Das ist ein ganz spezielles Buch über die Alpen von Bene Benedikt
Der Chefredakteur des Bergmagazins ALPIN hat die schönsten, lustigsten und gefährlichsten Erlebnisse in vielen Jahren Bergsteigen, Skifahren, Wandern, Genießen und Hüttenschlafen niedergeschrieben. Auch, warum die letzten beiden Punkte keinesfalls zusammengehören. Benedikt besucht den höchsten Weinberg der Alpen und die südlichste Weinlage nördlich des Alpenhauptkamms. Er geht Klischees wie dem Alpenglühen oder dem alpinen Liedgut auf den Grund, begegnet dem Steinbock und streichelt Wölfe, er analysiert den Absturz am Berg und an der Schneebar. Beides aus eigener Erfahrung. Er kennt die Stars der Szene und die Heilkraft von Obstler und Murmeltierfett und lässt den Leser teilhaben an der Poesie der Gipfelbücher. Überhaupt nimmt das Buch den Leser auf angenehme Weise an die Hand, immer humorvoll und augenzwinkernd kenntnisreich. Der Leser erfährt viele über ernste Themen wie Lawinen und Staudämme, aber kann auch lachen über komische Begegnungen mit der Hüttendecke oder dem Pärchen in der Panoramadusche. Bene Benedikt durchmisst die Alpen, vom Allgäu in die Dolomiten, vom Salzkammergut zum Montblanc. Er nimmt den Leser mit auf blühende Almen, schroffe Grate und Himmelsleitern, testet Gletschermusik und Firnabfahrten, kehrt in romantischen Stuben und High-Tech-Hütten ein.
Gebrauchsanweisung für die Alpen von Bene Benedikt
ca. 224 Seiten mit einer Karte
Flexcover € 14,99 (D)/€ 15,50 (A)/sFr 21,90
ISBN: 978-3-492-27647-4 [WG 2362]
Originalausgabe
Leseprobe: Der Hüttenschlafsack ist ländlich kariert oder leinentuchweiß, psychedelisch gemustert oder unifarben dunkel (was zu häufiges Waschen sozusagen im Keim erstickt). Verschiedene Baumwoll- oder Funktionsfasern machen ihn atmungsaktiv oder auch nicht, schwergewichtig oder leicht. Besonders verwöhnte Gewichtsminimierer wählen ihn in Seide, was auch klimatisch angenehm ist: wärmend bei Kälte, lufti im Sommer. Sie merken, ich weiß, wovon ich spreche.
Anders als ein „normaler“ Schlafsack hat der Hüttenschafsack in der Regel keinen Reißverschluss, allenfalls kleine Klettverschlüsse. Die sollen das Einsteigen erleichtern, klammern sich aber nachts gern an Kopf und Koteletten, in Ohr und Achsel. Zusätzlich zur großen „Tüte“: Da hinein gehört das bereitliegende Kissen, das aber immer zu groß oder zu kleine ist. Im ersten Fall liegt man wie auf einer Luftmatratze aufgebahrt, im zweiten kriecht das Hanserl überall hin, anstatt bestimmungsgemäß unter dem Kopf zu bleiben. Profis stopfen sich lieber den Pulli so gekonnt mit anderen mit anderen Kleidungstücken aus, dass sich die orthopädisch richtige Unterstützung der Halswirbelsäule ergibt. Nur die Ärmel sind dann manchmal im Weg. Man muss sie als Halstuch oder Schlafbrille einsetzen, dann geht’s.
Manchmal stecken verzweifelte Hüttenschläfer den Kopf in die Kissentasche, um die Schnarchgeräusche zu dämpfen, die das Lager zum Beben bringen. Aber das ist natürlich völlig sinnlos: Der Schnarch ist stärker! Dreißig Mann in einem Raum, auf Pritschen mit zwei oder gar drei Etagen, unter Dachschrägen oder niedrigen Decken – da können alle möglichen Phobien aufkommen. Klaustrophobie, Angst vor dem Ersticken oder eben Schnarchophobie. Dagegen sind nur diejenigen gefeit,, die selbst schnarchen (aber das sind, wenn man sich so umhört, nur gaaanz wenige). Harthörige und Optimisten, die auf die Wirksamkeit von Ohropas vertrauen, das einst gegen den Kanonendonner des Ersten Weltkriegs erfunden wurde. Dass der Deutsche Alpenverein es selbst als Werbegeschenk verteilt, ist achtenswert souverän.
Doch wie gesagt: Es hilft NICHTS. Weder das „Ach, eins geht noch“-Bier (das bevorzugen Schnarcher), noch das „Na gut, das letzte“-Viertele Rotwein (das diversifiziert das Kopfweh am nächsten Morgen in Schnarchschmerz und Katerkrämpfe zusätzlich zum leichten Höhensausen). Es hilft nicht, früh ins Bett zu gehen – dann weckt einen der Letzte, der dann sofort schnarchend einschläft, während man selbst keinen Schlaf mehr findet; und es hilft auch nicht, als Letzter das Lager aufzusuchen, denn erstens schnarchen dann schon alle, und zweitens muss man bis dahin ja auch etwas konsumieren was man wiederum am nächsten Morgen merkt.
Dennoch fand ich schnarchdurchwachte Nächte sehr phantasieanregend. Als friedlicher Mensch wär ich sonst nie und nimmer auf eine solch interessante Vielfalt von gewaltsamen Todesarten gekommen, vom verschnarchten Erwürgen bis ... ach, lassen wir das. Freuen wir uns lieber auf den nächsten Morgen.
Frühe Wecker gehören zur Hüttennacht. Handys sind klasse. Selbst ohne Netzempfang halten sie eine bemerkenswerte Zahl von Tönen bereit. Nicht immer wird der Besitzer davon wach – der kennt sein Geklingel ja schon und kann es gut ausblenden – , dafür aber alle anderen. Die das krakeelende Gerät im dunklen Lager natürlich nicht finden. Finden sie es schließlich doch, so stellt sich manchmal heraus, dass das Signal um drei Uhr nachts gar kein Weckruf ist, sondern an eine Konferenz in einer fernen Zeitzone erinnert. Dorthin wünscht man sich dann den Handybesitzer...
Über den Autor*Innen
Gabi Dräger
Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.