Auf anspruchsvollen Pfaden hoch über dem Königssee

Ein Sonnenaufgang in den Bergen ist immer schön - (c) Christine Kroll

Der Königssee im Nationalpark Berchtesgaden gehört mit jährlich etwa einer halben Millionen Besuchern zu den meistbesuchten Attraktionen der Region. Der Gebirgssee zieht sich über 7 km zwischen den hochaufragenden Wänden von Watzmann und Hagensee entlang und wirkt dabei fast wie ein Fjord. Auf der Uferpromenade des Ortes Königssee am Nordende des Sees und auf den Spazierwegen zum Malerwinkel, von dem man einen tollen Blick auf den See hat, ist im Sommer kein Durchkommen. Wenn man sich aber auf anspruchsvollere Pfade oberhalb des Sees begibt, kann man auch im Hochsommer auf weiten Strecken allein unterwegs sein. Eine abwechslungsreiche Tour führt in drei Tagen hoch über dem Ostufer des Sees an der Grenze von Österreich und Deutschland entlang. Gemütliche Hütten, einsame Bergseen und aussichtsreiche Gipfel warten hier auf die Wanderer.

Über den See
Die dreitägige Rundtour beginnt mit einer Bootsfahrt einmal quer über den See. Vom Schiffsanleger in Königsee bis zur Endhaltestelle Salet am Südende des Sees dauert die Fahrt etwa eine Stunde. Unterwegs demonstriert der Schiffsführer an der Echowand mit seiner Trompete das berühmte Echo, dass mit viel Glück sogar zweifach zu hören ist. Außerdem hält das Schiff an der Wallfahrtskirche St. Bartholomä, auf einer kleinen Halbinsel am Westufer des Sees. Wer früh unterwegs ist, kann hier für eine kurze Besichtigung der Kirche aussteigen und mit einem der nächsten Boote weiter nach Salet fahren.

In Salet herrscht an der Schiffsanlegestelle noch ein ziemlicher Rummel. Viele Ausflügler unternehmen den kurzen Marsch zum Obersee, der für die beeindruckenden Spiegelungen in seiner Wasseroberfläche bekannt ist. Doch spätestens hier trennen sich die Wanderer von den Spaziergängern. Über eine schmalen, unwegsamen Pfad geht es am Westufer des Obersees entlang zur Fischunkelalm, deren Wiesen man anschließend überquert. Rechts blickt man auf den Röthbachfall, mit 470 m Falltiefe der höchste Wasserfall Deutschlands.

Dann ist der gemütliche Teil vorbei: Über den Landtalsteig geht es nun steil bergauf in die Bergwelt des Nationalparks. Nach etwa 1.000 anstrengenden Höhenmetern wird es langsam wieder flacher. Über die Wiesen einer Hochalm erreicht man schließlich die Gotzenalm, eine wunderschön gelegene private Berghütte inmitten des Nationalparks auf 1.685 m Höhe. Von der Terrasse der Hütte genießt man einen Panoramablick auf den gegenüberliegenden Watzmann. Und nur ein paar hundert Meter von der Hütte entfernt, blickt man von einem Aussichtspunkt fast senkrecht auf den See und das gegenüberliegende St. Bartholomä hinab.

Durch die faszinierende Bergwelt
Nach einer erholsamen Nacht und einem guten Frühstück auf der Gotzenalm geht es am nächsten Tag durch die wunderschöne Bergwelt tiefer in den Nationalpark Berchtesgaden hinein. Fernab vom Seeufer und ohne Seilbahn in unmittelbarer Nähe ist man hier selbst an einem schönen Sommertag im Juli über weite Strecken allein unterwegs.

Nach dem Verlassen der Hochalm geht es zunächst über ein steiles Geröllfeld bergauf. Oben belohnt der Blick für die Mühen: Die nächste Bergkette liegt in der Ferne und unterhalb des Sattels liegt der idyllischen Seeleinsee inmitten der kargen Landschaft. Ein perfekter Ort für eine erste Pause oder um sich an warmen Tagen die Füße zu kühlen. Von hier geht es dann wieder bergauf in Richtung Schneibstein. Mit 2.275 m Höhe ist er ein beliebtes Gipfelziel im Nationalpark Berchtesgaden, direkt an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich bzw. Bayern und Salzburg. In dem Gebiet zwischen Seeleinsee und Schneibstein lebt eine Population des seltenen Alpensteinbocks, die oft an den Hängen des Schneibsteins beobachtet werden kann. Für Wanderer interessieren sich die Tiere erstaunlich wenig, sodass man sie in aller Ruhe betrachten kann.

Vom flachen Gipfel des Schneibsteins bietet sich dem Wanderer ein beeindruckendes Bergpanorama vom Feinsten. Der Blick schweift über den Watzmann, das Tennengebirge und bis zum Hohen Göll. Nur mit der Einsamkeit ist es auf dem Gipfel leider vorbei: Von der anderen Seite erreicht man den Schneibstein unter Zuhilfenahme der Jennerbahn in etwa anderthalb bis zwei Stunden.

Auf dieser Seite erfolgt auch der Abstieg vom Schneibstein. Hier liegen das Schneibsteinhaus und das Carl-von-Stahl-Haus direkt am Fuß des Bergs und sind nach dieser langen Etappe perfekt für die zweite Übernachtung. Zum Gipfel des Jenners und der Bergstation der Jennerbahn geht man von hier ca. 30 Minuten. Wer also weniger Zeit hat, kann auch problemlos noch am selben Tag zurück ins Tal fahren. Für Übernachtungsgäste lohnt sich der Abstecher zum Jenner nach der Schließung der Jennerbahn. Der Blick über das Nordende des Königssees und hinüber zum Watzmann ist wunderschön und kaum ist die letzte Gondel ins Tal gefahren, kann man auch an diesem Rummelplatz ganz alleine sein.

Zurück ins Tal
Klassische Gipfelziele vom Carl-von-Stahl-Haus sind das Hohe Brett oder der Hohe Göll. Wer entsprechende alpine Erfahrung und noch etwas Zeit mitbringt, kann die Tour problemlos noch um ein oder zwei Tage verlängern und weitere Gipfel einplanen. Bei der 3-Tages-Tour erfolgt vom Carl-von-Stahl-Haus der Abstieg ins Tal. Für Frühaufsteher lohnt sich vor dem Frühstück eine kurze Tour auf den Pfaffenkegel. Der “Hausgipfel” liegt etwa 150 Höhenmeter oberhalb der Hütte und ist der perfekte Ort, um den Sonnenaufgang in den Bergen zu genießen. Ins Tal geht es über den Königsweg immer entlang des Königsbaches. Mal wandert man über einen breiten Fahrweg, dann wieder über schmale Steige. Kurz vor der Ankunft in Königsee lohnt sich ein Abstecher über den Malerwinkel, von wo man einen letzten traumhaften Blick auf den See und den Watzmann genießt.

Informationen
Auf der Webseite des Tourismusverbands Berchtesgaden gibt es verschiedene Vorschläge für Wanderungen in und um den Nationalpark. Die oben beschriebene Route gibt es in der Form als “fertigen” Vorschlag allerdings nicht. Die vielen Hütten und 230 km ausgeschilderte Wanderwege in der Region kann man je nach Zeit und Kondition beliebig miteinander kombinieren.

Eckdaten zur beschriebenen Route
Tag 1: Salet - Gotzenalm: ca. 13 km und 1.250 m bergauf
Tag 2: Gotzenalm - Carl-von-Stahl-Haus über Schneibstein: ca. 14 km, 1.000 m bergauf, 500 m bergab
Tag 3: Carl-von-Stahl-Haus - Königssee: ca. 9 km, 1.100 m bergab

Über den Autor*Innen

Wanderfreak Autorin Christine Kroll

Christine Kroll

Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.