Alle Anlagen geöffnet, sehr gute Pistenverhältnisse – nach diesen Traumbedingungen muss man als Skifahrer in diesem praktisch nicht-existenten Winter schon suchen. Fündig wird man im Skiparadies Zauchensee, dem höchstgelegenen Skigebiet der Salzburger Sportwelt. Das kleine Almdorf Zauchensee mit seinen gerade einmal 51 Einwohnern, das sich zum Hoteldorf mit einem Vielfachen an Touristenbetten entwickelt hat, galt schon immer als Schneeloch. Es liegt auf 1.350 Metern Höhe, mit der Schwarzwandbahn fährt man von hier direkt hoch auf knapp 2.200 Meter. Der Gamskogel und seine Nachbarberge Roßkopf und Tauernkar bieten sportlichen Skifahrern anspruchsvolle Abfahrten, aber auch familienfreundliche breite Pisten. Insgesamt erschließen 25 Lifte 65 Pistenkilometer.
Auf diesen Pisten sind schon einige Ski-Asse groß geworden. Der ehemalige Abfahrts-Weltmeister Michael Walchhofer hat hier das Skifahren gelernt, ebenso die fünfmalige Skirenn-Weltmeisterin Annemarie Moser Pröll und Olympiasieger Hermann Maier.
Aber nur Walchhofer lebt mit seiner Familie heute noch hier. Seit er sich 2011 aus dem aktiven Rennsport zurückgezogen hat, fährt er auf seinem Hausberg nur noch aus „Spaß an der Freud“, wie er sagt. Meistens ist er dann mit seinen Kindern auf der Piste unterwegs. Oder mit seinen Gästen. Denn der ehemalige Skirennläufer betreibt in Zauchensee mittlerweile mehrere Hotels. Wer dort übernachtet, kann dann schon mal mit dem Weltmeister Skifahren gehen und sich Profi-Tipps von ihm geben lassen. Oder von seinem Bruder Peter. Der betreibt die Weltmeister-Skischule Top Alpin Walchhofer in Zauchensee und bringt nicht nur den Kleinen die ersten Schwünge bei. Auch Erwachsenen verpasst er in Gruppenkursen oder Privatstunden den letzten Schliff wertvolle Fahrtipps von ihm geben lassen.
So richtig interessant wird der Skikurs-Tag aber, wenn der Vater der beiden Ski-Cracks, Rupert Walchhofer, als Skilehrer einspringt. Er gehört zu den Pionieren des Skisports in Zauchensee, war 1964 Mitbegründer der Liftgesellschaft Zauchensee und weiß jede Menge zu erzählen aus den Anfangszeiten. „Zauchensee war damals ein kleines Almdorf. Als wir mit dem Bau der Lifte begannen, musste erst einmal die Zufahrtsstraße ausgebaut werden“, erinnert er sich. Beim Fällen der Bäume für die Lifttrassen war er selbst dabei. Die ersten Pistenmaschinen haben sie selbst zusammengebaut.
Wenn man Rupert Walchhofer heute auf den Pisten des Skigebiets hinterherfährt, ahnt man, von wem der Weltmeister Michael Walchhofer sein Tempo-Gen hat. Man kann die Bretter schon ordentlich laufen lassen, wenn man dem Senior folgen will.
Natürlich führt er einen auch auf die Weltcup-Abfahrt. Seit drei Jahrzehnten ist das Skigebiet Austragungsort von Weltcup-Rennen. Zuletzt fuhr hier im Januar 2016 Lindsay Vonn zum Sieg. Auf ihren Spuren kann man sich die Weltcup-Strecke hinunter wagen, drei Kilometer steil bergab. Vom Startpunkt auf knapp 2.200 Metern, zu dem einen der Weltcup-Express bringt, bietet sich ein atemberaubendes Panorama über die gesamte Salzburger Bergwelt, die im Verbund Ski amadé mit insgesamt 760 Pistenkilometern zusammengeschlossen ist. Der extrem steile Gamskogel-Starthang ist allerdings den Rennfahrern vorbehalten, für die Hobby-Fahrer geht es ein Stück weiter unten los mit der Abfahrt.
Danach hat man sich dann eine Stärkung verdient. Direkt am Ziel der Weltcup-Strecke, im Herzen von Zauchensee, wartet die rustikale Felserhütte mit einer besonderen regionalen Spezialität auf. Hier bekommt man Pongauer Wild aus der eigenen Jagd aufgetischt, als Hirschwürstel auf der Jausenplatte oder als Wildragout mit Spätzle und Rotkraut. Weil Hirsche, Rehe und Gämsen in den Wäldern und auf den Almen rund um Zauchensee beste Bedingungen vorfinden und das Wildbret hier deshalb besonders zart ist, ist Zauchensee mit dieser Spezialität zur Genussregion des Salzburger Landes aufgestiegen.
Wer es etwas experimenteller mag, schaut gleich nebenan in die ebenso urige Garnhofhütte. Wirt Hermann Wieser bietet hier zwar auch regionale Küche wie etwa Pongauer Kasnock’n. Seine Partnerin Tina, die aus Südkorea stammt, bringt in der Zirbenstube aber auch Spezialitäten aus ihrer Heimat wie koreanische schwarze Nudeln mit eingelegtem Rettich auf den Tisch. Dazu bietet die Hütte eine umfangreiche Weinkarte mit hervorragenden österreichischen Tropfen.
Ski- und kulinarischer Genuss – das ergänzt sich in Zauchensee eben perfekt. Besonders bei der Ski- und Weingenusswoche vom 12. bis 19. März 2016 lassen sich Abfahrtskitzel und Gaumenfreuden aufs Beste verbinden.
Ausführliche Informationen zum Skigebiet Zauchensee.
Über den Autor*Innen
Gabi Vögele
Gabi Vögele, geboren 1967 in Eichstätt/Bayern, arbeitete nach dem Studium von Journalistik und Geographie als Journalistin für Süddeutsche Zeitung und Abendzeitung. Seit 2005 ist sie freiberuflich als Journalistin tätig. Ihre Themen: Reisen, Outdoor-Aktivitäten, Genuss.
Draußen unterwegs sein, sich in der Natur bewegen, Landschaften entdecken, interessante Menschen treffen und einfach genießen – sei es den würzigen Bergkäse auf der Alm, das gute Glas Rotwein an einem langen Winterabend oder das überraschende Sechs-Gänge-Menü eines kreativen Kochs.