen, ist die Schneemenge und -höhe und ob der Weg bereits von anderen Wanderern gespurt wurde. Für die Schneemenge sollte man bereits einige Tage vor der Tour den Wetterbericht beobachten: Wann hat es zuletzt geschneit? Wie waren die Temperaturen in der letzten Woche? Zum Zustand der Wege gibt es keine garantierten Informationen, aber in vielen Tourenportalen und Gruppen in den sozialen Medien werden aktuelle Tourenbedingungen gepostet, die einen guten Anhaltspunkt zu den Verhältnissen vor Ort geben.

Kleidung nach dem Zwiebelprinzip
Auch der Kleidungsfrage gebührt im Winter mehr Aufmerksamkeit als im Sommer. Selbst wenn es an einem sonnigen Tag im Tal angenehm warm zu sein scheint, kann es unterwegs im Schatten oder bei aufkommendem Wind empfindlich kalt werden. Und was mit leichtem Frösteln beginnt, kann im Ernstfall mit einer Unterkühlung oder Schlimmerem enden.

Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, kleidet man sich im Winter in Schichten - wie eine Zwiebel. Dabei erfüllt jede Schicht ihre eigene Funktion. Als unterste Schicht direkt auf der Haut kommt Unterwäsche, die die Feuchtigkeit aufnimmt und den Körper wärmt. Empfehlenswert sind Unterhemden aus Merinowolle, da sie selbst im feuchten Zustand noch wärmen. Darüber kommt die wärmende Lage aus Fleece oder einem dickeren Merinopullover. Die richtig warme Isolationsschicht besteht dann aus einer Daunen- oder Primaloft-Jacke. Ganz außen kommt der Wetterschutz: Eine wind- und wasserdichte (Hardshell-)Jacke, die unterwegs vor den Elementen schützt. Ideal ist hier ein Modell mit Unterarmbelüftung für optimale Temperaturregulierung. Je nach Temperatur und Anstrengung werden die Schichten unterwegs an- und ausgezogen und unterschiedlich miteinander kombiniert. Während man im Aufstieg häufig nur in der ersten Schicht und ggf. einem Windschutz unterwegs ist, ist am Gipfel die wärmende Schicht angesagt, die die im Aufstieg erzeugte Hitze speichert. Wer viel schwitzt, sollte zusätzlich Wechselkleidung dabeihaben, um nicht auszukühlen, wenn die unterste Schicht vom Aufstieg nass ist.

Während man sich obenrum schnell an- und ausziehen kann, stellt sich oft die Frage nach der richtigen Winterwanderhose. Empfehlenswert ist hier eine etwas dickere Softshellhose, idealerweise mit Lüftungsschlitzen an den Beinen. Je nach Temperatur(-empfinden) kann man zusätzlich eine dünne Skiunterhose oder Leggings drunter ziehen. Gefütterte Skihosen dagegen sind nicht empfehlenswert, da man im Aufstieg unnötig schwitzt. Gegen kalte Oberschenkel am Gipfel hilft ein Primaloft-Rock oder -Hose, die man einfach über die Hose zieht.

Wichtig ist zudem die Wahl der richtigen Schuhe: Während man im Sommer kleinere Touren auch in Trailrunning- oder Sportschuhen machen kann, sind für Wintertouren wasserdichte und knöchelhohe Wanderschuhe ein Muss. Nichts ist unangenehmer als eine Tour mit nassen und kalten Füßen absolvieren zu müssen. Etwas dickere Wandersocken aus Merinowolle halten die Füße zusätzlich warm. Da auch der beste Wanderschuh kein Eindringen von Schnee von oben verhindern kann, sind zusätzlich Gamaschen hilfreich. Diese werden über Schuhe und Hose gezogen, reichen meist bis zur Wade und bieten so zusätzlichen Schutz vor Nässe.

Ausrüstung
Neben der passenden Bekleidung gibt es weitere Ausrüstungsgegenstände, die im Winter zwingend in den Rucksack gehören, um keine bösen Überraschungen zu erleben und im Ernstfall gut ausgerüstet zu sein.

Auf Schnee und Eis geben selbst gut profilierte Wanderschuhe nicht immer ausreichend Halt. Abhilfe schaffen sogenannte Grödel. Die “Schneeketten” für die Schuhe wiegen nur wenige hundert Gramm und geben auf vereisten Wanderwegen oder Steigen wertvollen Halt. Ebenfalls hilfreich für die Stabilität sind Wanderstöcke mit großen Wintertellern, damit der Stock nicht zu tief im Schnee versinkt.

Die meiste Wärme verliert der Mensch über den Kopf, eine wärmende Kopfbedeckung gehört also ebenfalls in den Rucksack. Daneben gehören Handschuhe und ein Schal oder ein Schlauchtuch zur Grundausrüstung einer jeden Winterwanderung.

Sollte die Wanderung doch einmal länger dauern, ist es sinnvoll, eine Stirnlampe im Gepäck zu haben. Natürlich hat jedes Handy heute eine integrierte Taschenlampe, doch verbraucht diese sehr viel Akku und den sollte man gerade bei kalten Temperaturen besser schonen.

Auch im Winter ist es wunderschön, am Gipfel seine Brotzeit zu genießen und den Blick über die Landschaft schweifen zu lassen. Da ein kalter und nasser Hintern ähnlich unangenehm ist wie nasse Füße, gehört ein isoliertes Sitzkissen ins Gepäck, das sowohl vor Nässe als auch für kalten Steinen schützt.

Dem Sonnenschutz wird im Winter oft zu wenig Beachtung geschenkt, dabei reflektiert der Schnee die Sonne und verstärkt sie damit sogar. Auch wenn im Winter oft nur das Gesicht der Sonne ausgesetzt ist, gehören Sonnencreme und ein UV-Lippenstift unbedingt dazu. Auch eine gute Sonnenbrille muss dabei sein, um die Augen vor dem oft gleißend weißen Licht zu schützen.

Ein Erste-Hilfe-Set darf das ganze Jahr nicht im Rucksack fehlen. Im Winter gehören zur Erste-Hilfe-Ausrüstung zusätzlich unbedingt noch eine Rettungsdecke oder ein Biwaksack. Im Falle eines Unfalls ist die Gefahr des Auskühlens groß und kann mit einer Rettungsdecke effektiv verhindert werden, bis z.B. die Bergwacht den Verunfallten übernimmt.

Proviant
Bei Minusgraden ist der Energiebedarf eines Menschen um ungefähr ein Fünftel höher als bei sommerlichen Temperaturen. Gepaart mit der zusätzlichen Anstrengung braucht man im Winter also etwas mehr Proviant als bei der gleichen Tour im Sommer. Auch die Art der Brotzeit sollte variieren: Ein warmer Tee aus der Thermoskanne wärmt während er Pause von innen, während eiskaltes Wasser aus der Trinkflasche kein großer Genuss ist. Wasser oder andere Kaltgetränke sollten im Winter unbedingt in einer Isolierflasche transportiert werden, damit am Gipfel keine Eiswürfel im Pausengetränk schwimmen. Ein sinnvoller Proviant ist ein gutes Vollkornbrot mit Belag nach Wahl: Das lässt sich auch mit Handschuhen essen und bringt ausreichend Energie. (Selbstgemachte) Müsliriegel, Nüsse oder Früchtebrot sind ebenfalls ein guter Pausesnack für unterwegs. Weniger ideal sind im Winter wasserhaltige Obst- und Gemüsesorten, wie Äpfel, Gurken oder Paprika. Diese sind eiskalt kein Genuss und gefrieren im schlimmsten Fall auf dem Weg nach oben. Und wer schon einmal mit kalten Fingern ein Ei gepellt hat, weiß, dass auch Eier im Winter besser zu Hause gegessen werden.

Wer diese Tipps beherzigt, kann auch im Winter schöne Stunden in den Bergen verbringen.

Über den Autor*Innen

Wanderfreak Autorin Christine Kroll

Christine Kroll

Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.