Himmlische Tage in Wien

Auszeit vom Alltag im Kloster in Wien, Benediktum im Schottenstift und das Gästehaus im Deutschen Orden

Ruhe und Stille in einer hektischen Zeit erfahren, zu sich selbst finden oder einfach nur in einem ganz besonderen Ambiente ein paar Tage ausspannen, das kann man am besten in einem Kloster. In Wien hat man die Möglichkeit sich beides zu gönnen, die Ruhe eines Klosters und das pulsierende Leben der Stadt mit ihrer Geschichte.

Das Gästehaus des Schottenstifts liegt genau im Herzens Wiens an der Freyung. Die Haustür ist geöffnet und dann wird es spannend. Was wird einen erwarten?

Bei den Benediktinern ist die Gastfreundschaft besonders wichtig, “Alle Gäste, die kommen, sollen wie Christus aufgenommen werden “, erklärt Michaela Hlousa-Weinmann an der Rezeption die Benediktusregel. Sie organisiert seit mehr als 20 Jahren das Gästehaus, dass vor 30 Jahren für Exerzitien gegründet und aufgrund der großen Nachfrage von Gästen aus kirchlichen Organisationen und von Besuchern aus der ganzen Welt, erweitert wurde. „Wiener kennen das Gästehaus oft nicht, aber Besucher sogar aus Australien kennen unser Haus“, erklärt Michaela Hlousa-Weinmann.

Zuerst ist es eine herbe Enttäuschung, dass es keinen Fernseher immer Zimmer gibt. Doch je länger man im Benediktushaus ist um so weniger vermisst man den Berieselungskasten. „Wir haben bewusst keine Fernseher, um die Ruhe beizubehalten“, sagt Michaela Hlousa-Weinmann. Die Zimmer sind schlicht und sauber und die kleine Servicestation im Zimmer zum Tee- und Kaffee kochen ist sehr nützlich. Der vierte Stock ist gerade renoviert worden, dabei wurde der Teppichboden durch Parkett ersetzt und das Mobiliar ist weiter in schlichtem Holz gehalten. Die dicken Mauern des alten Stifts geben ein Gefühl der Geborgenheit und es stellt sich sofort eine gewisse innere Ruhe ein. Der Straßenlärm und die Hektik der Innenstadt bleiben draußen. Ganz leise, wie von fern, hört man nur das Zwölfuhrläuten, das zum Mittagsgebet in die Stiftskirche ruft. In dem prunkvollen Kirchenschiff ziehen Mönche ziehen ein und rezitieren Psalmen im Sprechgesang. Ein Sonnenstrahl findet eine Lücke in den Wolken und taucht das Kircheninnere in goldgelbes Licht. Eine Viertelstunde dauert die Mittagshore und dann ist man wieder bereit für den hohen Geräuschpegel der Wirklichkeit.


Die Zentrale Lage des Gästehauses lädt zum Erkunden der Innenstadt ein. Der Stephansdom und die Hofburg sind in ein paar Minuten zu Fuß zu erreichen. Zurück im Stift weiß man die Ruhe noch mehr zu schätzen. Wenn die Haustüre ins Schloss fällt breitet sich im Schutz der dicken Mauern eine meditative Stille aus an die man sich gewöhnen könnte.

Heinrich II Jasomirgott war Herzog von Bayern und anschließend Herzog von Österreich. Er war es, der 1155 schottische Mönche, die in Regensburg lebten, nach Wien einlud um ein Kloster zu gründen. Im 15. Jahrhundert verließen die Schotten Wien und gingen zurück nach Regensburg, da sie finanzielle Probleme hatten und sie einheimische Novizen aufnehmen sollten, dies aber nicht wollten. Kurze Zeit später zogen deutsche Benediktiner in das Kloster ein. Heute leben 20 Mönche im Konvent. Pater Prior ist Laurentius Eschlböck, der auch Lehrer im klostereigenen Schottengymnasium ist. Einige andere Mönche unterrichten ebenfalls, sind in Pfarren tätig oder widmen sich wissenschaftlichen Arbeiten an der Universität.

Die romanisch-gotische Stiftskirche wurde durch verheerende Brände und durch mehrere Erdbeben schwer beschädigt, um ein Drittel verkleinert und barockisiert. Das zeigen der reiche Stuck an den Gewölben und die Altarbilder von Tobias Pock. Ist es Zufall oder Berechnung, dass im Sommer die letzten Sonnenstrahlen die Heiligenscheine auf dem Hauptaltarbild funkeln lassen?

Ein ganz besonderer Ort ist die kleine romanische Kapelle mit ihren freigelegten Kapitellen der romanischen Basilika aus der Entstehungszeit von 1155 bis 1177. Der Raum hat eine ganz spezielle Ausstrahlung durch die Marienstatue mit ihrem liebevollen Lächeln. Das Kloster wurde „Unserer Lieben Frau zu den Schotten“ geweiht. Die Statue von 1250 ist die älteste Marienstatue Wiens.

Die gut besuchte Abendmesse beginnt um sechs Uhr mit der Eucharistiefeier und der anschließenden Laudes, in der Psalmen ohne Orgelbegleitung gesungen werden. Zwei Stunden später findet die Komplet in der romanischen Kapelle statt, hier können auch Gäste des Benediktushauses teilnehmen. Die Komplet beginnt immer mit einem Marienchoral zu Ehren des Gnadenbildes abschließt. So fällt der letzte Blick des Tages immer auf die lächelnde Marienfigur. Danach ist der Abend frei für den Besuch der Staatsoper oder des legendären Burgtheaters mit ihren weltweit bekannten Aufführungen. Für die weltlichen Genüsse gibt es die typisch wienerische Küche mit Schnitzel, Tafelspitz, Kaiserschmarrn oder man taucht in die Mehlspeisen oder Schokoladen der edlen Wiener Confiserien ein. Der Besuch eines Heurigen mit einem Glas „gemischter Satz“ gehört unbedingt zu einem Wienbesuch, denn er zeigt die lockere und fröhliche Seite der Stadt.

Durch die unbeschreibliche Ruhe, kann man im Benediktushaus herrlich tief und fest schlafen und auch leicht die Glocken zum Morgengebet überhören. Doch wer den Tag auf besondere Weise beginnen möchte, geht um sechs Uhr zur Vigil und Meditation in die Stiftskirche. Die Mönche singen Psalmen im Sprechgesang, was eine getragene und feierliche Stimmung verbreitet. Frühstück gibt es von sieben bis zehn Uhr. Und es gibt alles was man für den Start in den Tag braucht, Semmeln, Brot, Müsli, Käse, Wurst und Marmelade, verschiedene Säfte und natürliche Kaffee und Tee. Auf jedem Tisch stehen frische Blumen. Eine Wand im Frühstücksraum ist unverputzt und zeigt die romanische Außenwand der Kapelle, so ist man auch hier mit der Geschichte des Klosters verbunden.

Ein wichtiger Punkt ist der Klosterladen, den man man unbedingt besuchen sollte. Er hat eine Doppelfunktion, er ist Laden und auch gleichzeitig die Klosterpforte für den Konvent. Reges Treiben herrscht im Laden. „Gibt es heute wieder Äpfel?“ fragt ein Käufer. „Die kommen morgen“, antwortet Alfred Kleinhappel, der den Klosterladen mit Clemens Haag betreibt. Sie sind keine Mönche, sie führen ein weltliches Leben, das aber eng mit dem Schottenstift verknüpft ist und vor allem arbeiten sie mit Freude und strahlen eine Fröhlichkeit aus, die ansteckend ist.

Der Klosterladen ist ein absolutes Schlemmerparadies. Die Produkte aus verschiedenen Klöstern sind sehr begehrt werden wegen ihrer guten Qualität und ihres nachhaltigen Anbaus gerne gekauft. Liköre, vor allem der Magenbitter aus dem Stift Engelszell und der echte Karmelitergeist aus dem Karmeliter Kloster in Wien, den es schon seit 1751 gibt, werden angeboten. Es gibt Kekse, Lebkuchen, Schokolade, Marmeladen und Wurstwaren aus St. Lambrecht. Die Weine kommen vorwiegend vom Kloster St. Paul und besonders das Bier der Stiftbrauerei Schlägl ist sehr beliebt. Marmeladen, Öl, Schmalz, Essig und ein eigener Apfelsaft vom Schottenstift ergänzen das Angebot. Außer Lebensmittel gibt es auch Naturkosmetik, Seifen, Grußkarten, Bücher, Kalender, Spielzeug und CDs. Kerzen, Rosenkränze und Kreuze dürfen natürlich fehlen. „Ganz wichtig ist, dass die Einkäufe im Sackerl, in der Papiertüte des Klosterladens, verstaut werden“, sagt Alfred Kleinhappel, „so zeigt der Kunde stolz, dass er im Klosterladen eingekauft hat“.

In das Museum im ersten Stock gelangt man durch den Klosterladen. Das Glanzstück in der umfangreichen Sammlung von Gemälden, Möbeln und liturgischen Gewändern ist der Schottenmeister Flügelaltar. Er zeigt Szenen aus dem Leben Jesu Christi und der Muttergottes. Der Flügelaltar ist von 1480 und wurde wahrscheinlich von einem Wandermaler gemalt, der in der Gemäldetafel „Flucht nach Ägypten“ im Hintergrund die älteste Stadtansicht Wiens mit dem Stephansdom dargestellt hat. Vom Museum ist es nicht weit bis zum Mittagsgebet in der Stiftskirche bevor man sich wieder in den Sog der pulsierenden Stadt Wien stürzt.

Informationen:

Benediktushaus, Gästehaus im Schottenstift, Freyung 6 a, 1010 Wien, Tel.: 0043-1-53498-900,
e-mail: benediktushaus@schottenstift.at, www.benediktushaus.at.

Die Rezeption ist von 8.00 bis 19.00 Uhr besetzt.

Übernachtung mit Frühstück im DZ ab 99 und ab EZ 66,-- Euro. WLAN Zugang.

Klosterladen, Öffnungszeiten: 10:00 bis 18:00 Uhr

Museum, Öffnungszeiten: 10:00 bis 18:00 Uhr

Zweistunden-Führung durch das Kloster jeden Samstag, 14:30 Uhr mit Museum, Schottenaltar, Bibliothek, prunkvollem Prälaten Saal, Krypta und Klostergang. Preis: 8,00 Euro

Wien Tourismus, Obere Augartenstraße 40, Tel.: 0043-1-211114-0, Internet: www.wien.info

 

 

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