Klettersteig Kleine Cirspitze – kurz und knackig von Gabi Dräger

„Do kraxln mir jetzt aui“, verkündet Albin, der Grödner Bergführer. Mit dem Klettersteig der Kleinen Cirspitze beginnt der dreitägigen Kurs für Anfänger. Beim Anziehen des Klettersteigsets sieht Wolfgang aus Bodenheim verstohlen zum Gipfel und gesteht: „Ich habe Schmetterlinge im Bauch. Dass ich da hoch komme, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“.


Nachdem wir eine kurze Metallleiter überwunden haben beginnt der Klettersteig. Wir klicken die Karabiner am Sicherungsseil ein und Albin hat uns noch zusätzlich am Seil gesichert. Wir klettern den immer steiler werdenden Felsen langsam aufwärts. Wo geht es weiter?“, kommt ein verzweifelter Hilferuf von Wolfgang. „Weiter links isch a Tritt und viel bequemer isch die Direttissima“, erklärt Albin. Nur keine Hektik aufkommen lassen Alles mit Ruhe angehen ist das oberste Gebot am Berg. Wir arbeiten uns in luftiger Höhe mit kleinen Schritten über kurze Felsstufen aufwärts. Nicht mit den Armen hochziehen, befolgen wir Albins Anleitungen. Wir versuchen uns mit der Kraft der Beine nach oben zu stemmen. Herzklopfen – die nächste Etappe in der Steilstufe ist ausgesetzt. Der Blick nach oben ist wesentlich beruhigender, als nach unten in die Schwindel erregende Tiefe. Gut, dass uns Albin am Seil gesichert hat, das beruhigt ungemein. Wir achten darauf, dass wir nicht vor lauter Nervosität auf das Sicherungsseil treten. Und manchmal vergessen wir vor lauter Begeisterung über die gefundenen Tritte, das Umhängen des Karabiners an den Seilverankerungen. Dann heißt es leider wieder einen oder zwei Schritte zurück steigen. Nicht so nah mit der Nase am Fels gehen, mit ein bisschen Abstand sieht man besser, ermahnt uns Albin immer wieder. Die letzten fünf Meter zum Gipfelkreuz sind fast senkrecht. „Das ist mir zu schwer, ich bleibe hier und warte“, gibt Christina aus München auf. „Geaht schun!“, sagt Albin, „des pocksch schun.“ Das letzte Stück ist dann wirklich kein Problem, denn es gibt viele kleine Stufen im Felsen. „Do geahts aui wie af ner Loater“, macht uns Albin Mut. Die letzten fünf Meter Steilaufschwung sind tatsächlich einfach wie auf einer Leiter. Das gegenüberliegende mächtige Massiv der Sella Gruppe ist schon zart mit Schnee bedeckt. Nach einer ausgedehnten Pause am Gipfelkreuz und ein paar Beweisfotos für die Freunde, die einem den Klettersteig sonst vielleicht nicht abnehmen, treibt Albin uns wieder abwärts. Beim wesentlich leichteren Abstieg durch eine Scharte gibt es im oberen Drittel noch ein paar Seilsicherungen und dann geht es in Serpentinen in einer steilen Geröllrinne abwärts. „Guat, es hab die Prüfung bestonden“, lobt Albin. „Das war mein erster Klettersteig, das glaubt mir keiner und es lief einfach super“, jubelt Wolfgang mit leuchtenden Augen. Sofort geht es weiter zum nächsten Ziel, zur Großen Cirspitze.

Ausgangspunkt: Bushaltestelle oder Parkplatz am Grödner Joch oder Dantercëpies Gondelbahn
Zeit Anstieg zum Klettersteig vom Grödner Joch: 45 Minuten Anstieg
Anstieg von Dantercëpies 10 Minuten
Zeit Aufstieg Klettersteig: 1 Stunde
Gipfel Höhe: 2.520 Meter
Zeit Abstieg Klettersteig: 30 Minuten
Schwierigkeit: leicht bis mittel
Höhenmeter Aufstieg Klettersteig: 100 Meter
Höhenmeter Abstieg Klettersteig: 70 Meter

 

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.