Illmitz und Nationalpark Neusiedler See

Der Neusiedler See mit einem Hauch Ungarn

 

 

Der Neusiedler See ist ein Steppensee mit einer Puszta ähnlichen Landschaft. Er wird von der Sonne bevorzugt und dieses besondere Klima nutzen nicht nur Wassersportler und Zugvögel, auch die Winzer schätzen es für den Weinanbau.

Die Kutschfahrt in den Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel im Osten des Neusiedler Sees kann beginnen. Josef Gartner ist mit seiner Pferdekutsche, die von den zwei Halbblütern Bella und Dorasch gezogen wird, vorgefahren. Die Halbblüter vertragen die Hitze – was sehr gut ist, denn am Neusiedler See ist es immer ein paar Grad wärmer als im Rest von Österreich. Josef hat schon als kleiner Junge Reiten und Kutschfahren gelernt. „Es gibt heute nur noch wenige, die eine Kutsche fahren können“, erklärt er.

Ein Hauch von Puszta
Am Ortsausgang von Illmitz steht ein Ziehbrunnen und eine Hütte aus Schilf. Hier hat früher der „Hoider“ gewohnt, der auf die Pferde, Rinder und Schweine aufpasste. Der alte Ziehbrunnen vermittelt den Eindruck, in Ungarn zu sein. Seit 24 Jahren gibt es den Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel; er gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Es gibt noch 37 Lacken um den Neusiedler See, 36 sind im Sommer ausgetrocknet und hinterlassen eine Salzkruste auf der Oberfläche, eine sogenannte Salzpfanne. Die Lacken haben keinen Zugang zum Neusiedler See, so trocknen sie im Sommer, wenn es wenig Niederschläge gibt, aus. Im Herbst leuchten die ausgetrockneten Lacken im zarten Lila der Salzastern. 

Vögel, nichts als Vögel
Der Neusiedler See ist ein Steppensee und hat leicht salzhaltiges Wasser. Er ist 285 qkm groß, 35 Kilometer lang und fünf bis 15 Kilometer breit. Ungarn kann man auf der anderen Seeseite sehen, bis dahin sind es nur noch 12 Kilometer. Die Kernzone des Naturparks ist dicht mit Schilf bewachsen, aus dem unablässig unterschiedliches Vogelgezwitscher ertönt. Es ist das ideale Vogelbrutgebiet. Hier rasten, fressen oder mausern abertausende Zugvögel. Mehr als 340 verschiedene Vogelarten sind hier zu Hause. Von dem Aussichtspunkt Sandeck kann man überall auf dem Wasser und an Land Vögel sehen. Das ist ein absoluter Hotspot für Ornithologen. Große Schwärme von Staren und Graugänsen fliegen zum Seeufer. Kiebitze, Silber- und Graureiher, Möwen, Schwäne, Schwalben, Bachstelzen und Stelzenläufer suchen am Ufer Futter. Bei der Weiterfahrt laufen Fasane immer wieder vor der Kutsche erschreckt davon. „Besonders beeindruckend ist es im Herbst, wenn sich die Vögel in großen Schwärmen für den Flug in den Süden sammeln“, erklärt Josef. Auch im Winter ist es nicht langweilig, denn für 35.000 Bläss-, Grau- und Saatgänse ist der Neusiedler See das ideale Winterquartier. Auch das Leben und Verhalten der Tiere im Winter ist beeindruckend und kann bei Nationalparkführungen beobachtet werden, während der Ranger erklärt wie die Tiere überwintern. 

Feldhasen in Weingärten
Ab 1867 war der See vier Jahre lang ausgetrocknet und drohte zu verlanden – heute hat der See eine Tiefe von etwa 1,70 Meter. Das Klima ist pannonisch, das heißt, die Tage sind heiß, es kann bis zu 40 Grad warm werden, und die Nächte sind kühl. Das sind die besten Bedingungen für den Weinanbau um den See. Der graue Sandboden speichert die Wärme und gibt sie an die Weinreben weiter. Hier werden 65 Prozent Weißweine und 35 Prozent Rotweine angebaut. Das Thema sind vor allem edle Süßweine, die aufgrund des pannonischen Klimas in der Region eine hervorragende Qualität entwickeln. Die Vegetation ist im Vergleich zum restlichen Österreich generell drei bis sechs Wochen früher dran, der früheste Frühling eben. Viele Feldhasen hoppeln durch die Weingärten. Störche spazieren im Stelzengang auf der Suche nach Fröschen herum, und hin und wieder wird ein Reh von der Kutsche aufgescheucht. 

Weiße Esel mit hellblauen Augen
Josef hält die Kutsche beim Illmitzer Seewäldchen an. Zum Gehege der weißen Esel sind es nur ein paar Schritte. Ein Esel kommt neugierig herangelaufen und bleibt majestätisch stehen. Seine hellblauen Augen sind wirklich sehr beeindruckend. Diese alte Österreich-ungarische Eselrasse wird auch Barockesel genannt. Die Esel werden wieder gezüchtet, denn sie waren schon fast ausgestorben. Zu Kaisers Zeiten waren sie bei den Adligen sehr beliebt. 

Rinder als Gärtner
Die steppenartige Landschaft im Seewinkel wird durch die Haltung von Rindern, wie Angus Rindern, dem grauen Steppenrind und Wasserbüffel, erhalten. Die Rinder übernehmen die Mahd und Düngung der Wiesen. Als Steaks stehen sie später auf den Speisekarten der Restaurants. 

Heilquelle St. Bartholomäus
Illmitz, ist der am tiefsten gelegene Ort in Österreich, mit 117 Meter über dem Meeresspiegel. Der tiefst gemessenste Punkt mit 114 Metern liegt in der Gemeinde Apetlon, ganz in der Nähe des wohl bekanntesten Gebietes im Nationalpark, der Langen Lacke. Im Ortszentrum von Illmitz gibt es die St. Bartholomäus Quelle. Das Mineralwasser aus einer Tiefe von 201 Metern enthält ein Natrium-Hydrogencarbonat und soll gesund sein. Die Quelle ist eine Heilquelle. Die Trinkkuren können bei Magen-Darm-Krankheiten und bei Harnwegerkrankungen. Das Wasser soll gut für Männer sein, das sagen vor allem die Einheimischen hinter vorgehaltener Hand. 

Übernachten beim Winzer Salzl
Es gibt ca. 30 Winzer in Illmitz und einige hunderte in der Region Neusiedler See, bei vielen kann man auch übernachten. Zum Frühstück beim Winzer Salzl stehen Brot, Semmeln, Eier, Tomaten, Käseaufstrich, Wurst und Schinken sowie selbstgebackener Kuchen auf dem Büffet. Die Marmelade aus Marillen oder Kirschen ist natürlich auch selbstgemacht und schmeckt köstlich. So ist man gut gerüstet für einen Ausflug in den Naturpark oder einen Tag in einem Seebad am Neusiedler See. Am Abend ist es sehr gemütlich im begrünten Innenhof des Weinguts. Das Winzerehepaar Maria und Otto Salzl und ihre Gäste sitzen an einem großen Tisch zusammen. So trinkt man am Abend in fröhlicher Runde noch einen Absacker, einen leichten Sommerspritzer, das ist ein Welschriesling mit Mineralwasser mit Kohlensäure. Ein Gast singt Volkslieder aus dem Burgenland. Monika Reindl ist ein Stammgast aus der Steiermark, sie ist Malerin. Sie kommt gerne, um sich in der Ruhe zu erholen und zu malen. Das große Storchenbild in der Arkade ist von ihr, darauf ist der Otto Salzl besonders stolz. Die Familie Salzl baut schon in der dritten Generation auf 16 Hektar Weine an. Sie keltern Weißweine, zumeist Welschriesling, kräftige Rotweine, Süßweine, Sekt aber auch Traubensäfte. „Der Eiswein ist in jedem Jahr ein Pokerspiel mit dem Wetter“, erklärt Martin, der Sohn, er ist besonders stolz auf den Sekt rosé in der Flaschengärung. Er hat das Keltern vom Vater gelernt. Die Familie Salzl hat Auszeichnungen für ihren Zweigelt 2015 und eine Goldmedaille für den Grünen Veltliner erhalten.

Abendessen im Rosengarten
Zum Abendessen geht es am nächsten Tag in den romantischen Rosengarten des Weinguts und Weingasthofs Rosenhof. Der Duft von Rosen schwebt über dem Innenhof. Die Speisekarte prägt der Neusiedler See, es gibt von der Sonne gereiftes Gemüse, Fisch aus dem See oder Rindfleisch von den Angus Rinderzucht im Nationalpark oder eine Burgenländer Gans und alles krönt der edle Wein der Region. Bei Renate und Reinhard Haider, dem Winzerehepaar ist die Weinkarte natürlich groß. Bei den Rotweinen wird Zweigelt, St. Laurent und Blaufränkische angeboten und der Schwerpunkt bei den Weißweinen sind Welschriesling, Chardonnay und Muskat- Ottonel. Reinhards Spezialgebiet sind Süßweine: Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen und Eisweine. Es ist Tradition und Ehrensache, die Haiders lesen im Herbst die Beeren noch ganz traditionell per Hand. Für ihren Eiswein, deren Beeren sie bei mindestens minus sieben Grad ernten, haben sie den „Grand prix d’honneur“ in Bordeaux erhalten, das ist, was der Oscar für Filme ist, der Oscar für Weine.

Mit der „Illmitz 5“, einem kleinen Fährschiff, geht es am nächsten Morgen über den Neusiedler See nach Mörbisch zur weiteren Entdeckung des Neusieder Sees. Auch einige Fahrradfahrer nutzen die kleine Fähre, um die Radtour um den Neusiedler See genussvoll abzukürzen.

Kontakt
Burgenland Tourismus www.burgenland.info
llmitz Tourismus www.illmitz.co.at
Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel www.nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at
Neusiedler See Tourismus www.neusiedlersee.com
Weingut Salzl, Illmitz www.weingut-salzl.at
Weingut und Weingasthof Rosenhof, Familie Haider, Illmitz, www.rosenhof.cc
Kutschfahrten Gangl, Illmitz www.vinzenzhof-gangl.at
Burgenland Küche www.burgenland.schmeckt.at

 

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.