Unterwegs auf dem Knappentreck in Osttirol


Spurensuche in der wilden Welt der Gipfel: Kaltblüter schleppen das Gepäck, während Wanderer im Nationalpark Hohe Tauern den Pfaden der Bergarbeiter folgen und zwei Tage hochalpine Einsamkeit genießen

Früher brachten sie die Beute der Bergleute ins Tal, heute schleppen sie für Wanderer Schlafsäcke, Hüttenschuhe und Zahnbürsten den Berg hinauf: Die Noriker sind gutmütige Kaltblüter und immer mit von der Partie, wenn der Knappentreck in Osttirol startet. Vom 400 Jahre alten Handelshaus in St. Jakob im Defereggental führt der Weg über historische Pfade zu den Knappengruben

im Trojeralmtal, weiter zum Nachtlager auf der Neuen Reichenbergerhütte und am nächsten Tag an den Umbalfällen vorbei ins Virgental. Zurück zum Ausgangspunkt geht’s mit dem Wanderbus. „Ein einzigartiges Erlebnis in der hochalpinen Bergeinsamkeit“, schwärmt Nationalpark-Ranger Matthias Berger, der die Wanderer begleitet – und darauf hinweist, dass trotz der Packpferde eine gute
Kondition ebenso erforderlich ist wie Trittsicherheit. Insgesamt 3100 Höhenmeter hoch und runter, 15 Kilometer Distanz, zwölf Stunden reine Gehzeit. Die Eckdaten sprechen für sich.

 

„Aber wir machen viele Pausen“, beruhigt Bergwanderführer Berger. Für ihn ist es Ehrensache, dass er die Knappenjause selbst im klassischen Buckelkorb der Bergarbeiter trägt, vom Start weg rund drei Stunden bis zur ersten Rast im Trojeralmtal – Noriker hin oder her. Frisches Brot, Käse, Würste und Speck aus der Region, vielleicht noch einen Schluck Schnaps und die Fantasie funktioniert: Bei der Besichtigung der Ruinen, des restaurierten Wohnhauses mit Schmiede und des Schaustollens in der Abgeschiedenheit auf 2000 Metern Höhe lässt sich’s leicht ausmalen, unter welch schwierigen Bedingungen hier einst Kupfererz und Eisen gewonnen wurde. „Doch schon im 17. Jahrhundert lohnte der Abbau nicht mehr“, erzählt Berger. „Die Defregger, sprich die Bewohner des Tals, verarmten und mussten als Wanderhändler durch die Alpen ziehen.“


Derweil marschieren die Gäste weiter durch die Heimat von Murmeltier und Gämse Richtung Neue Reichenbergerhütte (2586 m), die malerisch und abgeschieden in der Lasörlinggruppe liegt. Wie wär’s vor dem Abendessen mit einem Bad im Bödensee? Wer mag, verabschiedet den Tag auf dem Bachlenkenkopf (2759 m) und begrüßt den nächsten Morgen im Sonnenaufgang auf der Gösleswand (2912 m): „Der Blick auf Großvenediger und Großglockner ist einfach unbeschreiblich“, verspricht Berger. Der wildromantische Abstieg führt anschließend über das Kleinbachtal ins Iseltal und vorbei an den Umbalfällen, über die sich die Isel als letzter frei fließender Gletscherfluss der Alpen stürzt. Damit nicht nur das Gepäck, sondern auch die Wanderer selbst auf dem Knappentreck besonderen Transport-Komfort genießen, wird das letzte Stück nach Ströden in der Pferdekutsche zurückgelegt. Von dort aus geht’s mit dem Wanderbus zum Ausgangspunkt in St. Jakob.

Preise und Termine: Der Knappentreck findet am 7./8. August und am 4./5. September statt. Die geführte Tour kostet 250 Euro, inklusive Pferde, Jause, Übernachtung und Halbpension (ohne Getränke).

Weitere Infos:

Osttirol Information, Albin-Egger-Str. 17, A-9900 Lienz

Tel. +43 (0) 50 212 212, info@osttirol.com, www.osttirol.com

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