Sonnenbrand am Polarkreis

Eine Postschiffreise entlang der Küste Norwegens!

 

Norwegen – Mit dem Postschiff der Hurtigrutenlinie im Sommer von Kirkenes bis Bergen. Mehr als 2.472 Kilometer führt die Strecke von Kirkenes im Norden nach Bergen im Süden an der von Fjorden zerklüfteten norwegischen Küste entlang.

Kirkenes – Es gibt Freibier, wenn es dunkel wird.

Nur dunkel wird es nicht in Kirkenes – wenigstens nicht im Mittsommer. Kirkenes liegt in Nordnorwegen und etwa zehn Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt. Zum Abendessen wird im Hotel Thon in Kirkenes Fisch satt serviert. Klar, in dieser fischreichen Gegend kann nichts frischer sein als Fisch. Alle Gäste gehen zur großen Terrasse des Hotels um den Sonnenuntergang zu beobachten. Doch weit gefehlt. Es ist Mittsommer, und im Mittsommer geht die Sonne oberhalb des Polarkreises erst gar nicht unter. Das erzeugt eine ganz besondere Stimmung und wirkt wie eine Lichttherapie, jeder ist gut drauf. Auch zum Frühstück am nächsten Morgen gibt es schon Fisch, Rührei mit Lachs und dann Joghurt mit Blaubeeren.

Die „Finnmarken“, ein Schiff der Hurtigrutenlinie läuft ein, das Borden beginnt und dann sticht das Schiff mit seinen Passagieren in See. Aufkommender Nebel treibt in Schwaden vom Festland aufs Meer. Nur selten taucht ein Dorf mit Holzhäusern in rot, beige- oder ockerfarben auf. Eine Weile begleiten ein paar Möwen mit der Hoffnung auf Futter das Schiff. Schroffe Küsten und Schärengärten wechseln sich ab. Chillen und einfach zur Ruhe kommen ist das Thema des Tages. Die Aktiven springen in das beheizte Schwimmbad oder genießen den Whirlpool. Im sechsten Stock des Passagierschiffes hat man die Möglichkeit in die Sauna zu gehen oder sich im Fitnessraum auszupowern. Jogger können auf Deck fünf Runde um Runde drehen.


Am Nachmittag wird der Aufenthalt in Vardø für einen Landspaziergang genutzt. Auf dem Dach des Heimatmuseums brüten Möwen auf schmalen Holzbrettern und machen ein unbeschreibliches Geschrei. Zurück auf dem Schiff beginnt das Abendessen mit Königskrabben, Kaviar und Blinis. Rentierbraten aus der Finnmark mit Pelmeni, kleinen Teigtaschen, gefüllt mit Gemüse und Selleriepüree folgen und das Menü endet mit einer Pavlova Torte mit frischen Waldbeeren.

Nordkap, Samen und Rentiere

Der Weckruf um fünf Uhr morgens ist nur halb so schlimm, da es sowieso immer noch hell ist. Schnell einen Kaffee und schon geht es los zur Nordkap-Tour, zu der der Bus bereits vor dem Schiff in Honningsvåg wartet. Leere Stockfischgestelle, die „arktischen Kathedralen“ wie sie von den Einheimischen genannt werden, stehen am Straßenrand. Eine Stunde fährt der Bus über die baumlose Insel Magerøya Richtung Nordkap. Viele zottelige Rentiere sind rechts und links neben der Straße zu sehen, sie verlieren ihr Winterfell. 5000 Rentiere sind bis Ende Juli auf der Insel Magerøya, dann schwimmen sie, da sie rund und vollgefressen sind nach Karasjok, der Hauptstadt der Völkergruppe der Samen. Hier wohnen etwa 3.000 Einwohner und rund 60.000 Rentiere verbringen hier die Herbst- und Wintermonate. Nach dem Winter, wenn die Rentiere abgemagert sind, werden sie per Schiff zurückgebracht.


„Das ist ein guter Tag für das Nordkap“, sagt Jenny Sports, die die Tour begleitet „denn, was selten ist, es gibt keinen Nebel.“ Sie kennt sich aus, denn sie wohnt in Honningsvåg. Das Beste ist, sie spricht deutsch, denn ihre Mutter stammt aus Wiesbaden. Ihr Vater ist aus Alabama. Sie lebt in der Hauptstadt der Insel in  Honningsvåg und studiert gerade in Deutschland Betriebswirtschaft. „Ich lebe hier, weil es mir hier gefällt“, erklärt sie. Sie lacht: „Es ist nicht der Liebe wegen zu einem Mann, es ist der Liebe wegen zu der Insel.“


Am Nordkap angekommen geht es zuerst zum Wahrzeichen des Nordkaps, der Weltkugel. Schnell ein paar Beweisfotos machen und dann zum Frühstück, dass von Hurtigruten im Restaurant organisiert wurde. Das Nordkap war schon von jeher ein Anziehungspunkt. Richard Chancellor, ein englischer Seefahrer sollte 1553 die Nordostpassage nach China per Schiff finden, er ist am Nordkap gestrandet und gab der Insel den Namen Nordkap. Er hat die ersten Karten gezeichnet und ist später bis Russland weitergefahren, er hat China nie erreicht. Das Nordkap ist in Wahrheit nicht der nördlichste Punkt Norwegens, sondern eigentlich ist es das Kap Knivskjelodden, das dem Nordkap gegenüberliegt. 1664 kam der erste Tourist, der Italiener Franzesco Nigri, der zu Fuß von Ravenna bis zum Nordkap ging an diesen nördlichsten Punkt. Nigri hat Bücher über die Flora und Fauna geschrieben, die vom Vatikan veröffentlicht wurden. 1879 kam die erste Touristengruppe des britischen Verlegers Thomas Cook, der hat bereits seit 1841 Pauschalreisen angeboten. Fischermänner haben die Frauen das steile 307 Meter hohe Cliff hinauf getragen. Erst im Jahr 1957 wurde die Straße zum Nordkap ausgebaut. Berühmte Persönlichkeiten wie der französische “Bürgerkönig” Louis Philippe, der schwedische König Oscar II., Kaiser Wilhelm II. und König Rama V. von Thailand haben das Nordkap besucht und waren begeistert. Der thailändische König hatte zum Dank viele Geschenke geschickt, die heute im Museum am Nordkap ausgestellt sind.


Dann geht es zu Anna und Nils, zwei Samen. Nils hat sein Lieblingsrentier dabei, einen Albino, der bei den Rentieren als Glücksbringer gilt. Rentiere sind die einzige Hirschart bei der auch das Weibchen ein Geweih trägt. Die männlichen Rentiere werfen im Herbst ihr Geweih ab, da es nicht mehr für die Brunft brauchen. Die weiblichen Rentiere tragen im Winter ihr Geweih und sind dann meistens trächtig. Also sind die Rentiere mit dem Weihnachtsmann auf den Weihnachtskarten immer trächtige weibliche Rentiere. „Rudolph the red nosed reindeer“ passt damit nicht so ganz.


Es gibt heute noch 100.000 Samen, die Hälfte von ihnen lebt in Norwegen – der Rest verteilt sich auf Schweden, Finnland und Russland. Die Samen haben ihre eigene Sprache, ein eigenes Parlament und eigene Schulen. Sie verehren zum Teil heute noch den Shamanismus und leben im Einklang mit der Natur. Alles hat seinen Geist, jeder Stein, jede Pflanze, jedes Tier und der Mensch sowieso. Heute sind die Samen meist Lutheraner.

Dann fährt der Bus nach Honningsvåg zurück. Dort ist alles das Nördlichste. Die nördlichste Tankstelle, der nördlichste Golfplatz, der nördlichste Supermarkt Rema 1000. Hier wird Klatsch und Tratsch ausgetauscht. Das Wetter ist jedoch stets das Thema Nummer eins. Der nördlichste Sandstrand ist die kleine Bucht, sie wird „Copacabana“ genannt. Die Wassertemperatur ist schmerzhaft kalt. Und kein Witz, die Einheimischen gehen tatsächlich schwimmen.


Schweinswale und Trolle

Der Bus fährt an der Küstenstraße weiter zum nächsten Hafen nach Hammerfest. Im Meer taucht eine Gruppe Schweinswale, die zur Familie der Delfine gehören, auf, man kann nur kurz ihre Schwanzflossen sehen. Vor dem Trolltunnel steht ein versteinerter Troll. Jeder winkt ihm zu, bevor er in den Tunnel fährt, das soll Glück bringen. Der Troll traf sich in längst vergangener Zeit jede Nacht mit seiner Freundin, einer jungen Trolldame. Eines Nachts konnte sie nicht kommen und er wartete viele Stunden auf sie. Als die Sonne aufging wurde er von den Sonnenstrahlen versteinert. Als die Trollfreundin in der nächsten Nacht zum Treffpunkt kam, war sie entsetzlich traurig, als sie sah, dass ihr Trollfreund versteinert war. Sie lebte fortan in seiner Höhle und weint noch heute um ihn. Wenn man mit dem Auto durch den Tunnel fährt, tropfen immer noch Tränen an die Windschutzscheiben. Bis Hammerfest ist es nur noch ein Katzensprung und dort geht es wieder auf die Finnmarken.


Arktische Sonne

Ein perfekter arktischer Sommertag verwöhnt die Passagiere mit 25 Grad auf der Finnmarken. Die Sonne bricht sich in den Wellen und es sieht aus, als ob tausende von blitzenden Diamanten im Wasser schwimmen. Die ersten Bikinis sind in den Liegestühlen an Deck zu sehen. Wer nicht aufpasst und sich nicht vor der Sonne schützt, kann sogar so hoch im Norden einen Sonnenbrand bekommen. In Stokmarknes ist der nächste Landgang, den kann man nutzen um das Hurtigruten-Museum zu besuchen. Auf der auf-gedockten Finnmarken von 1956 ist es möglich herumzulaufen und die Kabinen, damals nur mit Waschbecken, die Speisesäle und die Brücke zu erkunden.


Seeadler – Der Star des Nordens

Am Nachmittag hält die Finnmarken zum Ausbooten auf See. Ein kleines Boot fährt zum Trollfjord zu einer engen Passage, in der die Berge fast senkrecht aus dem Wasser ragen. Am Ende  des Fjords stürzt ein Wasserfall ins Meer. Die kreischenden Möwen werden vom Boot aus gefüttert. Sie setzen sich schon mal auf die Hand und hinterlassen auch gerne einen glitschigen Gruß – der aber Glück bringen soll. Wit, wit ruft der Guide und ahmt den Ruf des Adlers nach. Ein Seeadler kreist hoch über den Bergen am Himmel und kommt langsam näher. Ein großer Fisch wird ihm zugeworfen, den der Seeadler geschickt kurz vor dem Wasser auffängt. Seeadler haben eine Flügelspannweite von 2,60 bis 2,90 Meter. Eine weitere  Attraktion sind die Papageientaucher, die Mitte April in den Norden zum Brüten kommen. Papageientaucher fliegen in Gruppen mit ihren kurzen Flügeln ziemlich tollpatschig ganz dicht über dem Wasser, wenn ihnen das Boot zu nahe kommt, tauchen sie ab. Das kleine Ausflugsboot fährt bis in den Hafen in Svolvær, der Hauptstadt der Lofoten. Es geht gar nicht erst auf das Schiff, da eine Lofoten-Erkundung per Bus auf dem Programm steht


Lofoten nördlich des Polarkreises

Durch einen Tunnel geht es Richtung Henningsvær einem kleinen ursprünglichen Fischerort, der bei Kletterern und Tauchern sehr beliebt ist. In einem Café erzählt ein Einheimischer eine Anektdote: Auf den Lofoten gibt es nur eine einzige Ampel auf der Brücke nach Henningsvær. Dort treffen ein Norweger und ein Schwede mit dem Auto aufeinander und keiner fährt zurück. Da holt der Norweger sein Buch raus und fängt an zu lesen. Der Schwede kommt zu seinem Auto und fragt: „Kannst du mir das Buch leihen, wenn du fertig bist mit lesen?“ Wer ist da stur? Auf den Lofoten mit seinen 80 Inseln dreht sich alles um den Fischfang. Trockenfisch wird heute nicht mehr auf den Holzgerüsten getrocknet, sondern in temperierten Lagerhallen. In Stamsund geht es dann wieder an Bord der Finnmarken.


Frühstück mit Polarkreisüberquerung

Da das Schiff von Nord nach Süd den Polarkreis überquert, gibt es keine Polartaufe für die Passagiere, aber eine Urkunde bestätigt die Überquerung. Der sonnige Tag wird dem Liegestuhl gewidmet.

Wallfahrtsort des Nordens

In Trondheim legt die Finnmarken schon am Morgen um halb sieben Uhr an und sogleich startet die Stadtwanderung ins Zentrum von Trondheim, der drittgrößten Stadt in Norwegen. Da die Geschäfte erst um zehn Uhr aufmachen ist es noch sehr ruhig. Farbige Speicherhäuser auf Holzpfählen prägen das Stadtbild.

Alles strömt zum Nidaros-Dom, der größten mittelalterlichen Kirche und heiligste Ort Norwegens. Er ist auch die Krönungskirche des Norwegischen Könighauses. Olav II. Haraldson hat das Christentum eingeführt. Als er bei der Seeschlacht 1030 von Stiklestad für ein christliches Norwegen starb, wurde er in Trondheim begraben. Nach seinem Tod geschahen in der Nähe seines Grabes wundersame Dinge. Daraufhin hat man seinen Leichnam ausgegraben und dabei festgestellt, dass seine Haare, Bart und Fingernägel gewachsen waren und man nahm dies als Beweis für seine Heiligkeit. Er wurde als Märtyrer heilig gesprochen und in einen silbernen Sarkophag, der reich mit Edelsteinen verziert war, umgebettet. Darüber wurde eine kleine Kapelle gebaut, aus der der spätere Nidaros-Dom hervorging. Während der Reformation 1537 hatten die Priester den Leichnam des Heiligen Olav so gut versteckt, sodass er bis heute nicht mehr gefunden wurde. Der Nidaros-Dom ist der berühmteste Wallfahrtsort des Nordens. Viele Pilger kommen heute in der Hoffnung auf Heilung zum Grab des Heiligen Olav. Auffallend in der Kirche sind die vorchristlichen Tierköpfe und phantasievollen Kreaturen. Über einem Torbogen gibt es einen Wolfskopf der Wikinger, der den Feinden zur Abschreckung dienen sollte.


Kurz nachdem die Finnmarken wieder in See sticht, sieht man die Mönchsinsel auf der Steuerbord Seite liegen. Sie war einst Richtstätte der Wikinger, dann Kloster, heute ist sie Ausflugsziel und Badeplatz. Die Seefahrt führt an Kristiansund vorbei. Die Stadt liegt mit ihren farbigen Häusern auf drei Inseln verteilt.

Frachter, Kutter und Trawler liegen in der Kaianlage vor Werften und Speicherhäusern. Ein geschäftiges Treiben herrscht im Hafen. Dann gibt es noch einen Landausflug in Molde, der Jazzmetropole des Nordens, danach geht es zurück an Bord zur letzten Nacht auf See. Am nächsten Tag läuft die Finnmarken in die Zielgerade in Bergen ein. Der feste Boden hat einen wieder.


Bergen – die Hauptstadt des Regens

Die Hauptstadt des Regens wird ihrem Namen gerecht, ohne Regenschirm geht gar nichts. Es regnet und zwischendurch scheint immer mal wieder wie zur Versöhnung kurz die Sonne.

Bergen ist die zweitgrößte Stadt in Norwegen, man glaubt, man ist in Lübeck. Diesen Eindruck vermittelt das einstige Hanseviertel Brygge mit seinen farbigen Häusern, das zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Hier hatten in der Blütezeit hanseatische Kaufleute 300 Kontore. Sie verschifften Trockenfisch, Wolle und Leder in den Süden und im Austausch kamen Salz, Getreide, Malz, Gewürze und Bier.

Ein Bummel über den Fischmarkt in Bergen gehört dazu, hier herrscht quirliges Treiben. Ein Krabbenbrot oder einen Teller mit mariniertem Lachs, geräucherte Lachs und Krabben sollte man probieren oder auch frische Blau- und Himbeeren, die köstlich schmecken. Am kleinen See Lille Lungegårdsvann im Zentrum, liegt die Museumsmeile. Im Museum „Rasmus Meyers Samling“ sind Bilder von Edvard Munch, dem bekannten Sohn der Stadt ausgestellt. Wer moderne internationale Malerei des 20. Jahrhundert liebt, der besucht die „Stenersen Samling“ mit Werken von Pablo Picasso und Paul Klee. Zeitgenössische norwegische Kunst stellt die Kunsthalle Bergen aus. Den krönenden Abschluss jedoch bietet die sieben Minutenfahrt mit der Kabelbahn auf den Aussichtsberg Floyen. Von hier genießt man einen imposanten Blick auf die Stadt Bergen und die vorgelagerten Inseln bis hinaus aufs offene Meer.

Fazit: Besser kann man die Küste mit ihren Fjorden, Inseln und Hafenstädten nicht kennenlernen, als mit den Hurtigruten. Das geht ganz entspannt, entweder von Kirkenes nach Bergen oder ganz klassisch von Bergen nach Kirkenes. Ausflüge vertiefen die Eindrücke und so ganz nebenbei kann man die norwegische Küche genießen. An einem arktischen Sommertag kann es schon mal 25 Grad warm werden. Die Highlights sind im Winter das Nordlicht und im Sommer die Mitternachtssonne.

Kontakt:

Hurtigruten GmbH, Burchardstraße 14, 20095 Hamburg, Tel.: 040-87408358,  ce.info@hurtigruten.com, www.hurtigruten.de

Norwegisches Fremdenverkehrsamt, Postfach 113377, 20433 Hamburg, Tel.: 0180-5001548, www.visitnorway.de, wenn man mit Kindern unterwegs ist: www.barnasBergen.no

Kirkenes Tourismus, www.vistitnorway.de

Trondheim Tourismus, www.visitnorway.de

Tourist Information Bergen, Strandkainen 3, NO-5013 Bergn, Norwegen, +47-55552000, info@visitBergen.com, www.visitBergen.com

MS Finnmarken Hurtigruten Technische Daten

Baujahr 2002, 138,5 Meter lang. 21,5 Breite, 4.95 Meter Tiefgang, 15 Knoten Reisegeschwindigkeit, Passagieranzahl 1.000, Betten 628, 35 Autoplätze. Die Finnmarken ist mit Stabilisatoren ausgerüstet, damit das Schiff nicht so schaukelt.

Geschichte der Hurtigruten

1893 ist das erste Postschiff Vesterålen von Trondheim nach Hammerfest in See gestochen. Der Kapitän Richard With und seine Lotsen waren die einzigen, die den Mut hatten, in der stürmischen Winterzeit zu fahren. Es gab damals nur 28 Leuchttürme nördlich von Trondheim. Während ein Brief zwischen Trondheim und Hammerfest im Sommer bis zu drei Wochen und im Winter bis zu fünf Monaten unterwegs war, reduzierten die Hurtigruten den Transport auf nur wenige Tage. Es hat sich viel verändert, inzwischen gibt es 11 Schiffe.

Petter Overaa, der Hotel-Manager

Petter ist für den Service, das Restaurant, das Café, die Bar, den Shop, die Exkursionen, das Entertainment, die Reinigung und die Zimmer zuständig. Natürlich hat er seine Abteilungsleiter, den Zahlmeister, den Zimmerservice, den Küchenchef und den Reiseleiter, die ihn dabei unterstützen.

Er arbeitet zwölf Tage, täglich meist um die zwölf Stunden, dann hat er zwölf Tage frei und fährt zu seiner Familie nach Oslo. Er kommt aus dem Hotelfach und hat 17 Jahre auf einem Schiff gearbeitet, das zwischen Oslo und Kiel quert, dabei hat er deutsch gelernt. In seiner Freizeit unternimmt er lange Radreisen, zum Beispiel von Kiel nach München oder von München über die Alpen nach Rom. Für die Finnmarken werden Lebensmittel in Trondheim, Bodø und Kirkenes eingekauft. Petter liebt die Küste, die Fjorde, Schären und vor allem die Natur. „Norwegen ist sowieso das schönste Land der Welt“, sagt er.

Peter Jensen, der Exkursionsleiter

Peter Jensen hat in einem Hotel in Hammerfest gearbeitet. Eine Bekannte erzählte ihm eines Tages, dass die Hurtigruten Personal suche.  Seit 16 Jahren arbeitet er jetzt schon auf den Hurtigruten. Eine Legende gibt Peter zum Besten: „Im Jahre 1890 bestellten die norwegischen Fischer 1000 Fischermesser in Deutschland, das Modell „Fischerknaben“. Statt der bestellten Messer kamen Waisenjungen. Es waren zehn an der Zahl, mit Namen wie Schuhmacher, Hagen, Knobloch, Mack, Gepard und Finken. Sie haben alle ihren Weg gemacht, sie sind alle Geschäftsleute geworden. Peter Jensen liebt es, wenn im Sommer Schweinswale das Schiff begleiten. Und dann erzählt er noch eine kurze Geschichte: „Ein Gast hatte einst das Schiff verpasst und musste mit dem Taxi hinterher fahren, das hat etwa 1000 Kronen gekostet. Danach ist der Gast auf der ganzen Reise nicht einen Zentimeter mehr von Bord gegangen“.

Hilde Orheim – Duty Manager.

Sie ist eine waschechte Norwegerin aus Nordfjordeid. Sie kannte die Hurtigruten nicht, bis ihr ein Freund davon erzählt hatte und fing schon in den Semesterferien an auf den Hurtigruten im Service zu arbeiten. Seit dem Abschluss ihres Betriebswirtschaftsstudiums arbeitet sie an der Rezeption auf der Finnmarken. Sie ist für die Einteilung der Crew, Check in und Check out der Gäste verantwortlich, außerdem untersteht ihr die Einarbeitung der Neuzugänge. Alles muss wie am Schnürchen klappen. Sie arbeitet 22 Tage, zwei Touren von Bergen nach Kirkenes und zurück und hat dann 22 Tage frei. Die Crew versteht sich gut, sie ist wie eine Familie. Hilde hat schon auf drei verschiedenen Schiffen der Hurtigruten Erfahrungen gesammelt. Immer wieder faszinieren sie auf der Fahrt, wenn sie Wale sieht oder im Winter das Glück hat, Nordlichter zu sehen und ganz besonders genießt sie die wechselnden Jahreszeiten.

Geschichte Norwegens

Bis vor 15.000 Jahren war ganz Norwegen mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Ab dem 10. Jahrtausend v. Chr. fand man Spuren menschlicher Besiedlung. Die ersten Bewohner waren Fischer und Jäger, nachdem das Land vom Eis befreit war. Gegen Ende des 8. Jahrhunderts begann mit Harald Hårfagre die Zeit der Wikinger, er vereinigte die vielen Stämme zu einem Königreich. Von 1380 an wurde Norwegen 434 Jahre lang von Dänemark beherrscht und 1814 Schweden zugesprochen. Seit 1905 ist Norwegen unabhängig. Im ersten und zweiten Weltkrieg wurde Norwegen obwohl es neutral geblieben war, von Deutschland angegriffen und besetzt. Das goldene Zeitalter begann mit dem Handel von Fisch und Holz nach Holland und Deutschland. Man sagt, dass Amsterdam auf Norwegischem Holz erbaut wurde. Heute machen vor allem Öl, Erdgas-, der Fischhandel und der Tourismus Norwegen zu einem der reichsten Länder der Welt.

Lesetipps:

Henrik Ibsen, Trygve Gulbransen, Jostein Gaarder – Sofies Welt,

Krimis: Jo Nesbø und Anne Holt.

Musik: von Mari Boine, eine samische Sängerin. In ihren Kompositionen fließen ihre samische Herkunft und die traditionelle Musik Nordskandinaviens mit ein. 

Edvard Grieg, in Bergen geboren und gestorben, er war ein Pianist und Komponist der Romantik.

 

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.