Der Lykische Weg ist ein Fernwanderweg im Südwesten der Türkei. Er führt über 509 km von Fethiye nach Antalya, fast immer direkt am Lykischen Meer entlang. Unterwegs passiert man unzählige antike Stätten, wunderschöne Strände und malerische Dörfer. Wer den kompletten Weg gehen möchte, benötigt dafür einen guten Monat Zeit und überwindet dabei neben 500 km auch 29.000 Höhenmeter. Offiziell ist die Strecke in 26 Etappen eingeteilt, die man teilweise individuell anpassen kann.
Die Landschaft unterwegs ist abwechslungsreich: Antike Stätten wechseln sich mit touristischen Zentren ab, auf einsame Strände folgen schroffe Felsküsten. Der Weg ist durchgängig in rot-weiß sehr gut markiert und leicht zu finden. Und auch wenn sich immer mehr Wanderer für den Lykischen Weg entscheiden, ist man über weite Strecken allein unterwegs und genießt die Natur ganz für sich. Dabei begegnet man immer wieder der herzlichen Gastfreundschaft der türkischen Bevölkerung und kann sich von landestypischen Leckereien verwöhnen lassen.
Wer keine Zeit, Energie oder Muße hat, den gesamten Fernwanderweg zu gehen, kann nur ein Teilstück des Weges in Angriff nehmen oder von einem festen Standort aus den schönsten Etappen erkunden. Nachfolgend stelle ich Euch meine Lieblingswanderungen an der Lykischen Küste vor.
Ein guter Standort sind die Ortschaften Adrasan oder Cirali, die beide direkt am Lykischen Weg liegen. Je nach gewähltem Standort braucht man für die eine oder andere Etappe ein Taxi zum Start- oder vom Endpunkt, aber diese sind in der Türkei noch günstig und reißen kein großes Loch in die Reisekasse. Vor allem für den Rückweg sollten die Taxen teilweise vorab gebucht werden, da nicht immer in allen kleinen Ortschaften Taxen verfügbar sind.
Die schönsten Etappen
Von Adrasan nach Cirali
Aus dem Zentrum von Adrasan führt diese etwa 20 km lange Etappe zunächst durch Felder und später durch lichten Wald auf den Mosesberg. Am Anfang genießt man noch einen schönen Ausblick auf die umliegende Landschaft, dann wird der Wald dichter und lichtet sich erst am Gipfel des knapp über 700 m hohen Musa Dağ, wie der Gipfel auf Landessprache heißt. Nur am höchsten Punkt des Berges erblickt man das tief unten liegende Meer. Auf dem Mosesberg findet man die Überreste der oberen antiken Stadt Olympos, einer der ersten Siedlungen der Lykier. Einige Mauern und vor allem die 7-8 m tiefen Wasserzisternen sind intakt geblieben und liegen hier ohne jegliche Beachtung im Wald. Für größere Ausgrabungen fehlen die Mittel und so muss hier jeder seine eigene Interpretation der Überbleibsel finden. Anschließend überschreitet man den Gipfel und steigt zum unteren Olympos direkt am Meer ab. In der Antike hatten die Städte immer einen oberen und einen unteren Teil. Oben lebte man sicher und unten wurde Handel betrieben. Wer noch Zeit hat, sollte auf jeden Fall eine Runde durch das untere Olympos drehen. Hier werden Ausgrabungen und Konservation betrieben und es gibt Informationstafeln zu den einzelnen Gebäuden, die teilweise noch sehr gut erhalten sind.
Von Ulupinar nach Cirali
Mit dem Taxi ist man schnell in Ulupinar, wo diese relativ kurze Wanderung (9 km) auf 250 m über dem Meer beginnt. Zunächst geht es auf einem breiten Weg ein Stück abwärts durch den Wald, bevor man auf einen schmalen Steig wechselt, der stetig bergauf führt. Nach etwa 3 km hat man den höchsten Punkt der Wanderung erreicht und genießt einen beeindruckenden Ausblick auf das Meer. Nur ein paar Meter bergab wartet der Höhepunkt dieser Wanderung: die Ewigen Feuern von Chimaera. Auf einem Felsplateau lodern scheinbar aus dem Nichts Flammen aus Löchern, Rissen und Spalten im Fels. Entzündliche Gase, die hier ausströmen, sind für dieses Phänomen verantwortlich. Bereits in der Antike war Chimaera eine Kultstätte und die Feuer wiesen den Schiffen draußen auf dem Meer den Weg. Heute sind die Flammen dafür zu klein, je nach Luftdruck lodern sie mal mehr oder weniger stark aus dem Fels. Faszinierend ist das Schauspiel allemal. Am Rande des Flammenfelds stehen die Überreste des antiken Tempels des Hephaistos stolz über dem Meer. Der Abstieg nach Cirali ist ein komfortabler Treppenweg, da der offizielle Zugang zu den Feuern von dieser Seite beschildert ist. Nach insgesamt etwa 5 km ist man wieder auf Meereshöhe angekommen und spaziert gemütlich nach Cirali.
Von Karaöz nach Adrasan
Eine der schönsten Etappen des Lykischen Wegs ist der 21 km lange Abschnitt von Karaöz nach Adrasan. Von Karaöz geht es zunächst über eine schmale Straße die Küste entlang bergauf. Nach etwa 5 km endet die Straße und man wandert auf einem schmalen Pfad weiter. Nach weiteren 2,5 km erreicht man mit dem Leuchtturm Gelidonya den ersten Höhepunkt der Wanderung. Der Leuchtturm liegt exponiert auf einer Landzunge und bietet einen traumhaften Blick über das Meer und drei kleine vorgelagerte Inseln. Wer ein Fernglas dabei hat, kann mit ein bisschen Glück Delphine beobachten, die sich vor den Inseln im Meer tummeln. Die Landzunge wird als der südlichste Punkt der Türkei vermarktet, aber beim Blick auf die Karte bezweifle ich das ein wenig. Sehr weit südlich ist es in jedem Fall. Kurze Zeit später erreicht man auf etwa 420 m über dem Meer den höchsten Punkt der Wanderung. Nun geht es immer aussichtsreich in entspanntem Auf und Ab hoch über dem Meer entlang. Etliche Aussichtspunkte laden zu einer Pause ein. Erst ganz zum Schluss taucht man in ein schattiges Wäldchen ein und endet schließlich am Strand in Adrasan.
Von Adrasan zur Piratenbuch Sazak
Kein Teil des Lykischen Wegs, aber ebenfalls eine wunderschöne Wanderung führt über 10 km zur Piratenbucht Sazak. Die Tour führt über einen breiten Weg, ohne nennenswerte Steigung und ist im Vergleich zu den vorhergehenden als einfach einzustufen. Dennoch lohnt es sich, die Tour zu gehen. Am Anfang führt der Weg oberhalb des Meeres entlang und bietet immer wieder tolle Ausblicke auf einsame Buchten und das türkisblaue Wasser. Nach etwa der Hälfte der Strecke taucht man in den Wald ein, bis man schließlich die einsame Sazak-Bucht erreicht. Die Bucht ist nur zu Fuß oder mit dem Boot erreichbar, so dass man hier oft ganz alleine den langen Strand und das Meer genießen kann. Nach einer ausgiebigen Badepause geht es auf dem gleichen Weg zurück nach Adrasan.
Weitere Informationen
Das Tor zum Lykischen Weg ist der Flughafen Antalya. Von Deutschland aus wird Antalya z.B. von Sun Express oder Corendon Airlines nonstop angeflogen. Alternativ gibt es Verbindungen mit Turkish Airlines über Istanbul. Für die Einreise in die Türkei reicht für Deutsche Staatsbürger ein gültiger Personalausweis.
In den beiden Ortschaften Adrasan und Cirali hat der internationale Massentourismus noch keinen Einzug gehalten, aber viele türkische Reisende verbringen hier ihren Urlaub. In beiden Orten gibt es kleine, charmante Hotels, Ferienapartments oder Campingplätze. Am Strand laden unzählige kleine Restaurants dazu ein, die schmackhafte türkische Küche zu probieren. Die türkische Küche ist sehr vielfältig und unglaublich lecker - egal ob vegetarisch, mit Fisch oder Fleisch. Je nach Saison wird am Straßenrand frisch gepresster Granatapfelsaft verkauft.
Man erreicht Adrasan und Cirali am besten mit den öffentlichen Fernbussen, die vom Busbahnhof etwa 4 km nördlich des Zentrums abfahren. Vom Flughafen gelangt man mit dem öffentlichen Linienbus oder einem Taxi zum Busbahnhof.
Die beste Reisezeit für eine Wanderung auf dem Lykischen Weg sind das Frühjahr und der Herbst. Im Sommer ist es in Lykien teilweise zu heiß, um tagsüber aktiv unterwegs zu sein, während der Winter zu unbeständig und auch zu kalt für ausgedehnte Wanderungen ist.
Über den Autor*Innen
Christine Kroll
Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.