Der Südliche Gardasee ist ganz anders, die Berge sind sanfter und nicht so schroff und hoch wie im nördlichen Teil. Das Klima ist auch viel milder, Palmen und Zypressen charakterisieren das Landschaftsbild. Mit dem Licht wechseln auch die Farben ständig und zeigen den See in immer wieder neuen Stimmungen.
Nach einem späten Frühstück geht es los zur Erkundung der Gegend. Eine schmale Straße führt bergab zum Ort Garda an Wiesen mit blühendem Thymian, Salbei und Klatschmohn vorbei. Olivenhaine und Weingärten wechseln sich mit Häusern und Hotels ab. Ein Kuckuck ruft immer wieder lautstark und Eidechsen huschen vorüber.
In Garda angekommen, quirlt das Leben, trotzdem hat sich die Stadt ihren nostalgischen Charme bewahrt. An der Seepromenade drängeln sich Cafés, Restaurants und kleine Hotel dicht an dicht. Dazwischen liegen versteckt antike Herrschaftshäuser. In der verwinkelten Altstadt mit ihrem alten Uhrenturm gibt es
auffallend viele Eisdielen und Pizzerien neben schicken Boutiquen und Souvenirläden. Man kann stressfrei bummeln, denn die Straßen der Altstadt sind autofrei. Ein paar Schritte weiter im schlichten Kreuzgang der Pfarrkirche Santa Maria Maggiore tritt man in eine Oase der Ruhe. Doch die weltlichen Gelüste stellen sich bald wieder ein. Im Caffe ’Amaro auf dem Platz vor der Kirche gibt es deshalb ein Vitello Tonnato im Schatten der riesigen Platanen.
Der Ort und der See Garda erhielten ihren Namen der Legende nach von der blauhaarigen Nymphe Engardina, in die sich der Wassergott verliebte. Sie sollte ihm folgen, doch sie wollte ihren kleinen Bergsee um nichts in der Welt verlassen. Da schuf der Wassergott kurzerhand mit seinem Dreizack einen See, der so groß war, dass die Nymphe überwältigt, sofort mit ihrem Gott hinsprang. Ihre Haare gaben dem See das leuchtende Blau, das heute noch so bewundert wird.
Für die Wanderung am nächsten Tag führt zu den Felsenmalereien. Bei der Tour muss man schon den leichten Berggang einschalten. Start ist in Garda am Hafen, in dem die vor Anker liegenden Boote im Wasser dümpeln. Der Weg zieht sich direkt am See entlang. Beeindruckend liegt die schlossähnliche Villa Carlotti-Canossa aus dem 17. Jahrhundert in einem Park. Der Palast war Zeuge der unglücklichen Liebe zwischen dem Poeten und Schriftsteller Gabriele D’Annunzio und der blonden Marchesa Alessandra Rudini, der Witwe des verträumten Gelehrten Marchese Marcello Carlotti. Auf der Hochzeit ihres Bruders lernte sie Gabriele D’Annunzio kennen, der sich unsterblich in sie verliebte. Nur vier Jahre dauerte die leidenschaftliche Beziehung mit dem Frauenliebhaber, der oft seine Frauen wechselte. Erschüttert von der Trennung, fasste sie den Entschluss, dem mondänen Leben zu entsagen und trat in Frankreich in ein Kloster der Karmeliter ein und wurde dort schon nach kurzer Zeit Priorin.
Dann geht die Wanderung weiter am Kieselstrand entlang bis zum Schild „Graffitis“ um rechts in einen grünen Baumtunnel abzubiegen. Hier geht es holperig bergauf bis zur Hauptstraße, auf der man ein Stück gehen muss bis rechts wieder ein Hinweisschild auftaucht. Der Weg führt durch einen Steineichenwald steil aufwärts und zieht sich dann in der Höhe eben dahin. Immer wieder gibt es Aussichtspunkte, die Blicke auf das tief unten auf einer Halbinsel liegende Punta San Vigilio mit seiner Parkanlage und seinen antiken Villen freigeben. Der weitere Weg zu den Felszeichnungen ist spärlich beschildert, doch dann tauchen unvermittelt die in den Felsen eingeritzten Zeichnungen auf. Schiffe, Sonnensymbole, Tiere, Menschen und Schriftzeichen sind zu erkennen, die aus prähistorischen, mittelalterlichen und leider auch aus heutiger Zeit stammen. Hirten haben sich mit dem Gravieren die Zeit vertrieben. Auf dem gleichen Weg geht es dann wieder zurück nach Garda.
Die dritte Wanderung führt von Garda zum Einstieg für das Eremo del Camaldolesi bergauf. Von Ca’ Nova führt ein Weg steil zum Ristorante Dacia. Von dort geht es durch einen Olivenhain und an Weinbergen entlang langsam aufwärts bis zum Kloster aus dem 17. Jahrhundert. Dicke Mauern umschließen die Kloster-Einsiedelei mit ihren Olivengärten. Lorenzo, ein Benediktinermönch, führt den kleinen Klosterladen. Honig, Kosmetik und Liköre werden von einem Kloster in der Toskana angeboten, die die Produkte selber herstellen. Doch das Highlight ist das Olivenöl, das die Mönche selbst produzieren. Zehn Mönche leben hier, jeder in einem kleinen Häuschen. Dann geht es weiter zum Aussichtspunkt Rocca di Garda. Der Weg führt um die Klostermauer herum, dann ein Stück bergab und in üppiger Vegetation, die den Blick nach Garda verhindert wieder bergauf. Nur Motorengeräusche und Hundebellen sind aus dem Tal zu hören. Das letzte Stück führt auf einem mit Felsen durchzogenen und Steinen bedeckten Weg
aufwärts. In der steilen Felswand sieht man Eingänge zu Höhlen in denen früher Wein gelagert wurde. Der Aufstieg auf den 200 Meter hohen Berg lohnt sich, die Aussicht auf San Viglio, Garda und Bardolino ist gigantisch. Diesen Platz wussten schon die Kelten zu schätzen. Von der Burg, die hier vor Tausend Jahren stand sieht man heute nur noch ein paar Steine. Italiens Königin Adelheid wurde hier vom Markgrafen Berengar gefangen gehalten, weil sie ihn nicht heiraten wollte. Sie floh mit ihrer Tochter über die steilen Hänge und bat Otto I. um Hilfe. Der bezwang den Marktgrafen und heiratete Adelheid, so wurde sie Kaiserin des Römischen Reichs. Auf der großen Wiese kann man sich vom Aufstieg erholen und picknicken. Der Abstieg nach Garda ist gut gekennzeichnet. Einen Abstecher zur weißen Madonna del Pino kann man noch einlegen und dann führen unzählige Stufen bis zur Pfarrkirche nach Garda.
Pino Costermano
Wer sich für Kunst interessiert, der kann den international bekannten Pino Castagno in seinem Atelier in Costermano besuchen. Wenn man auf der Hauptstraße an seinem Haus vorbeifährt, dann fallen einem schon die meterhohen in klaren Linien gehaltenen Skulpturen auf. Im Garten stehen weitere Skulpturen aus Muranoglas, Stahl, Eisen, Beton und Holz. Das Atelier besteht aus zwei riesigen Hallen mit vielen Skulpturen. Außerdem stehen kleine Entwürfe von Skulpturen, die im Original bis über 30 Meter lang und mehrere Meter hoch sind im Atelier. Pino Castagna zählt auf an welchen Orten der Welt seine Skulpturen stehen: Japan, Amerika, China, Spanien, Portugal, Frankreich, Schweiz, Deutschland. Dann gibt es da noch mehrere Regale voll mit Porzellan und Keramik. Tassen und Vasen in ausgefallenen Formen und Lampen, die wie aufspringende Eier aussehen. Oben im Atelier ist sein Studio, er nennt es seine kreative Keimzelle, hier zeichnet Pino Castagna seine Ideen auf nach denen er produziert. Seine Lebensgeschichte ist bewegt. Geboren wurde er 1932. Er studierte in Verona und Venedig und unterrichtete anschließend Zeichen in einer Berufsschule. Er brachte Gefängnisinsassen das Tischlern bei. Mit dem Bildhauer Michael Noble richtete er in Garda eine Malerei- und Keramikwerkstatt zur Förderung gestalterischer Fähigkeiten von psychiatrisch kranken Patienten ein. Doch immer mehr kristallisierte sich seine Leidenschaft für die Bildhauerei heraus. Er arbeitet mit Materialien, wie Keramik, Stein, Holz und Beton in Verbindung mit Metall. Äste, Seile verarbeitet er im Kontrast mit Metall. Er nahm mehrmals für Italien an der Biennale in Venedig teil.
Informationen:
Fremdenverkehrsbüro, Piazza Donatori di Sangue, 1, 37016 Garda, Tel.: 0039-045-6270384, e-mail: iatgarda@provincia.vr.it, Internet: www.tourism.verona.it
Im Fremdenverkehrsbüro gibt es eine kostenlosen Führer „Bike Tour & Trekking Garda.
Eremo del Camaldolesi, Öffnungszeiten 9:00 bis 12:40 Uhr und von 15:30 bis 18:30.
Anreise:
Auto: Autobahn A22 Brenner, Ausfahrt Affi-Lago Sud
Zug bis Rovereto, dann Bus bis Riva umsteigen in den Bus Richtung Verona in Garda aussteigen.
Flughafen Verona