Der europäische Kontinent bietet so vielseitige Reisedestinationen wie kaum ein anderer. Vom heißen Süden bis zum eisigen Norden ist jedes Klima vertreten, gleichzeitig verändern sich Vegetation und Landschaft, je nachdem, wo man gerade ist. Für Wanderer bedeutet dies, dass sie sehr unterschiedliche Wanderstrecken in ganz Europa finden können, die abwechslungsreiche Herausforderungen bieten und wunderschöne Ausblicke ermöglichen. Wir sehen uns die fünf besten Wanderungen während der Wintermonate an!
Madeira: Ponta de São Lourenço
Wer eine traumhafte schöne Wanderung erleben möchte, ohne dabei zu frieren, reist einfach kurzerhand in den Süden. Auf der portugiesischen Insel Madeira eignen sich die Temperaturen im Dezember, Januar oder Februar perfekt für ausgiebige Wanderungen. Statt sich im Sommer einen Sonnenstich zu holen und bei den heißen Temperaturen enorm zu schwitzen, können im Winter angenehme 20 Grad Durchschnittstemperatur genossen werden. Besonders schön ist die Strecke über die Ponta de São Lourenço. Es handelt sich dabei um eine eindrucksvolle Felsformation an der Spitze der Insel, bestehend aus vulkanischem Gestein. Wanderer können über das schmale Kap wandern und bis ins Naturschutzgebiet marschieren. Der Ausblick aufs Meer ist absolut traumhaft, die Wanderung kann sogar mit einer Runde Schwimmen verbunden werden. Allerdings muss man zu dieser Jahreszeit mit Wassertemperaturen von ca. 20 Grad rechnen – erfrischend!
Die Region gilt als wichtiges Areal für den Schutz der Vögel, weshalb man hier immer wieder Kanarienpieper und Barolo-Sturmtaucher entdecken kann. Der Wanderpfad verläuft über ca. 7 Kilometer, die Wanderung gilt als mittelschwer. Für die Anreise benötigt es keine Tour, stattdessen lässt sich der Startpunkt einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Mit dem Bus geht es nach Baia D'Abra, von hier startet die Wanderung zu Fuß.
Slovenien: Bohinjer See
Wanderungen um den Bohinjer See werden meist im Sommer gemacht, dabei verpassen Reisende jedoch den traumhaften Ausblick auf den teils zugefrorenen See und die Schneelandschaft. Der Wanderweg in Slowenien führt rund um das Gewässer und bietet damit die perfekte Route, bei der man sich nicht verlaufen kann. Etwa 12 Kilometer lang ist der Rundweg und dauert etwa drei Stunden bei zügigem Tempo. Das Wasser des Bohinjer Sees ist kristallklar und macht richtig Lust, hineinzuspringen. Grund dafür ist, dass das Wasser dreimal im Jahr wechselt und aus einem Wasserfall zuläuft. Auf dem Weg rund um den Bohinjer See gibt es viele spannende Dinge zu entdecken, angefangen vom verschiedenen Andachtsstätten über den Savica Wasserfall bis zu kleinen, verschneiten Dörfern.
Da sich der Bohinjer See nur etwas über eine Autostunde von der Hauptstadt Ljubljana befindet, lässt sich die Wanderung ideal mit einem kleinen Städtetrip verbinden. Das kulturelle Zentrum Sloweniens wartet mit zahlreichen Museen und Galerien auf, dazu findet man nette Cafés und Restaurants, in denen die lokale Küche getestet werden kann. Der Flughafen von Ljubljana befindet sich etwas außerhalb der Stadt und ist damit noch näher gelegen am Bohinjer See. Flüge nach Ljubljana gibt es bereits unter 100 €, z. B. von Frankfurt aus. Sie führen direkt in die Hauptstadt und das in etwas mehr als einer Stunde. Um an den See zu gelangen, lohnt es sich, ein Mietauto zu nehmen oder einen Transport zu buchen, denn öffentlich dauert die Anreise deutlich länger.
Österreich: Schneeschuhwanderung am Großglockner
Wer an einen Winterurlaub in Österreich denkt, hat wohl meist Skifahren oder Snowboarden im Kopf. Die österreichischen Berge eignen sich jedoch auch ideal zum Wandern und begeistern mit traumhaften Bergpanoramen. Der Großglockner ist der größte Berg des Landes, dementsprechend anspruchsvoll ist auch die Winterwanderung. Mit Schneeschuhen ausgestattet, kann man hier bis an den Gipfel marschieren oder andere Routen auswählen. Aufgrund des Schwierigkeitsgrades und der Wetterlage sollte man diese Wanderungen nicht alleine durchführen, sondern sich durch einen erfahrenen Ranger begleiten lassen. Dieser ist über mögliche Lawinengefahren informiert und führt Wanderer sicher durch die verschneite Berglandschaft. Wanderungen mit Schneeschuhen können sehr anstrengend sein, darum ist es umso wichtiger, sich mit reichlich Proviant zu versorgen und genügend Pausen einzulegen. Bei Minusgraden sollte außerdem auf die passende Kleidung geachtet werden.
Der Großglockner liegt im Nationalpark Hohe Tauern, der sich durch die Bundesländer Salzburg, Kärnten und Tirol erstreckt. Unterkommen kann man in malerischen Ortschaften wie Heiligenblut, von dort führt ein Postbus zu den Wanderstrecken. Wer allerdings eine geführte Wanderung gebucht hat, kann meist einen Shuttle vom eigenen Hotel erhalten.
Deutschland: Schloss Neuschwanstein
Natürlich muss man nicht unbedingt das Land verlassen, um eine wunderschöne Wanderung zu genießen. In Deutschland zählt die Wanderung zum Schloss Neuschwanstein in Swangau als absolutes Highlight. Inmitten der Allgäuer Alpen befindet sich das märchenhafte Gebäude, das so manchen seltsam bekannt vorkommen wird. Wir können das Rätsel allerdings auflösen: Dem Schloss Neuschwanstein wurde das berühmte Disney Schloss nachempfunden, über dem in jedem Disney-Film die Sternschnuppe einen Bogen zieht. Erbaut wurde das Schloss Ende des 19. Jahrhunderts, dementsprechend ist es hervorragend in Schuss und bietet eine idealisierte Vorstellung einer Ritterburg, die den Burgen des Mittelalters kaum noch ähnelt.
Die Wanderung zum Schloss Neuschwanstein kann von verschiedenen Seiten starten. Besonders beliebt ist der Drei-Schlösser-Weg, der nicht nur am Schloss Neuschwanstein, sondern auch am Schloss Hohenschwangau und am Hohen Schluss in Füssen vorbeiführt. Die Strecke ist insgesamt 15 Kilometer lang und wird als anspruchsvoll eingestuft. Die Anstrengungen werden jedoch mit großartigen Ausblicken belohnt. Gelegen ist die Region in Bayern an der österreichischen Grenze. Von München können Reisende in unter zwei Stunden zum Start der Wanderung gelangen, auch öffentlich dauert es nicht viel länger. Wer mit dem Flieger anreist, kann nicht nur den Flughafen München in Betracht ziehen, sondern auch den Flughafen Innsbruck ansteuern.
Italien: Südtirolerisches Antholzertal
Nicht jede Wanderung muss körperlich herausfordernd sein, um sich zu lohnen. Das beweisen die Strecken durch das Antholzertal in Südtirol. Hier fühlt man sich direkt wie in ein Winterwunderland versetzt, die Ruhe und Einsamkeit der Region bieten die ultimative Entspannung. Die gespurten Wanderwege des Antholzertals sind leicht zu begehen und erfordern keine besondere Vorerfahrung. Trotzdem schadet es nicht, leichte Steigeisen auf den Schuhen zu befestigen, um auf der eisigen Route guten Halt zu haben. Außerdem können hier auch die Langlaufski ausgepackt werden. Wichtig ist allerdings, dass zum Wandern nicht die Langlaufloipen genutzt werden. Das Antholzertal bietet eine Vielzahl an unterschiedlichen Strecken, die großteils kaum Höhenmeter beinhalten. Sie variieren von 2 bis zehn Kilometer und sind damit für jede Level geeignet. Auf dem Weg warten kleine Hütten, in denen man sich die Zehen aufwärmen und die Südtiroler Küche genießen kann.
Idealerweise reisen Wanderer hier mit dem Auto an, um innerhalb der Region flexibel zu sein. Wer eine Unterkunft in Antholz gebucht hat, kann diese jedoch auch mit dem Zug erreichen, denn die meisten Hotels bieten einen kostenlosen Shuttle vom Bahnhof an. Der nächstgelegene Flughafen befindet sich in Bozen, von dort sind es noch etwa eineinviertel Stunden in das malerische Tal mit dem Mietauto.
Europa bietet dank der unterschiedlichen klimatischen und landschaftlichen Gegebenheiten eine Vielzahl an wunderschönen Wanderungen an, die auch im Winter begeistern. Vom lauschig warmen Madeira bis zur Schneeschuhwanderung auf den höchsten Berg Österreichs ist alles mit dabei. Wanderer können die perfekte Strecke für das eigene Niveau finden und müssen für viele der Wege keine große Vorerfahrung mitbringen. Wer sich allerdings in eisige Temperaturen begibt, sollte überlegen, sich für bestimmte Wanderungen Unterstützung zu holen und eine geführte Tour buchen. So kann das Wissen der Einheimischen genutzt werden, um das Beste aus dem eigenen Urlaub zu machen. Und wo geht eure nächste Reise hin?
Über den Autor*Innen
Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.