Ein Winter, der eher grün als weiß daherkommt. Die Fahrt in die Berge führt an bräunlich-grünen Wiesen vorbei. Für Liebhaber des echten Winters mit glitzerndem Schnee ist das kein Problem, wenn das Ziel Obertauern heißt. Denn je weiter sich die Katschbergstraße die letzten Kilometer hoch windet in den auf 1.740 Metern gelegenen Wintersport-Ort im Salzburger Land, desto höher türmt sich der Schnee am Straßenrand.
Obertauern, das kleine Dorf auf der Passhöhe des Radstädter Tauernpasses, ist die Schneeschüssel Österreichs. Dass es nirgendwo in Österreich mehr Schnee gibt, ist seit 2016 sogar wissenschaftlich belegt. Der bekannte Skitourismus-Forscher Günther Aigner hat für seine Analyse die Schneehöhen-Messungen der letzten 30 Jahre österreichischer Wintersport-Orte ausgewertet. Mit 264 Zentimeter mittlerer maximaler Schneehöhe führt Obertauern das Ranking mit großem Abstand an. Skifahren ist hier in der Regel von November bis Anfang Mai möglich.
Das ideale Ziel also für Skifahrer und Snowboarder, die bis ins Frühjahr hinein am liebsten auf Naturschnee ihre Kurven ziehen. Der Ort liegt tatsächlich wie in einer Schüssel. Rundum erheben sich die Berge der Radstädter Tauern, auf denen man auf rund 100 Kilometer Pisten Obertauern im Kreis umrunden kann, ohne ein einziges Mal die Skier abschnallen zu müssen. Schilder an den Skipisten weisen die „Tauernrunden“ aus. Die rote Tauernrunde verläuft im Uhrzeigersinn, die grüne Tauernrunde gegen den Uhrzeigersinn. Am höchsten Punkt geht es hinauf bis auf 2.313 Meter Höhe, mit entsprechend spektakulärem Panorama-Blick. Die spektakulärste Abfahrt des Skigebiets ist sicher die „Gamsleiten 2“, eine der steilsten Buckelpisten Europas, tiefschwarz und nur zum Teil präpariert. Wirklich nur für geübte Skifahrer und Snowboarder zu empfehlen! Aber auf den rund 100 Pistenkilometern findet sich für alle die passende Abfahrt, vom Anfänger bis zum Könner. 61 Pistenkilometer sind als leicht, 35 Kilometer als mittel und 4 Kilometer als schwe eingestuft.
Wer die Pisten einmal völlig unberührt fast für sich allein haben möchte, dem bietet Obertauern mit dem „First Track Event“ eine tolle Gelegenheit: Frühaufsteher können mit einem speziellen Ticket zu bestimmten Terminen vor allen anderen auf die Piste. Schon um 7.30 Uhr können die „First Tracker“ die ersten Spuren in den frisch präparierten Schnee ziehen, während am Horizont langsam die Sonne hinter den Berggipfeln hochsteigt. Das streng limitierte Ticket-Angebot sorgt dafür, dass die Frühaufsteher wirklich fast allein auf den Pisten unterwegs sind. Für das Carven auf den weiten, jungfräulichen Abfahrten im sanften Morgenlicht lohnt sich das frühe Aufstehen auf alle Fälle. Und wenn sich die Pisten dann langsam füllen, wartet in einer der Hütten im Skigebiet auf die First Tracker ein üppiger Brunch, der nach einem solchen Start in den Tag mindestens doppelt gut schmeckt. Detaillierte Infos zu den nächsten Terminen und Preisen des First Track Events gibt es unter www.obertauern-tickets.com.
Und noch ein anderes, ganz besonderes Ski-Erlebnis wartet in Obertauern auf experimentierfreudige Ski-Fans: Snowkiten. An einem Kite-Schirm lässt man sich dabei vom Wind auf Skiern durch den Schnee ziehen. In der Snowkite-Schule „Hang on“ von Florian Schmaldienst lässt sich dieser Spaß in nur wenigen Stunden lernen.
Aber auch wer nicht auf Skiern unterwegs ist, wird sich im Schneeparadies Obertauern sicher nicht langweilen. Auf Winterwanderwegen kann man die verschneite Landschaft gemütlich erkunden, vorbei an idyllischen Bächen. Als Ziel lockt fast immer eine urige Hütte wie etwa die Gnadenalm. Außer typischen Spezialitäten wie Kasnocken und Kaiserschmarrn gibt es dort auch eine 1,5 Kilometer lange Rodelbahn. Die Rodel leiht man sich an der Hütte, das Rodeltaxi bringt einen zum Startpunkt. Und am Ende der Strecke wartet die Hütteneinkehr mit einem Kachelofen und einem selbstgebrannten Schnaps zum Aufwärmen.
Zum Artikel: Obertauern für Genießer: Kaiserschmarrn, Gamsmilch und edle Brände
Über den Autor*Innen
Gabi Vögele
Gabi Vögele, geboren 1967 in Eichstätt/Bayern, arbeitete nach dem Studium von Journalistik und Geographie als Journalistin für Süddeutsche Zeitung und Abendzeitung. Seit 2005 ist sie freiberuflich als Journalistin tätig. Ihre Themen: Reisen, Outdoor-Aktivitäten, Genuss.
Draußen unterwegs sein, sich in der Natur bewegen, Landschaften entdecken, interessante Menschen treffen und einfach genießen – sei es den würzigen Bergkäse auf der Alm, das gute Glas Rotwein an einem langen Winterabend oder das überraschende Sechs-Gänge-Menü eines kreativen Kochs.