Tourismus, Naturschutz und almbäuerliche Landwirtschaft stehen vieler Orts nicht immer im Einklang. Dass es auch anders gehen kann zeigt der älteste und größte Nationalpark Österreichs. Restriktive Maßnahmen werden im Nationalpark Hohe Tauern vermieden, stattdessen wird die Bevölkerung für den Naturschutz sensibilisiert, das Potenzial sanfter Tourismusstrukturen aufgezeigt und mit speziellen Angeboten gefördert.
Der Tourismus in den Alpen ist noch ein sehr junges Phänomen. Erst Anfang des 19. Jahrhundert entdeckten die Menschen die Berge als Reiseziel. Anfangs reizte allein schon der Anblick der „exotischen“ Bergkulisse. Später erweiterte sich die Bedeutung der Alpen als Urlaubsziel für Erholungssuchende und Freizeitsportler. Der Massentourismus entwickelte sich. „Die Alpen werden nicht mehr nur wegen ihrer Natur aufgesucht, sondern zunehmend auch als Sport- und Rummelplatz genutzt. Die Besonderheit der Landschaft, das Traditions- und Kulturverständnis ist dabei immer mehr in den Hintergrund gerückt. Doch bei uns in Osttirol ist das ein wenig anders“, so Emanuel Egger, Ranger im Nationalpark Hohe Tauern.
Steigendes Bedürfnis nach authentischem Naturgenuss
In Österreich gelten Nationalparks seit der 1971 zwischen den Bundesländern Tirol, Salzburg und Kärnten abgeschlossenen „Heiligenbluter Vereinbarung zur Errichtung eines Nationalparks in den Hohen Tauern“ als Gegenentwurf zum alpinen Massentourismus. Dabei treffen zwei Motive aufeinander:
- Schutz der einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft
- Sensibilisierung der Menschen für Naturschutz durch sanftes Erleben der Landschaft
Einer von insgesamt sechs österreichischen Parks ist der Nationalpark Hohe Tauern. In seiner heutigen Ausdehnung besteht er seit 1992 und ist damit der älteste des Landes. Mit 1.856 km² Fläche ist er zudem der größte im gesamten Alpenraum und erstreckt sich über die Bundesländer Salzburg, Kärnten und Tirol. Diese drei Regionen sind dafür zuständig, die einheimische Bevölkerung für den Naturschutz zu sensibilisieren und den Nationalpark auf sanfte Weise einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Das spricht immer mehr Menschen an. Denn viele haben heute nicht mehr das Bedürfnis im Urlaub rund um die Uhr unterhalten zu werden, sondern suchen nach einem authentischen Naturerlebnis.
Akzeptanz in der heimischen Bevölkerung
Die Ausweisung des Nationalpark Hohe Tauern war nicht immer einfach. Schließlich trifft unberührte Natur auf bergbäuerliche Kulturlandschaft. Das garantiert zwar den außergewöhnlich vielfältigen Artenreichtum und auch den Schutz dieser Landschaft, hat aber auch zur Folge, dass die Almwirtschaft auf moderne Techniken oder schwere Maschinen größtenteils verzichtet. Hinzu kommt, dass das ausgewiesene Gebiet des Nationalparks zum Großteil aus privatem Grundeigentum besteht. „Zu Beginn waren nicht alle von den positiven Effekten des Nationalparks überzeugt. Mit der Zeit ist aber die Akzeptanz der Bevölkerung gewachsen und auch immer mehr Einheimische erkannten die Vorteile des Schutzgebiets: Unter anderem sind dadurch Großprojekte, wie ein geplanter Staudammbau oder Gletscherskigebietserschließungen endgültig vom Tisch“, so Emanuel Egger. Dagegen wurden Informations- und Bildungseinrichtungen wie zum Beispiel das Nationalparkhaus in Matrei oder das Haus des Wassers in St. Jakob in Defereggen geschaffen. Hier und auf speziellen Veranstaltungen in Schulen werden schon die Jüngsten für den Naturschutz sensibilisiert. Davon profitiert auch die einheimische Bevölkerung. Und von den Urlaubern, die der Nationalpark mit seinem vielfältigen Angebot anzieht.
Urlaub im Nationalpark Hohe Tauern
Urlaub im Nationalpark heißt nicht, dass man auf jegliche Aktivitäten verzichten muss. Vielmehr rücken hier sanfte Bergsportarten in den Fokus. Bis zu 1.200 Wanderrouten mit 17 verschiedenen Themenwegen liegen im Nationalpark. Auf ihnen können Naturliebhaber die alpine Wildnis und die ursprüngliche Kulturlandschaft der Region erkunden ohne sie zu beeinträchtigen. Und wem eine Wanderung noch nicht genug ist, der besteigt einen der höchsten Berge Österreichs: den Großglockner, den Großvenediger, den Lasörling oder die Berge der Schobergruppe. Im Winter bietet der Nationalpark zudem unerschöpfliche Möglichkeiten für Skitourengeher und Schneeschuhwanderer in der Glockner-, Venediger- und Schobergruppe, sowie auf sanfte Weise im Defereggental. Eine Besonderheit sind zudem die ganzjährig angebotenen Nature Watch Touren. Zusammen mit Nationalpark-Rangern wie Emanuel Egger und mit Spektiv und Fernglas erkunden die Teilnehmer die Tierwelt des Nationalparks und beobachten Gämse, Steinböcke, Geier oder Adler in ihrer wilden Heimat. Ein spezielles Highlight sind die vom 31. Januar bis 7. März 2019 jeweils Donnerstag stattfindenden Sonnuntergangswanderungen auf Schneeschuhen.
Das Ziel des Nationalparks ist es sowohl Erlebnisse zu bieten, bei denen die Gäste etwas über die Natur der Region lernen als auch mit der einzigarten Landschaft Emotionen zu wecken. Das sind dann auch die Erlebnisse, die letztendlich die Urlauber dazu animieren für die Natur einzustehen und diese zu schützen. Auch in Zukunft.
Ein kurzes Video mit Impressionen zum Winterurlaub in OSttirol findet Ihr im Anschluss.
Über den Autor*Innen
Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.