Vor genau 35 Jahren setzte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ein starkes Zeichen für Naturschutz, Geschichte und europäische Zusammenarbeit: Am 9. Dezember 1989 entstand auf dem ersten gemeinsamen deutsch-deutschen Treffen von Naturschützer nach dem Zweiten Weltkrieg die Vision, aus dem Todesstreifen der innerdeutschen Grenze das Grüne Band Deutschland zu schaffen. Anfang 2024 hat Deutschland das Grüne Band als Welterbestätte bei der UNESCO vorgeschlagen. Durch die Auszeichnung könnte der dauerhafte Schutz und gleichzeitig auch die Anerkennung des Natur- und Kulturwertes des Grünen Bands erreicht werden. Bis zur Anerkennung als UNESCO-Welterbe ist es allerdings noch ein weiter Weg. Grundvoraussetzung ist dabei ein bestehender durchgängiger Schutz - ein Fünftel des Grünen Bandes ist noch nicht als Nationales Naturmonument (NNM) ausgewiesen.
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „In einer Zeit, in der weltweit wieder Grenzen errichtet werden, muss das Grüne Band als einzigartiges lebendiges Symbol von Demokratie und Freiheit dauerhaft geschützt werden. Alle Bundesländer am Grünen Band sollten sich dafür einsetzen, den Schutzstatus des Grünen Bandes mit dem UNESCO-Welterbetitel sicherzustellen.“
Prof. Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des BUND und BUND-Beauftragter für das Grüne Band: „Wir brauchen die Unterstützung aller Bundesländer am Grünen Band. Bei der Ausweisung als Nationales Naturmonument appelliert der BUND an die Bundesländer Sachsen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, endlich auch ihren Teil am Grünen Band als Nationales Naturmonument auszuweisen. Neben dem Naturschutzwert muss auch die kulturhistorische Bedeutung des Grünen Bandes gesichert werden. Dafür braucht es eine bundesländerübergreifende Welterbe-Geschäftsstelle, die diesen Prozess professionell und langfristig begleitet.“
Ein erster wichtiger Schritt ist die Einrichtung eines vorläufigen Welterbebüros für das Grüne Band, das vom BUND in Kooperation mit dem Deutschen Kulturrat e.V. getragen und vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) gefördert wird. Der Nominierungsprozess für das Welterbe wird aktuell auch über zwei neu gestartete, vom BUND durchgeführte Forschungs- und Entwicklungsvorhaben unterstützt, mit Mitteln vom Bundesamt für Naturschutz.
Prof. Dr. Kai Frobel, Initiator des Grünen Bandes und Sprecher BUND Arbeitskreis Naturschutz: „Was wir zusätzlich brauchen, ist ein 50 Millionen Euro Sonderfonds der nächsten Bundesregierung für den Lückenschluss im Grünen Band. Elf Prozent Lücken müssen noch renaturiert werden, damit das Grüne Band als Klimakorridor und durchgehender Biotopverbund für Tiere und Pflanzen aber auch als lebendige Erinnerungslandschaft an deutsche und europäische Zeitgeschichte erhalten und weiterentwickelt werden kann. Beides sind auch wichtige Voraussetzungen für die Nominierung als gemischte Welterbestätte.“
Hintergrund
Das Grüne Band Deutschland ist ein 1393 Kilometer langer Biotopverbund entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Seit der Teilung Deutschlands hat sich der einstige Grenzstreifen zu einem einzigartigen Rückzugsort für seltene Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Das Grüne Band verbindet heute Lebensräume von nationaler und internationaler Bedeutung und umfasst zahlreiche Naturschutz- und Natura-2000-Gebiete.
Zu bedeutenden Arten am Grünen Band zählen insbesondere der Goldene Scheckenfalter, die Flussperlmuschel oder der Luchs und viele seltene Orchideenarten wie zum Beispiel der Frauenschuh. Diese Vielfalt wird durch gezielte Maßnahmen wie Beweidung mit Rindern, Ziegen oder Schafen geschaffen, die die offene Landschaft fördern und das Grüne Band langfristig erhalten. Die Schutzmaßnahmen und das Engagement vieler Beteiligter haben das Gebiet zu einem Hotspot der Biodiversität in oftmals ausgeräumten und artenarmen Agrarlandschaften gemacht.
Das Grüne Band ist außerdem Teil des über 12.500 Kilometer langen Grünen Bandes Europa, das sich vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer und an die Adria erstreckt. Es verbindet zahlreiche Schutzgebiete entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs und repräsentiert die Verbindung von Naturschutz und Zeitgeschichte in Europa.
Über den Autor*Innen
Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.