Es muss nicht immer das Hochgebirge sein, um einen traumhaften Wandertag zu erleben. In den bayerischen Voralpen gibt es unzählige Touren, die in einer Stunde Fahrzeit mit dem PKW oder mit Bahn und Bus von München erreichbar sind. Dabei hat man die Qual der Wahl, ob es gemütlich mit Einkehr oder knackig mit exponiertem Gipfel sein soll. Hier kommen meine persönlichen fünf Favoriten:
1.) Jochberg
Der Jochberg ist der Klassiker zwischen Kochel- und Walchensee. Auf 1.565 m Höhe bietet der Gipfel eine tolle Aussicht auf die beiden Seen. Vom Parkplatz und der Bushaltestelle an der Kesselbergstraße führt ein gut beschilderter - stellenweise relativ steiler - Steig durch den dichten Wald. An zwei Aussichtspunkten unterwegs genießt man einen tollen Blick auf den Kochelsee und das flache Alpenvorland. Schließlich tritt man aus dem Wald und steigt die letzten 100 Höhenmeter über freie Wiesen bis zum Gipfelkreuz. Nach insgesamt knappen 700 Höhenmeter genießt man einen tollen Rundumblick über den Kochel- und Walchensee, zum gegenüberliegenden Herzogstand, der Benediktenwand im Westen und auf den Alpenhauptkamm im Süden. Der Rückweg erfolgt entweder auf dem gleichen Weg oder schöner als Rundtour über die Jocheralm und weniger steil hinab nach Sachenbach am Ufer des Walchensees. Zur Einkehr lohnen sich dabei sowohl die Jocheralm gleich unterhalb des Gipfels als auch der Sachenbach-Kiosk unten am See, der hausgemachten Kuchen anbietet. Direkt am Kiosk gibt es auch einen kleinen Badestrand. Am Ufer des Walchensees entlang geht es dann zurück zum Ausgangspunkt an der Kesselbergstraße.
Anfahrt: mit dem PKW zum Wanderparkplatz Kesselbergstraße oder per Bahn und Bus zur Haltestelle Kesselberg Passhöhe (über Kochel am See)
Tourdaten: ca. 700 hm und 7 km bei Auf- und Abstieg über den Steig oder 10 km für den Rundweg
Gehzeit: ca. 4,5 Stunden
Anspruch: Leicht. Der relativ kurze, aber steile Aufstieg ist gut ausgebaut und mit durchschnittlicher Kondition machbar. Auch für größere Kinder ist diese Tour geeignet.
2.) Breitenstein
Der 1.622 m hohe Breitenstein im Mangfallgebirge lockt mit einem tollen Panorama. Gegenüber grüßt der Wendelstein und neben einem schönen Rundumblick über die bayerischen Voralpen kann man bei guten Bedingungen sogar den Großvenediger sowie den Großglockner bestaunen. Vom Wanderparkplatz in Birkenstein führt der Weg zunächst gemütlich über die Forststraße in Richtung der unbewirtschafteten Bucheralm. Ab hier wird der Weg steiler und führt über Almwiesen weiter hinauf. Über eine Hochebene gelangt man bis kurz unterhalb des Gipfels, der schließlich über einen Stufenweg und eine kurze Felskletterei erreicht wird. Nach einer ausgiebigen Panoramapause erfolgt der Abstieg etwas weniger steil über die Hubertusalm in Richtung Kesselalm. Während das erste Stück noch etwas felsig ist, erreicht man bald einen Forstweg, dem man zurück ins Tal folgt. Einkehrmöglichkeiten gibt es sowohl an der Hubertusalm, die allerdings keine regelmäßigen Öffnungszeiten hat, als auch an der Kesselalm, die für ihren Kaiserschmarrn berühmt ist. In Fischbachau lockt im Anschluss an die Tour, nur 2 km vom Ausgangspunkt entfernt, das (leider) sehr bekannte Café Winkelstüberl mit großen und großartigen Kuchen.
Anfahrt: Birkenstein liegt kurz hinter Fischbachau und ist am besten mit dem PKW über die A8 zu erreichen. Für eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist diese Tour nicht so gut geeignet.
Tourdaten: ca. 800 hm und 9 km
Gehzeit: ca. 5 Stunden
Anspruch: Mittel. Vor allem im oberen Teil erfordert die Tour eine gewisse Kondition und Trittsicherheit.
Wissenswertes: Birkenstein ist ein Wallfahrtsort aus dem 17. Jahrhundert. Es lohnt sich, einen kurzen Blick in die prächtig geschmückte Kapelle zu werfen.
3.) Jägerkamp
Die Wanderung zum 1.746 m hohen Jägerkamp im Spitzinggebiet ist eine sonnenverwöhnte Rundtour mit tollen Ausblicken. Vom Spitzingsattel führt ein angenehm zu gehender Pfad zunächst durch den Wald und dann über die Almwiesen der Jägerbauernalm hinauf. In der Almsaison werden hier Getränke und Brotzeiten angeboten. Nach der Umrundung des Almkessels geht es über den Südwestgrat hinauf zum Gipfel des Jägerkamps. Der Blick von hier oben reicht zum Wendelstein und Hochmiesing sowie zur Rotwand und über das ganze Spitzinggebiet. Tief unter einem liegt der Schliersee im Tal. Nach der Gipfelrast geht es in Richtung der bewirtschafteten Schönfeldhütte wieder hinab ins Tal. Hier lockt die schöne Sonnenterrasse zur Einkehr. Anschließend geht es gut beschildert und mit Blick auf den Spitzingsee zurück zum Spitzingsattel.
Anfahrt: Mit dem PKW zum Spitzingsattel oberhalb des Schliersees. Oder mit der Bayerischen Oberlandbahn nach Schliersee/Neuhaus und von dort weiter mit dem Bus zum Spitzingsattel.
Tourdaten: ca. 700 hm und 8 km
Gehzeit: ca. 4,5 Stunden
Anspruch: Leicht. Die Tour führt zwar über schmale, aber gut ausgebaute Wege und hat keine technischen Schwierigkeiten.
Wissenswertes: Der Jägerkamp liegt in einem Wildschutzgebiet und der Weg über die Jägerbauernalm darf vom 01.12. - 31.03. zum Schutz der bedrohten Birkhühner nicht betreten werden. In dieser Zeit müssen Auf- und Abstieg über die Schönfeldhütte erfolgen.
4.) Schönberg
Vom Lenggrieser Ortsteil Fleck geht es durch einen schattigen Wald hinauf zum 1.621 m hohen Gipfel des Schönbergs. Der Berg ist keine Schönheit, die Aussicht dafür umso mehr. Vom Parkplatz geht es zunächst über einen Forstweg, später über einen schmalen Steig im Wald bergauf. Am Sattel Maria Eck teilt sich der Weg schließlich und es geht nach rechts über einen Rücken bis zum finalen Anstieg zum Schönberg. Der Gipfel ist eine grasige Fläche, das Gipfelkreuz steht ein Stück unterhalb mit Blick auf Lenggries und das gegenüberliegende Brauneck. Für den Rückweg gibt es verschiedene Varianten. Der kürzeste und steilste Abstieg führt direkt unterhalb des Gipfelkreuzes über die Wiese bergab in den Wald hinein. Bis man den Forstweg erreicht sind einige Steilstücke zu überwinden, weswegen der Weg bei Nässe nicht zu empfehlen ist. Der einfachere Weg führt auf der Aufstiegsroute zurück. Wer noch einen zweiten Gipfel und/oder eine Hütteneinkehr in die Tour einbauen möchte, verlässt die Aufstiegsroute am Maria Eck und geht geradeaus in Richtung Seekarkreuz und Lenggrieser Hütte. Während man den Gipfel am Schönberg i.d.R. nur mit wenigen Wanderern teilen muss, sind das Seekarkreuz und die Lenggrieser Hütte deutlich mehr frequentiert, aber dennoch den kleinen Umweg wert.
Anfahrt: Mit dem PKW zum Wanderparkplatz Fleck/Hohenreuth bei Lenggries. Oder mit der Bayerischen Oberlandbahn nach Lenggries und von dort mit dem Bus weiter nach Fleck.
Tourdaten: ca. 900 hm und 12 km, mit Abstecher zum Seekarkreuz ca. 200 hm extra
Gehzeit: ca. 5 Stunden
Anspruch: Mittel. Die Wege im oberen Bereich sind schmal und steil, stellenweise auch steinig und unwegsam.
5.) Heiglkopf, Blomberg und Zwiesel
Ein Klassiker in den bayerischen Voralpen ist das Gipfel-Trio von Heiglkopf, Blomberg und Zwiesel. Vom Wanderparkplatz Waldherrenalm in Wackersberg bei Bad Tölz geht es über den Forstweg in den Wald hinein. Nach einer Weile ist der direkte Weg zum Zwiesel ausgeschildert, der Weg zum Heigelkopf verlässt hier den Forstweg und führt über einen gut zu gehenden Steig weiter aufwärts. Kurze Zeit später genießt man vom nur 1.205 m hohen Heigelkopf einen überraschend guten Ausblick über das Isartal und hinüber zur Benediktenwand. Nach der Überschreitung des Gipfels geht es über den Forstweg durch eine Senke hinüber zum Blombergkreuz am Ostgipfel, dem nächsten Aussichtspunkt der Tour. Vorbei an der Bergstation der Blombergbahn wandert man weiter in Richtung Blomberghaus, von dem man noch einen kurzen Abstecher zum Blomberg Westgipfel machen kann. Der Hauptweg führt weiter zum Zwiesel, an dem man schließlich mit 1.348 m den höchsten Punkt der Tour erreicht hat und noch einmal die Aussicht über das Isartal genießen kann. Vom Gipfel geht es relativ steil bergab und dann über einen Forstweg in weitem Bogen zurück zum Ausgangspunkt.
Anfahrt: Mit dem PKW zum Wanderparkplatz in Wackersberg bei Bad Tölz. Für eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist diese Tour nicht geeignet. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist dagegen die Talstation der Blombergbahn erreichbar, von wo man direkt zum Blomberg aufsteigen könnte.
Tourdaten: ca. 750 hm und 12 km
Gehzeit: ca. 4 Stunden
Anspruch: Leicht. Der Weg führt bis auf wenige Ausnahmen über breite, gut ausgebaute Forstwege.
Über den Autor*Innen
Christine Kroll
Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.