Sich ein paar Tage der Ruhe gönnen, das kann man am besten im Stift Göttweig der Benediktiner in der Wachau bei Krems – hoch auf einem Hügel. An den Südhängen des 449 Meter hohen Klosterbergs wachsen die Trauben des Grünen Veltliner und Riesling, die im klostereignen Weingut gekeltert werden. Das Stift Göttweig wurde 2000 zusammen mit der Kulturlandschaft Wachau im Unesco Weltkulturerbe aufgenommen.
Ankommen und sich sofort wohlfühlen, das kann man im Stift Göttweig in der Wachau. Keine Angst: Um ein paar Tage im Stift zu wohnen, muss man weder bibelfest noch religiös sein. Hier kann man einfach nur in Ruhe ausspannen und wieder Energie für den Alltag auftanken. Die klösterliche Ruhe ergänzt dazu noch der Genuss im Stiftrestaurant. Die große Terrasse mit Sonnensegeln hat einen beeindruckenden Ausblick über die sanften Hügel der Wachau und die Stadt Krems.
Klösterlicher Genuss
Die Speisekarte des Stift Restaurants wird von der Region und der Saison bestimmt. Da werden in der Pilzsaison Eierschwammerl mit Rührei auf Schwarzbrot angeboten. Als Klosterbrat’l wird ofenfrischer Schweinbraten mit Schwarzbiersaft und zweierlei Knödel und Gabelkraut aufgetischt. Natürlich darf der Klassiker, Wiener Schnitzel vom Kalb, auf der Speisekarte nicht fehlen. Zum Höhepunkt gehört unbedingt der Marillenknödel als Nachtisch, der köstlich schmeckt. Zum Kloster gehört eine große Forstwirtschaft, die sich im Herbst als Wild auf der Speisekarte im Stiftrestaurant niederschlägt. Die Qualität der Küche ist ausgesprochen gut, denn das Restaurant wurde nicht verpachtet, sondern wird vom Kloster mit Hilfe von Angestellten geleitet. Der Restaurantleiter Martin Scherhag und der Küchenchef Leo Kocnar wachen über die gute Qualität. Die Speisen der Genussregion Wachau sind auf der Speisekarte extra gekennzeichnet. Da zum Kloster ein Weingut gehört, kann man zum Essen zum Beispiel einen Messwein, einen leichten Grünen Veltliner trinken.
Stiftskirche mit Krypta
Das helle und in blauer Farbe gehaltene barocke Kirchenschiff der Stiftskirche strahlt eine Leichtigkeit, Fröhlichkeit und Geborgenheit aus, in der man sich gerne aufhält. Die Stiftskirche ist Mariä Himmelfahrt geweiht. Dieses Thema wird auch vom Hochaltarbild aufgenommen: Es zeigt „Mariä Aufnahme in den Himmel“ von 1694, das von Andreas Wolff stammt. Nur über dem Hochaltar ist noch ein gotisches Sternrippengewölbe zu sehen, der Hauptteil der Kirche ist in Barock gehalten. In der Krypta ist der Klostergründer Bischof Altmann in einem Reliquienschrein beigesetzt. Eine offizielle Untersuchung hat bestätigt, dass es wirklich seine Gebeine sind. Er soll nach seinem Tod Wunder vollbracht haben, deshalb wurde das Stift Wallfahrtsort für Pilger.
Sonnenuntergang im Kloster
Zum Abschluss eines Klostertages ist es besonders schön, sich zum Sonnenuntergang vor die Stiftskirche setzen, um dem Farbenspiel der Sonnenstrahlen zuzusehen, das die Kirchenfassade in gelbe, rote und goldene Farbbäder taucht. Eine junge Theatergruppe übt gerade für ein Theaterstück, das in ein paar Wochen auf den Treppen vor der Kirche aufgeführt wird.
Geschichte des Stifts Göttweig
Auf dem Berg haben schon Kelten und Römer gelebt, bereits sie schätzten diesen besonderen Platz. Das Stift Göttweig wurde 1083 vom Passauer Bischof Altmann als Augustiner gegründet und wurde 1094 von den Benediktinern übernommen. Glücklicherweise konnten 1529 die Türken abgewehrt werden. Ein Brand durch Blitzschlag, die Pest, wieder türkische Schreckensjahre und noch eine Pestepedemie brachten unruhige Zeiten.
Blütezeit im Barock
Nach dem Großbrand von 1718 ließ der Abt Gottfried die Stiftskirche von Johann Lucas von Hildebrandt im Barockstil wieder aufbauen. Das Stift hatte seine Blütezeit im Barock. Kaiserin Maria Theresia, Franz Stephan und Erzherzog Karl Alexander besuchten Abt Bessel. Doch der Bau des Barockklosters wurde nie fertig, da das Geld fehlte, denn Maria Theresia brauchte Geld für die Kriege mit Preußen. Deutlich wird das etwa an den fehlenden Barockzwiebeln auf den Kirchtürmen. Doch obwohl die Kirchtürme heute flache Dächer tragen, ist der Eindruck mit der großen Freitreppe und den vier mächtigen Säulen doch gewaltig. Napoleon kam und nahm Silber mit. Bei der Aufhebung der Klöster verschont Kaiser Joseph II. das Stift Göttweig, da zum Kloster Pfarren gehörten und Seelsorge war eine zentrale Aufgabe der Benediktiner. Nacheinander besetzten und verwüsteten Nationalsozialisten und die Sowjets das Kloster. Nach 1945 wurden bis heute immer wieder gravierende Restaurierungsarbeiten durchgeführt und ein Jugendhaus eröffnet.
Kaiserstiege im Museum
Beim Betreten der monumentalen Kaiserstiege im Museum des Stifts muss man aufpassen, dass man nicht stolpert, denn der Blick wird magisch vom berühmten Fresko an der Decke angezogen. Das ist Barockkunst in Vollendung aus dem Jahre 1739 von Paul Troger. Er ist einer der bedeutendsten österreichischen Maler des Barocks. Das Fresko zeigt Kaiser Karl VI., den Vater von Maria Theresia, der den Sonnengott oder Apoll darstellt. Er sitzt in einem goldenen Wagen, der von Schimmeln gezogen wird, während die Göttin Athene Dämonen in den Hades wirft.
Die Ausstellung im Museum zeigt in den ehemaligen Fürsten- und Kaiserzimmern wertvolle alte Handschriften, Gemälde, Gobelins, Möbel und Waffen. Es ist nur ein kleiner Festsaal zu sehen, der große Festsaal fehlt, da damals das Geld ausging und der große Festsaal auch nicht mehr gebaut werden konnte.
Marillengarten mit Liegestühlen
Im Garten stehen Liegestühle unter Marillenbäumen. Hier kann man herrlich im Schatten entspannen, nur das Vogelgezwitscher und das Rascheln der Blätter im Wind sind zu hören. Neben blühenden Rosensträuchern und üppigen Blumenbeeten wachsen Gemüse und Kräuter für die Stiftsküche. Es gibt sogar einen Feigenbaum, der den milden Winter der Wachau überlebt.
Klosterladen
Die Marille ist das Produkt des Klosters. Marillen werden als Marmelade, Schnaps, Likör und Saft angeboten. Der Wein vom eigenen Weingut, der Grüne Veltliner, Riesling und Pinot Noir, werden im Stiftladen verkauft. Außerdem werden Bücher über das Stift angeboten. Eine Praktikantin zupft Lavendelblüten von den Stängeln für Duftbeutel, die anschließend im Stiftladen verkauft werden.
Burg und Erentrudiskapelle
Die kleine Kapelle aus dem 12. Jahrhundert ist das wohl älteste Gebäude in der Klosteranlage. Der Innenraum des gotischen Gebäudes ist modern gestaltet. Manchmal ertönt am Abend Gesang aus der Kapelle, denn dort proben Gesangsgruppen. Die kleine Burg aus dem 13. Jahrhundert ist klein und trutzig, sie beherbergt heute die Graphische Sammlung, die zweitgrößte Österreichs. Die Sammlung ist digitalisiert und über das Internet zugänglich. www.gssg.at
Das Stift Göttweig heute
Im Jahre 2010 wird Columban Luser der 65. Abt des Klosters. 43 Mönche gehören zum Stift, ein großer Teil arbeitet in 28 Pfarren in der Umgebung. Etwa einmal im Monat kommen alle im Stift zum Austausch zusammen. Das Gelübde der Mönche wird an der Gemeinschaft und dem Ort des Klosters gegeben, das heißt sie werden nicht versetzt. Das Stift beschäftigt je nach Saison 100 bis 120 Mitarbeiter, wie Büroangestellte, Stiftsführerinnen, Köche, Bedienungen, Hausmeister, Putzfrauen und Handwerker. Besucher kommen aus der ganzen Welt, um das Stift zu besichtigen, eine Führung mitzumachen, Geburtstage und Hochzeiten zu feiern oder um im Restaurant zu essen. Es gibt Veranstaltungen im Stift, wie Kirchenmusik, klassische Konzerte, Theater, Kunstausstellungen, Literatur und Wein, Oster- und Adventsmarkt und die Sunset Lounge, die besonders von jungen Leuten gerne besucht wird.
Gebete und stille Bibeltage
Jeder kann an den Gebeten in der Stiftskirche teilnehmen, ganz egal ob Besucher oder Gast. Das Morgengebet beginnt um sechs Uhr in der Früh, das Mittagsgebet um zwölf Uhr und das Abendgebet um 18:00 Uhr. Exerzitien „Stille Bibeltage“ werden mehrmals jährlich für eine Woche angeboten. Die Teilnehmer kommen zumeist aus Österreich und Deutschland. Während der Exerzitien nimmt man an allen Gebeten teil, anschließend werden die Mahlzeiten schweigend im Speisesaal im Exerzitienhaus St. Altmann eingenommen. Im Meditationsraum werden mit Pater Johannes Paul, er ist der absolute Kenner der Bibel, biblische Geschichten gelesen und diskutiert. Er hat die Bibel ganz unkonventionell auf seinem Tablett gespeichert. Pater Johannes Paul erscheint, statt mit einer Kutte bekleidet, lässig in Hemd und Hose im Freizeit-Look gekleidet. Zur Bibelfragestunde nach dem Abendessen trinken alle Exerzitien-Teilnehmer Messwein. Pater Johannes Paul gibt noch einen Tipp mit auf den Weg: Mit der Bibel und einer Tageszeitung als Lesezeichen, die man täglich auswechseln muss, kommt man gut durchs Leben.
Schweige- und Einzelexerzitien
Bei den Schweige-Einzel-Exerzitien nützt man die Zeit der Stille, lässt sich auf die Stille ein und kann nachdenken. Manche Teilnehmer nutzen die Schweigeexerzitien, um Probleme zu bewältigen. Man arbeitet allein für sich an einem Thema und spricht täglich darüber mit einem Mönch. Im Gästebuch des Exerzitienhauses stehen viele Danksagungen von Teilnehmern, die an Exerzitien teilgenommen haben.
Fazit
Das Stift Göttweig hat nicht nur einen ganz besonderen Platz auf dem Berg, es prägt auch das Leben der Bewohner um das Kloster und seine Besucher auf besondere Weise nachhaltig.
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Über den Autor*Innen
Gabi Dräger
Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.