Winterbräuche im Vinschgau

Vinschgau - „Aufgewacht, der Frühling kommt!“ So lautet die Botschaft des Zusslrennens in Prad im Vinschgau. - (c) Vinschgau Marketing/Frieder Blickle

 

Die Vinschger zelebrieren ihre Winterbräuche immer noch so wie ihre Vorfahren: Mithilfe von archaischen Ritualen wünschen sich die Talbewohner Fruchtbarkeit und Erntesegen herbei. Lautstarke Umzüge sollen die kalte Jahreszeit vertreiben und das Korn aufwecken. Beim Scheibenschlagen, Maiinschnelln, Zusslrennen und Proder Maschger können auch Urlauber in Südtirols Westen hautnah an den jahrhundertealten Zeremonien teilhaben. (www.vinschgau.net)

Zusslrennen
Alljährlich am Unsinnigen Donnerstag (12. Februar 2015) versammeln sich Burschen und Männer im Dorfzentrum von Prad am Stilfserjoch im Vinschgau. Ganz in Weiß gekleidet und mit bunten Schleifen geschmückt, tragen die so genannten „Zussln“ bis zu 20 Kilo schwere Kuhglocken um die Hüften. Mit den riesigen Schellen lärmen sie stundenlang – der Krach soll Kälte vertreiben und das Korn aufwecken.

Proder Maschger
Der Brauch vom „Proder Maschger“ reicht bis in die Zeit der Donaumonarchie zurück. Traditionell besteht der „Hochzeitszug“ aus acht Paaren – und nur aus Männern. Sie wandern alljährlich am Faschingssonntag und -dienstag (15. und 17. Februar 2015) in Prad am Stilfserjoch von Wirtshaus zu Wirtshaus, der „Bajaz“ eröffnet jeweils den Tanzreigen. Das letzte Paar, bestehend aus „Zoch“ und „Pfott“, tanzt besonders plump und ausgelassen. Die beiden demonstrieren die Fruchtbarkeit und küssen am Ende alle anwesenden Frauen und Männer im Lokal, bevor sie weiterziehen.

Scheibenschlagen
Am ersten Fastensonntag des Jahres (22. Februar 2015) werden im Obervinschgau die „Scheiben geschlagen“, besonders eindrucksvoll am mystischen Tartscher Bühel. In der Dämmerung wandern alle Dorfbewohner zur „Hex“. Bei Einbruch der Dunkelheit zünden sie die hohen, strohumwickelten Stangen an, schreien dabei aus voller Kehle und vertreiben so die Winterdämonen. Anschließend halten sie Holzscheiben an langen Gerten ins Feuer, bis sie glühen. Begleitet von einem Erntesegen für den kommenden Frühling werden die Scheiben dann mit einer speziellen Technik ins Tal geschleudert. Je weiter die Scheibe fliegt, desto mehr Glück bringt sie.

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.