Als einzige Deutsche Alpenvereinshütte liegt die Heidelberger Hütte in der Silvretta auf Schweizer Gebiet. Die Hütte gehört der namensgebenden Sektion Heidelberg und wird trotz ihrer Lage in der Schweiz von Tirol aus bewirtschaftet. Die Lage der Hütte im Fimbatal auf 2.264 Metern macht die Hütte im Winter zu einem idealen Ausgangspunkt für Ski- und Schneeschuhtouren auf einen der umliegenden Gipfel. Maximal 143 Gäste finden in gemütlichen Hüttenlagern und Mehrbettzimmern Platz.
Empfangen und bewirtet werden die Gäste von Loisl, Sandra und ihrem Team. Für eine Berghütte gibt es morgens ein umfangreiches Frühstücksbuffet mit frischem Brot, Käse, Wurst, Marmeladen, Joghurt und Müsli. Highlight ist der Butterautomat, der im Falle eines Ausfalls allerdings den kompletten morgendlichen Betrieb zum Erliegen bringt. Außergewöhnlich ist, dass man sich als Halbpensionsgast beim Frühstück offiziell sein Tourenbrot für den Tag schmieren darf - sogar Brotzeittüten liegen bereit. Abends verwöhnen Loisl und sein Küchenteam die Gäste mit einem abwechslungsreichen 3-Gang-Menu mit Suppe, Hauptgang und Dessert. Während Vegetarier sich auf manchen Hütten mit den Beilagen begnügen müssen, kommen hier kreative Gerichte wie Nussbraten, Gemüseschnitzel und ähnliches auf den Tisch.
Für die Entspannung nach der Tour oder an Schlechtwettertagen bietet die Hütte eine Außensauna auf der Terrasse mit tollen Panoramablick, die man nach vorheriger Reservierung gegen Gebühr nutzen kann.
Das Tourengebiet
Das Tourengebiet rund um die Heidelberger Hütte ist vielfältig und bietet mit mehreren 3.000ern und Übergängen in andere Täler sowohl Einsteigern als auch erfahrerenen Tourengehern eine reiche Auswahl an Tagestouren.
Einer der Hausberge der Hütte ist der Piz Davo Sasse mit 2.792 m Höhe. Die Tour ist mit nur 500 Höhenmetern eine schöne Eingehtour für den ersten Tag. Die Hänge sind breit und nie zu steil. Vom Gipfel genießt man eine tolle Rundumsicht bis in die Ortlergruppe im Osten. Die Abfahrt erfolgt über die schönen Hänge entlang der Aufstiegsroute.
Eine etwas längere Tour führt auf die Breite Krone, mit 3.079 m ein relativ einfach erreichbarer 3.000er-Gipfel im Gebiet. Gute 800 Höhenmeter sind von der Hütte aus zu überwinden. In Richtung Südwesten geht es zunächst mit geringer Steigung weiter in das Hochtal hinein in Richtung Kronenjoch. Kurz vor dem Joch zweigt man zum flachen Gipfel der Breiten Krone ab. Der Blick ist imposant und reicht weit in die Silvretta hinein. Auch hier erfolgt die Abfahrt entlang der Aufstiegsroute. Für mehrtägige Touren stellt das Kronenjoch den Übergang zur Jamtalhütte, einem weiteren Stützpunkt für eine mehrtägige Silvretta Runde, dar.
Ein weiterer 3.000er im Gebiet der Hütte ist die Larainferner Spitze oder auch Piz Larain. 750 Meter über der Hütte liegt der 3.009 m hohe Gipfel. Die Tour ist schwieriger als die erstgenannten. Während es im unteren Teil noch relativ flach dahin geht, wird es ab etwa der Hälfte der Tour merklich steiler, bis man über den Ostgrat den Gipfel erreicht. Auch hier erfolgt die Abfahrt entlang der Aufstiegsroute, wobei die weiten Hänge je nach Schneelage einige Varianten bieten.
Eine kürzere, aber auch steilere und anspruchsvollere Skitour führt zur Heidelberger Scharte und weiter zur Heidelberger Spitze. In engen Spitzkehren geht hinauf bis zur Scharte, dem Übergang ins nächste Tal in Richtung Galtür. Wer eine winterliche Kletterpartie scheut, begnügt sich mit dem Blick über die Scharte und fährt von hier über die Aufstiegsroute wieder zur Hütte ab. Erfahrene Tourengeher steigen über den Grat bis zur Heidelberger Spitze in 2.963 m Höhe auf und genießen einen tollen Rundumblick über das gesamte Fimbatal.
Weiter Ziele sind das Zahnjoch, der Piz Davo Lais, das Ritzenjoch und unzählige weitere Gipfel in der Umgebung.
Anreise
Der Zustieg zur Hütte erfolgt von Ischgl in Tirol. An der Talstation der Silvrettabahn stehen kostenpflichtige Parkhäuser zur Verfügung. Die Hütte verfügt ebenfalls über einen eigenen Parkplatz. Der Platz ist günstiger als die öffentlichen Parkhäuser für 143 Betten allerdings zu klein und selten frei ist. Reservieren ist nicht möglich, man muss sein Glück spontan versuchen.
Knappe 900 Höhenmeter und stellenweise zähe elf Kilometer sind beim Aufstieg von Ischgl durch das Fimbatal bis zur Hütte zu überwinden. Das erste Teilstück führt durch das Skigebiet und entlang der Talabfahrt, die zu Anfang steil und oft vereist ist. Zudem herrscht bei Skibetrieb in der Regel starker Gegenverkehr, was die ersten 300 Höhenmeter etwas unangenehm machen kann. Ab der Mittelstation der Silvrettabahn wird es flacher und ruhiger und man marschiert nun mit nur leichter Steigung in das Fimbatal hinein. An der Gampenalpe verlässt man schließlich das Skigebiet und es geht über einen endlos scheinenden Fahrweg weiter bis zur Hütte. Ca. drei Kilometer vor der Hütte, markiert ein Schild, den Grenzübergang von Österreich in die Schweiz.
Wer sich den langen Talhatscher sparen möchte, hat zwei Möglichkeiten: Freeride affine Tourengeher kaufen sich einen Skipass für das Skigebiet Ischgl und nutzen den Anreisetag auf und neben den Pisten von Ischgl und Samnaun. Als letzter Akt lockt die Abfahrt vom Piz Val Gronda durch den freien Skiraum bis direkt vor die Hüttentür. Leider bietet das Skigebiet Ischgl keine Tourengeher- oder Einzelfahrkarten an, so dass man bei einer geplanten Liftnutzung immer die komplette Tageskarte kaufen muss. Für einen genussvollen Skitag ohne Übernachtungsgepäck auf dem Rücken bietet die Hütte als kostenpflichtigen Service einen Gepäcktransport ab Ischgl an.
Alternativ bietet die Hütte auch eine Abholung von Gästen und Gepäck per Schneemobil von Ischgl aus an.
Abreise
Der schnellste Weg ins Tal führt entlang des Fahrweges zurück zur Gampenalpe und von dort durch das Skigebiet wieder nach Ischgl. Schöner und abwechslungsreicher ist es mit Tourenski zum Piz Val Gronda aufzusteigen. Bei ausreichend Zeit kann man den Aufstieg auch mit einer Abschlusstour zum Piz Davo Sasse kombinieren. Hierbei folgt man dem oben beschrieben Aufstieg zum Piz Davo Sasse und fährt von dort in die Senke zwischen Piz Davo Sasse und Piz Val Gronda ab. Hier heißt es wieder anfellen und zum Übergang unterhalb des Piz Val Gronda, der gleichzeitig die Grenze zwischen der Schweiz und Österreich darstellt, aufsteigen. Über eine markierte Skiroute führt die Abfahrt vom Piz Val Gronda zurück ins Skigebiet und über Pisten weiter nach Ischgl.
Über den Autor*Innen
Christine Kroll
Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.