Nirgends auf der Welt kann man so viele Wale, Pinguine, Robben, See-Elefanten und verschiedene Seevogelarten beobachten wie in der Antarktis. Man empfindet eine unglaubliche Demut vor der großen Natur.
Bei noch milden Temperaturen von über 20 Grad geht es in Buenos Aires an Bord des Expeditionsschiffs Fram der Hurtigruten-Linie mit Kurs auf das Tiefkühlfach Antarktis. Starker Wind kommt auf, jetzt ist breitbeiniger Seemannsgang angesagt. Drei Seetage dauert es bis die Falkland Inseln erreicht werden, aber Langweile kommt nicht auf, denn die Fram ist eigentlich eine Universität zur See. Es gibt Vorträge und Filme in Englisch und Deutsch über die Falkland Insel, Südgeorgien und die Antarktis, über ihre Entdecker, Flora und Fauna. Auch auf dem Schiff gibt es ein Aktiv-Programm. Der Kapitän Arild Harvik führt jeden Nachmittag Nordic Walking für Freiwillige über die Außendecks an. Wer noch mehr trainieren möchte, kann sich im Fitnessraum austoben und anschließend in der Sauna und in zwei Whirlpools relaxen. Die Sonne scheint, doch an ein vor sich hindösen im Liegestuhl ist nicht zu denken, immer wieder ruft einer „Wale“ und schon rennen alle zur Reling um Fotos zu machen. Als erstes sieht man die Fontänen der Finnwale, dann die Rückenfinnen und dann sieht und hört man die mächtigen Schwanzflossen, wie sie aufs Wasser klatschen. Hin und wieder springen auch Delphingruppen aus dem Wasser. Albatrosse und Kapsturmvögel segeln im Fahrtwind des Schiffes mit.
New Island das Reich der Felsenpinguine, den Punks unter den Pinguinen
Dann ist es endlich soweit. New Island, eine Insel der Falkland Inseln taucht auf. Die Polar Circle Boote bringen die Passagiere an Land. Schon auf dem Weg zur Pinguinkolonie tschilpt und piept es überall in den Wiesen. Magellangänse führen ihre Küken aus. Nach einer halbstündigen Wanderung ist das Amphitheater an der Klippe erreicht. Albatrosse, Kormorane und Felsenpinguine brüten durcheinander. Die Felsenpinguine sind die Stars, mit ihren Federn am Kopf sehen sie aus wie kleine Punks. Sie brüten auf dem Berg, man wohnt praktisch im Penthaus, da es dort zuerst schneefrei wird. Sie sammeln Steine für das Nest, damit das Wasser ablaufen kann und das Ei nicht feucht wird, wenn es regnet oder schneit. Manche Felsenpinguine sind besonders gewieft, sie klauen einfach heimlich Steine aus dem Nest des Nachbarn und sparen sich so den weiten Weg über den Pinguin-Highway zum Ufer. Die Kriminalität unter den Felsenpinguinen ist groß aber nicht ungefährlich, bei entdecktem Diebstahl beißen die Bestohlenen den Dieb kräftig. Felsenpinguine üben sich im Balzgesang. Alle stehen mit dem Rücken zum starken Wind, der in Böen über die Steilküste fegt. Fünf Meter Abstand müssen die menschlichen Besucher zu den Vögeln einhalten. Die Pinguine machen was sie wollen, sie sind sehr neugierig und verringern häufig den Abstand. Man könnte ewig sitzenbleiben und dem Treiben in der Kolonie zusehen. Auf dem Rückweg geht es noch einen Sprung in das kleine Museum von Charlene und John Rowland am Strand mit einem Schiffswrack. Sie leben seit fast zwei Jahren alleine auf der Insel. Einsam? Nein, Charlene kennt das, sie ist hier geboren. Für Abwechslung ist gesorgt, 30 Schiffe kommen im Frühling und Sommer. Die Fram fährt über Nacht bis nach Stanley, der Hauptstadt der Falklandinseln.
Stanley mit Fish and Chips“
Very britisch zeigt sich Stanley, natürlich gibt es „Fish and Chips“ und Bier in den Pubs, denn es ist ja auch seit 1833 eine Kronkolonie von Großbritannien und wird von einem Gouverneur regiert. Bei dem Namen Falkland Inseln, denkt man sofort daran, dass Margret Thatcher, dier „Eiserne Lady“, 1982 die Falkland Inseln von den angreifenden Argentiniern befreit hat. Die gesamten Falkland Inseln bestehen aus 750 einzelnen Inseln. 2000 der 3000 Bewohner der Falkland Inseln leben in der Hauptstadt Stanley. Mit den Briten kam der Aufschwung mit Hilfe der Schafzucht. Heute wird durch die Vergabe von Fischlizenzen und dem Tourismus Geld verdient. Bei einem Bummel durch Stanley entdeckt man den doppelten Walknochenbogen vor der Kathedrale.
Es ist Frühling, Rosen blühen in den Vorgärten kleiner Cottages. Das Jubilee Haus, ein beeindruckendes Jugendstilhaus und ein paar Schritte weiter steht der Gouverneurs Palast mit der einzigen Baumallee der Insel. Magellangänse flanieren ungeniert auf der Strandpromenade. Es gibt ein Museum, Postamt, ein paar Pubs, Cafés, Restaurants und ein Souvenirgeschäft. Es geht sehr beschaulich in Stanley zu. „Wenn drei Autos auf der Straße fahren, dann ist das bei uns schon Rush Hour“, erklärt lachend ein Einheimischer. Mit dem Expeditionsschiff geht es zwei Tage weiter nach Südgeorgien.
Südgeorgien
Ohrenbetäubender Lärm, das Getröte der Königspinguine, kündigt die Kolonie bei der Anlandung in der Fortuna Bay in Südgeorgien an. Der Gesang der Pinguine erinnert mehr an ein trompeten auf einer total rostigen Tröte. Die erwachsenen Königspinguine kommen mit kleinen Fischen und Krill im Schnabel aus dem Wasser und rufen ihre Jungen. Und jedes Junge erkennt die Stimme seiner Eltern und flitzt sofort in Richtung Futterquelle. Es gibt hier Tausende dieser eleganten Pinguine. Überall stehen die Jungen, die braunen Wollknäuel auf zwei Beinen, in engen Gruppen wie im Kindergarten herum. Immer wieder watscheln Pinguine heran und betrachten neugierig und ohne Scheu die Besucher. Viele Pelzrobbenkinder liegen genussvoll dösend im hohen Tussockgras oder am Strand und öffnen gerade mal die Augen um die Besucher zu beobachten. Vor den mächtigen Seeelefanten-Bullen mit ihrem Harem hält man sowieso Abstand, denn sie wiegen bis zu vier Tonnen und beschützen ihre Familie. Mehr als die Hälfte der baumlosen Insel Südgeorgien ist ganzjährig von Schnee und Eis bedeckt. Selbst im Frühling ist das Wetter rau und es wird selten über sechs Grad warm dazu kommen hin und wieder auch noch Schneestürme. 1775 entdeckte Captain Cook die Insel und nannte sie zu Ehren von König George III. von England „Südgeorgien“.
Eine andere Anlandung der Fram an der Walfangstation Grytviken, dies ist die offizielle Hauptstadt Südgeorgiens, die wiederum zu den Falklandinseln gehört. Heute leben hier einige wenige Wissenschaftler. Die Walfangstation ist ein Open Air Museum mit stummen Zeugen einer blutigen vergangenen Zeit. Schiffswracks liegen herum. 1922 wurde der englische Antarktisforscher Ernest Shackleton hier begraben. Roald Amundsen, ein norwegischer Polarforscher hatte den Südpol bereits 1911 erreicht, so musste sich Shackleton ein neues Ziel suchen: die Durchquerung des antarktischen Kontinents. Sein Schiff blieb im Eis stecken und zerbrach. Mit kleinen Booten retteten sich er und die Besatzung bis zur Elephant Island, von hier brach Shakleton auf um Hilfe von Südgeorgien zu holen. Nach 128 Tagen kam er zurück und konnte seine Mannschaft retten. Er hätte einen Orden für Menschlichkeit verdient. Als er 1921 wieder in die Antarktis fuhr, starb er an auf Südgeorgien an Herzversagen, wo er auf dem Friedhof von Grytviken begraben wurde. Ein paar Schritte weiter steht eine kleine Kirche der Walfänger, die 1913 in Norwegen abgebaut wurde und hier wieder aufgebaut wurde. Hunderte von Pelzrobben und Seeelefanten liegen an den steinigen Stränden und lassen sich von den Besuchern nicht im Schlaf stören. Das starke Schneetreiben macht ihnen nichts aus. 1904 wurde Grytviken als erste Walfangstation in antarktischen Gewässern von Carl Anton Larsen, einem Norweger gegründet. Mehr als eine Millionen Wale wurden bis 1965 dort abgeschlachtet.
Beim Abendessen kommt die Durchsage: „Eisberge“. Ein gigantischer Eisberg von etwa 30 Kilometer Länge, driftet vor sich hin. Da er – aufgrund seiner Größe – vom Satelliten gesehen wird, wurde er registriert und hat eine Nummer „B 17 A“, Oktober 2010. Er schwimmt zwei Meilen pro Tag. Wenn man bedenkt, dass nur 10 bis 20 Prozent des Eisberges über der Wasseroberfläche zu sehen sind, ist man beeindruckt von der Größe dieses Kolosses.
Beim Besuch auf der Brücke erklärt Arild Harvik, der Kapitän, das erste was ein Seemann lernen muss, ist „Seebeine“ zu entwickeln. Der Seemannsgang ist wichtig, sonst muss man sich an den Geräten festhalten und kann sie nicht bedienen. „Das wichtigste Instrument auf der Brücke ist die Kaffeemaschine“ lacht er. Heute bestimmen Computer und Bildschirme die Brücke.
Auf dem Speiseplan an Bord, wie soll es auch anders sein, steht viel Fisch – natürlich aus Norwegen. Aber auch Steaks aus Argentinien und Ente, Lamm oder Schweinskottelet. Die Weinauswahl ist exzellent, es gibt Weine aus Südamerika, Spanien und Frankreich.
Antarktis – der gefrorene Kontinent.
Am Morgen sind die Decks auf dem Schiff komplett vereist. Minus vier Grad und das im Frühling. Die wärmste Temperatur die in der Antarktis gemessen wurde, sind elf Grad plus und die kälteste Temperatur 89,6 Grad minus. Erneut driften Eisberge vorbei. Vor knapp zweihundert Jahren wurde der Kontinent erst entdeckt und wurde wahrscheinlich erst am 7. Februar 1821 von den Männern des amerikanischen Robbenfängers John Davis betreten um nach Robben Ausschau zu halten.
Selbst im Sommer sind nur zwei Prozent der Antarktis eisfrei. Das Expeditionsschiff kann durch 50 cm dickes Eis fahren und hat eine doppelte Außenwand, damit ein Unglück wie mit der Titanic nicht passieren kann. In der Nacht wird der 60. Breitengrad überfahren, das Landschaftsbild verändert sich. Eine magische Welt aus Eis breitet sich aus. Eisberge in phantasievollen Formen, wie von Künstler gestaltet schwimmen im Treib- und Packeis.
Die Antarktis mit Zügel- und Eselspinguinen
Es ist ein erhabenes Gefühl die Antarktis zu betreten. Anlandung an der Halbmondinsel, sie gehört den Zügelpinguinen, die sich schwarz-weiß in die Landschaft einpassen. Durch den Streifen unterhalb des Kopfes, dem Zügel, verdanken sie ihren Namen. Sie sehen immer aus als ob sie lachen. Es ist Balzzeit, sie verneigen sich elegant in ihrem Frack, singen und schnäbeln. Die nächste Anlandung ist Neko Harbour in der Andvordbucht mit einer Eselspinguin-Kolonie.
Überall schwimmen Eselspinguine in Gruppen im Wasser, sie kommen an Land, lassen sich von der Sonne trocknen, dann richten sie ihre Federn mit dem Schnabel und gehen zu ihren Nestplätzen zurück. Es wimmelt geradezu von Eselspinguinen – es sind mehrere tausend. Da die Pinguine im tiefen Schnee nicht so gut laufen können, graben sie sich ihre eigene Pinguin Autobahn um zu den oberen Brutplätzen zu gelangen.
Die Weiterfahrt geht durch die Neumayer Passage nach Port Lockroy, der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in der Antarktis mit einer Forschungsstation, einem Museum und Andenkenladen. Port Lockroy war früher eine Walfangstation und im Zweiten Weltkrieg wurde sie den Britten zu Militärischen Zwecken genutzt. 1996 wurde Port Lockroy zum Kulturerbe der Antarktis ernannt. Es dürfen nur 100 Gäste gleichzeitig an Land gehen. Man darf keine Gegenstände hinterlassen und nichts von der Insel mitnehmen. Tiere nicht füttern und nicht anfassen. Fünf Meter Abstand von den Pinguinen, fünfzehn Meter Abstand halten vor den Pelzrobben und den Seeelefanten. Auch hier haben sich Eselspinguine zum Brüten eingetroffen. Die Durchfahrt durch die Lemaire Channel muss abgebrochen werden, da noch zu viel Eis in der schmalen Fahrrinne treibt, es geht zurück zum Neumayerkanal.
Drake Passage
Spät am Abend beginnt die berüchtigte Drake Passage, die hält was sie verspricht. Die Crew-Show fällt wegen des hohen Wellengangs aus. Windstärke neun und acht Meter hohe Wellen sind kein Pappenstiel. Am nächsten Tag legt sich der Wind und die Crew Show wird mit einem Galamenü und einer riesigen Eisbombe nachgeholt. Die Fahrt in der Nacht an Kap Horn vorbei ist wider Erwarten sehr ruhig und wird glatt verschlafen. Dann geht die Fahrt durch den sturmgeschützten Beaglekanal nach Ushuaia, dem Ziel der Reise in die Zivilisation zurück. Und schon vermisst man die kalte schwarz-weiße Welt und die Pinguine der Antarktis, die man nicht mehr vergessen kann.
Fazit: Nirgends auf der Welt kann man so viele Wale, Pinguine, Robben und See-Elefanten und verschiedene Seevogelarten beobachten wie in der Antarktis. Eine eiskalte Welt unglaublich schön. Nirgends ist die Natur noch so intakt. Man empfindet eine unglaubliche Demut vor der großen Natur.
Informationen:
Hurtigruten GmbH, Burchardstraße 14, 20095 Hamburg, Tel.: 040-37693-0, www.hurtigruten.com
IAATO International Association of Antartica Tour Operator zum Schutz der Natur. Sie wurde 1959 gegründet um die einzigartige Natur zu schützen.
Südpol – Die Entdeckung
Der Engländer Robert Scott hat Ponys zur Südpol Expedtition mitgenommen, die aber der Kälte nicht standhalten konnten und starben. Roald Amundsen träumte schon als Kind den Nordpol zu erreichen, doch der Amerikaner Peary kam ihm zuvor.
Amundsen ist mit 97 Schlittenhunden zum Südpol aufgebrochen und erreicht als erster am 14. Dezember 1911 den Südpol. Scott erreichte den Südpol am 17. Januar 1912 den geografischen Punkt, der aber schon mit einer norwegischen Flagge markiert war. Scott kam zu spät, er und seine Begleiter sind auf dem Rückweg gestorben.
Zitat
Man stelle sich ein Land vor, so groß wie Australien und Europa zusammen. Sonniger als Kalifornien und doch kälter als das Gefrierfach eines Kühlschranks. Trockener als Arabien und höher als die bergige Schweiz. Leerer als die Sahara. Es gibt nur einen Ort auf der Welt, auf den diese Beschreibung zutrifft. Die Antarktis – dieser fremde, aber wunderschöne Kontinent im untersten Teil der Erde. (Joseph M. Dukert – Schriftsteller)
Über den Autor*Innen
Gabi Dräger
Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.