Am Landhotel Stern fällt einem zuerst die Sonnenterrasse auf. „Sunnebankln“, Holzstühle mit Schaffellen stehen einladend an der Hauswand, die muss man auch gleich testen. Wer es dagegen schattig und romantisch mag, der setzt sich in den alten Kastaniengarten oder in den großen Garten hinter dem Hotel. Der Standort des Hotels Stern mitten im Landschaftsschutzgebiet des Mieminger Plateaus ist ideal. Es gibt keine Industrie, keine großen Orte und keine Hochhäuser. Massentourismus ist ein absolutes Fremdwort.
Wie alles angefangen hat
Schon seit 1509 hatte die Familie Föger am Fernpass ein Gasthaus. Als 1907 die Mittenwaldbahn gebaut wurde, dachten Franziska und Alois, dass kaum noch Reisende am Fernpass im Gasthof einkehren werden. So hatten sie sich entschlossen das Gasthaus Stern mit Landwirtschaft in Obsteig zu kaufen. Als der Sohn Hermann Föger Adele, eine Bauerntochter, heiratet, kamen die Gäste von weit her, denn Adeles Kochkunst sprach sich schnell herum. Mit dem beginnenden Wintertourismus reichten die drei Gästezimmer nicht mehr aus, so wurden 20 Gästezimmer angebaut. Jede Generation baute das Haus weiter aus und nach und nach wurde ein vier-Sterne-Landhotel daraus. Heute leitet Rene Föger das Hotel. Sein Vater Hermann hilft ihm wenn Not an Mann ist und nebenbei ist der seit drei Jahren auch noch Bürgermeister.
Im Hotel Stern stehen die Familien im Mittelpunkt. Für Kinder gibt es ein großes und spannendes Programm. Der Kinderclub im Hotel hat eine Kletterwand, eine riesige Gymnastikmatratze zum Rumtoben, ein Bastelzimmer und einen Ruheraum. Hier wird es den Kindern selbst bei Regen nicht langweilig, denn Tamara und Petra, die Kinderbetreuerinnen haben immer gute Ideen, so dass keine Langweile aufkommt. Ein besonderer Magnet ist der Streichelzoo mit Ponys, Ziegen, Hasen und Meerschweinchen. Bei den Fütterungszeiten dürfen die Kinder gerne mithelfen. Besonders die Ziegen holen sich mit Charme und Hartnäckigkeit von den kleinen Helfern die besten Leckerbissen. Der Garten mit einem großen Baumhaus mit Rutsche, Bastelhütte, Grillplatz und einer großen Wiese für Ballspiele sorgt für Abwechslung. Ja, und dann kann man auch noch Wandern, dafür bieten sich die Hügel und Berge des Mieminger Plateaus an.
Schnarchen im Heu
Das ist das absolute Highlight für die Kinder wenn es zum Schlafen ins Heu geht. In einem Heustadl in den Lärchenwiesen, der zum Hotel gehört werden über dem Feuer Marshmalows oder Würstchen geröstet und spannenden Geschichten zu lauschen. Das ist ein unvergessliches Erlebnis für die Kinder im Schlafsack im Heubett zu schlafen, denn sie fühlen sich wie die größten Abenteurer.
Schlafen auf der Alm
Eine andere eindrucksvolle Variante ist das Schlafen auf der Alm. Zelte werden aufgestellt und bei gutem Wetter kann man sogar unter freiem Himmel schlafen. Nach einem ausgiebigen Abendessen und Geschichten am Feuer endet der Tag. Am nächsten Morgen werden die Kühe gemolken und dann gibt es ein großes Frühstück natürlich mit der frisch gemolkenen Milch.
Die Küche im Hotel Stern
Küchenchef ist Jurij Fomicev, er ist Ukrainer und der Liebe wegen in Tirol geblieben. Er hat auf einem Schiff gelernt und internationale Erfahrung gesammelt bevor er vor 14 Jahren zum Stern kam. Die Spezialitäten der Tiroler Küche hat er von seiner Schwiegermutter gelernt. Er kombiniert gerne eine leichte moderne Küche mit Elementen der Tiroler Küche wie z. B Weißkraut-Lasagne oder ein Blunzngröstl.
Oma Adele, die Königin des Apfelstrudels
Oma Adele ist 91 Jahre alt und backt trotzdem noch täglich einen Apfelstrudel, einen ganz besonders guten, den auch der Abt vom Stift Stams und der Landtagspräsident in Innsbruck zu schätzen wissen. Wenn man in Metern misst, wie viel Apfelstrudel Adele in ihrem Leben gebacken hat, dann sind es ungefähr 45.000 Meter. Das wäre eine Strecke von Obsteig bis Innsbruck zum Goldenen Dachl. „Ich bin hier geboren und hier geblieben, ich war ein Bauernkind“, sagt sie. Ihr Freund ist im Krieg gefallen. Sie hat dann den Nachbarn, Hermann Föger, der einen Gasthof mit Landwirtschaft besaß und schon immer ein Auge auf sie geworfen hatte, geheiratet. Die Geheimnisse des perfekten Apfelstrudels hat Adele von Franziska, ihrer Schwiegermutter gelernt. Als erstes wird der Strudelteig ausgezogen, dann werden Semmelbrösel, die in Butter leicht angeröstet wurden auf den Teig gestreut, danach die Äpfel mit Zucker und Zimt und die Rosinen. „Ich nehme jede Apfelsorte, wenn die Äpfel recht sauer sind, dann nehme ich einfach mehr Zucker“, erklärt sie. Zum Abschluss kommt noch einmal eine Schicht mit gerösteten Semmelbröseln. Teig einrollen und auf ein Backblech legen und etwa 20 Minuten bei 250 Grad backen und dann bei 200 Grad ziehen lassen bis der Strudel eine goldgelbe Farbe hat.
Kräuter
Etwas Besonderes sind die Gärten hinter dem Hotel. Da gibt es zum einen den klassischen Tiroler Bauerngarten mit Zaun und Blumen und den Kräutergarten, aus dem die Gäste und die Hotelküche mit Kräutern versorgt werden. Hier ist Elfi, Renes Tante, die Expertin. „Für Kinder ist es etwas Besonderes selbst eine Karotte aus der Erde zu ziehen“, erzählt sie. Wir sensibilisieren die Menschen wieder für die Natur. Dann geht es mit Elfi in der Kräuterschule. Sie gießt eine Flasche Weißwein in eine große Schüssel und bindet zehn Stängel Waldmeisterblätter an eine Kelle, die für drei bis vier Stunden im Wein hängen bleiben. „Wenn Waldmeister frisch gepflückt wird riecht er nicht, er bekommt erst nach einem Tag Trockenzeit seinen typischen Geruch“, erklärt Elfi. Am Abend wird dann Honig dazugeben und alles mit Sekt aufgegossen. Prost, das ist ein erfrischendes Maigetränk. Ein Kind kommt in die Kräuterschule und möchte ein Indianerpflaster für eine kleine Verletzung am Finger. Elfi nimmt ein Blatt Spitzwegerich und hält es auf die Wunde, sofort strahlt der Kleine wieder und rennt zu den anderen Kindern. Schnittlauch mit Blüte, Zitronenthymian, Spitzwegerich, Liebstöckel, Schafgarbe, Brunnenkresse, Löwenzahn werden klein geschnitten, dabei verströmen die Kräuter einen sehr intensiven Geruch. Die geschnittenen Kräuter werden in die Bauernbutter gut eingeknetet und dann wird mit Hilfe von Backpapier eine Rolle geformt. „Fliederblüten sind essbar“, sagt Elfi und nimmt sie zur Verzierung und fertig ist die Kräuterbutter. Mit Elfi kann man wandern und sich durch die Wiesen essen, denn es gibt viel Essbares in der Natur. Auf der Internetseite www.mundraub.org wird informiert, wo man Beeren, Holler, Nuss- oder Obstbäume kostenlos abernten darf.
Dinner for two mit Weinbegleitung
Für das festliche Essen ist die alte Stube genau der richtige Ort. Zum Aperitif wird die Waldmeisterbowle serviert, die am Vormittag mit Elfi, in der Kräuterschule angesetzt wurde und sehr erfrischend schmeckt und den ewig gleichen Prosecco wunderbar ersetzt. Salate vom Buffet gehören sowieso immer dazu. Geräuchertes Lachsfilet auf Gurkencarpaccio mit Dill-Senfsauce, mit einem Weißwein Morillon,
einem kräftigen Chardonnay. Der Tomatencremesuppe mit Sahnehäubchen folgt Spargel mit Sauce Hollandaise, Petersilienkartoffeln mit einem Merlot. Etwas Süßes muss sein, Marillenknödel mit Zwetschgenröster oder Apfelstrudel von Adele mit Vanillesoße und dazu ein kleiner Brauner. Zum krönenden Abschluss wird ein Lärchenschnaps kredenzt. Die Kinder haben im Kinderclub mit Tamara und Petra einen mexikanischen Abend mit Tortillas und vielen Spielen, die Eltern werden überhaupt nicht vermisst.
Wellness
Das Hotel ist nicht nur kinderfreundlich, an die Erwachsenen wird ebenfalls gedacht. Es gibt einen modernen Saunabereich mit Lärchenholz ausgekleidet, im vierten Stock und nicht wie in so vielen Hotels in den Keller verbannt. Es ist der wahre Genuss nach einem Saunagang, in den hängenden Liegen, vor dem großen Panoramafenster zu schaukeln und einen Blick auf den flachen Grünberg, den Pirchkogel und die Dorfkirche „Heilig Sankt Joseph“ zu werfen und zu entspannen.
Der Larchsteig
Dieser Rundgang ist etwas ganz besonderes, er ist Aufklärung in Sachen Natur. Bärbels Schwager, Toni Riser Senior, ein Bauer in Obsteig, hat den Larchsteig angelegt. Begeistert erzählt er: „So a schönes Platz’l, das muss erhalten bleiben“. Eine Stunde dauert der Weg, Genießer verweilen oft auch einen halben Tag. Der Eintritt in den Larchsteig, also in die Natur, ist kostenlos. Hier gibt es an verschiedenen Stationen Information über die einheimischen Tiere, Bäume und Pflanzen. Da es auf dem Mieminger Plateau so viele Lärchen gibt, ist eine Information über diesen Baum unumgänglich. Denn die Lärche ist ein besonderer Baum, sie ist nur im Frühling und Sommer grün. Ihre vermeintlichen Nadeln sind eigentlich Blätter. Das besondere an den essbaren jungen Trieben ist, dass aus ihnen Schnaps hergestellt wird. Im Herbst verfärbt sie sich goldgelb und im Spätherbst wirft sie ihre nadelförmigen Blätter ab. Um die Lärche ranken sich seit jeher Sagen. Gute Feen sollen in den heiligen Bäumen wohnen, deshalb pflanzen die einheimischen oft eine Lärche vor den Bauernhof um bösen Zauber abzuwehren. Ein Kreisstein, der unter den Flachwurzeln einer Lärche gefunden wurde, gibt mit seinem eingeritztem Kreis und einem Loch, Rätsel auf. War er ein Opferstein? Beim Abstieg zurück nach Obsteig hört man in der Wiese ein lautstarkes Grillenkonzert. Wenn man einer Grille zu nahe kommt hört sie sofort auf zu zirpen und versteckt sich im Grillenloch. „Jetzt temma mer Grillen kitzeln“, schlägt Bärbel vor. Mit einem langen Grashalm fährt sie in ein Grillenloch und kitzelt die Grille. Die schwarze Grille kommt dann empört rückwärts mit ihren Hinterbeinen in Angriffsstellung heraus und kriecht schnell wieder zurück in ihr Versteck. Auf dem Rückweg kommt man am Hofladen in Obsteig vorbei. Hier kann man Eier natürlich von freilaufenden Hühnern kaufen. Regionaler Käse, Honig, Schnaps, Wurst, Speck und Marmelade erweitern das Angebot. Alle Produkte sind absolut biologisch und ein gutes Mitbringsel für Zuhause.
Sonnenaufgangs-Wanderung
Im Hotel Stern wird es einem nie langweilig. Mit Stirnlampen ausgestattet geht es in aller Herrgottsfrühe zum Lehnberg, das ist ein spannendes Erlebnis. Die Stimmen versiegen, wenn die Sonne über die schroffe Mieminger Kette steigt und die Sonnenstrahlen langsam die umliegende Landschaft beleuchten und die Natur zum Leben erwacht.
Fazit:
Im Landhotel Stern lernt man die Natur wieder wahrzunehmen. Nach dem Urlaub sieht man die Natur mit anderen Augen und lernt sie schätzen, denn sie ist nicht selbstverständlich.
Familien-Landhotel Stern, Familie Föger, Unterstrass 253, A-6416 Obsteig am Mieminger Sonnenplateau, Tel.: 0043-5264-8101, e-mail: info@hotelstern.at, Internet: www.hotelstern.at. Für das Engagement im Klimaschutz wurde das Landhotel Stern 2012 mit dem wichtigsten Nachhaltigkeitspreis Österreichs, dem TRIGOS Tirol, ausgezeichnet.
Über den Autor*Innen
Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.