Eisgrotte – Eine verzauberte Welt

Neugierig auf Eis? Dann steige ein in den Bauch des Stabaier Gletschers!

Die Welt der Gletscher ist eine faszinierende Welt mit Spalten, Mühlen und Moränen im ewigen Eis. Ganz spannend ist es in die neue Eishöhle, quasi in den Bauch des Gletschers, im Stubaital einzusteigen.

Ja, die Wände sind tatsächlich aus Eis, die mit blauem Licht bestrahlt werden. Man ist ganz verzaubert und beeindruckt von der Natur im Innern des Gletschers. Durch die blaue Beleuchtung hat man das Gefühl, man ist in einer verzauberten Märchenwelt. Deutlich kann man an den verschiedenen Schichten die Jahreszeiten erkennen. Wenn das Eis durchsichtig wie Glas ist, dann ist es Schmelzwasser – dunkle Schichten sind Schmelzwasser mit Staub und Sand.

Darüber liegt eine Schicht aus milchigem, weißem Eis aus dem Winter. Das undurchsichtige Eis ist „Schnee mit Blasen“, d.h. es befand sich Sauerstoff an den Schneeflocken als sie einfroren. 400 bis 500 Jahre ist das Eis im Durchschnitt alt. Nein, einen Ötzi kann man hier nicht entdecken, der Ötzi wurde in einer Mulde im Eis gefunden. Der Stubaier Gletscher ist ein fließender Gletscher, der alles was er mitnimmt durch den Druck des Eises und die Fließbewegung zerreibt, wie in einem Mahlwerk. 150 Meter ist die neue Eisgrotte am Stubaier Gletscher lang. 25 bis 35 Meter Eis liegen noch unter der Eishöhle und etwa 25 bis 35 Meter liegen darüber. Sommer wie Winter herrscht hier konstant eine Temperatur von Null Grad.

Es gibt extra für Kinder einen 20 Meter langen Nebengang, der nur 1,50 Meter hoch ist. Auf dem Eisthron kann man ein Erinnerungsfoto schießen. Dann ist man für einen Moment der Eiskönig, die Eiskönigin oder gar ein Berggeist?


Harry, der Eishöhlenbauer

In der Eisgrotte ist Harry zu Hause, denn seit Oktober 2013 arbeitet er an der Eisgrotte. Es ist quasi sein Wohnzimmer und ganz besonders genießt er die fremde Welt untertage. Durch den Respekt vor dem Gletscher hat er ein besonderes Verhältnis zur Natur bekommen.

Wo ist die Eisgrotte?

Von der Bergstation Eisgrat in 3.000 Meter Höhe im Stubaital sind es nur fünf bis zehn Minuten auf einem gut ausgebauten Weg bergab bis zur Eisgrotte. Schon auf dem Weg hat man grandiose Blicke auf die hochalpine Welt, auf den Gletscher, den Gipfel der Schaufelspitze und bis zum Gipfel des Elfers bei Neustift. In der Eisgrotte selbst gibt es auf verschiedenen Stationen Informationen zum Thema Gletscher. So erfährt  man viel über die Fließbewegung des Gletschers. Die dicke Eismasse fließt unter der Schwerkraft talwärts, je steiler das Gelände ist, umso schneller fließt er. Im Sommer fließt der Gletscher bedingt durch das Schmelzwasser, das die Reibung am Untergrund verringert, schneller als im Winter. An der Decke der Eisgrotte sieht man Schrauben, je weiter sie aus dem Eis ragen, um so mehr ist das Eis geschmolzen. Durch die Atemluft und Körperwärme der Besucher schmilzt das Eis schnell – deshalb dürfen immer nur 50 Besucher gleichzeitig in der Grotte sein. In der Nacht kann sich das Eis in der Grotte wieder erholen und gefrieren.

Gletschermilch und Exoten im Eis

Hier ist das Thema die Gletschermilch. Der Gletscher zerreibt das Gestein zu feinem Mehl, das dem Gletscherbach die milchige Farbe gibt, daher der Name Gletschermilch. Bei der Aushöhlung der Eisgrotte wurden Pilzsporen und Staub aus der Sahara gefunden. In drei Teleskopen kann man Aufnahmen von Pilzsporen, Saharasand und Hornmilben sehen. Hornmilben und andere Gliederfüßler werden häufig vom Wind in den Gletscher geweht und im Eis eingeschlossen.


Wie entstehen Gletscher?

Gletscher entstehen dort, wo Schnee mehrere Jahre nicht schmilzt und liegen bleibt. Durch den Druck der vielen Schneeschichten verwandelt sich der Schnee im Laufe von mehreren Jahrzehnten zu Gletschereis. Durch die Schwerkraft fließt der Gletscher oft mehrere Meter im Jahr talwärts. An Geländekanten oder Felsbuckeln im Untergrund bilden sich Risse im Eis, die Gletscherspalten genannt werden. Durch das Schmelzwasser im Sommer entstehen Eis-Kanäle oder Gletschermühlen, deren Wasser am Untergrund des Gletschers bis zum Gletschertor fließt und dort zutage tritt.

Gletscherschutz

In den letzten Jahrzehnten zogen sich die Gletscher im Alpenraum stark zurück. Vor 18.000 Jahren reichten die Gletscher der Alpen noch bis Rosenheim, Bozen, Klagenfurt und Salzburg. Am Stubaier Gletscher wurde als einer der ersten angefangen den Schnee und das Eis im Sommer mit Vlies abzudecken und zu bewahren. Durch die Abdeckung im Sommer und künstliche  Beschneiung können 70 Prozent des Eises geschützt werden und dem Abschmelzen Einhalt gebieten.

Franz Senn, der Gletscherpfarrer

Früher wohnten im Stubaital in den Hochtälern Bauern, die arm waren und ein karges Leben fristeten. Der Gletscherpfarrer Franz Senn, war ein Visionär, der eine große Rolle für den Tourismus spielte. Er war Mitbegründer des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins, der Schutzhütten im gesamten Alpenraum bauen ließ und den Wandertourismus ankurbelte und dadurch sind Arbeitsplätze geschaffen worden. Im 19. Jahrhundert kamen die Gäste zur Sommerfrische und zum Wandern und ab den 70er Jahren auch zum Ski fahren.

Heinz Klier, der Visionier

Heinz Klier, ein weiterer Visionär im Stubaital hat als Wanderer das Gebiet wie seine Westentasche gekannt. Schon früh hatte er die Idee, dass man im Sommer auf dem Gletscher Skifahren kann. Trotz erheblicher Widerstände ließ er eine Bergbahn bauen. Ihm ist viel zu verdanken, denn heute wird das Skifahren bevorzugt im Winter auf dem Schnee sicheren Gletscher genutzt.

300 Angestellte arbeiten heute für die Bergbahn, die Hotels und Pensionen. Handwerker und Geschäfte profitieren von den Wintersportlern und Gletscherbesuchern.

Kontakt:

Stubaier Gletscher, Mutterberg 2, A-6167 Neustift, Österreich, Tel.: 0043-5226-8141,
info@stubaier-gletscher.com, www.stubaier-gletscher.com,

Schneetelefon: 0043-5226-8141-400 Öffnungszeiten: geplant ganzjährig.

Text und Bilder: Gabi Dräger

 

 

 

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.