Drei Tage in der "Stoapfalz"

Königstein Frankenjura Wanderwege Beschilderung

Drei abwechslungsreiche Wanderwege auf dem Gebiet der Marktgemeinde Königstein in der Oberpfalz werden von den drei ehrenamtlichen Wegwarten Horst, Karl und Walter instand gehalten. Ich habe das Glück, dass ich die drei im Mai auf ihren Revisionswanderungen begleiten darf und so einen Teil der Wanderwege aus erster Hand gezeigt bekomme.

Los geht es am ersten Tag bei Bilderbuchwetter mit Horst über den Steinberg-Felsensteig nach Pruihausen. Sämtliche Wanderungen starten auf dem Marktplatz von Königstein, kurz entlang der Staatsstraße biegen wir bald auf eine blumenübersäte Wiese ein.

Kurz geht es durch den Wald hinauf zum Locher Felsen. Die Felsen werden seit einigen Jahren mit Kamerun Schafen beweidet und so hat sich hier wieder eine ursprüngliche Blumenvegetation eingestellt. Ein schöner Blick zurück auf Königstein, in nördlicher Richtung zum Truppenübungsplatz Grafenwöhr und in östlicher Richtung bis zum markanten Ochsenkopf des Fichtelgebirges.

Wir setzen unsere Wanderung fort und schnell befinden wir uns mitten in den zerklüfteten Felsformationen der Steinberge. Viel hat Horst mir über seine Heimat zu erzählen. Als Schlesier durch den Weltkrieg als Kind nach Königstein verschlagen ist er schnell Teil der Ortsgemeinschaft geworden und hat sich in all den Jahren nicht nur um den Fußballverein und die Wanderwege, sondern auch um den Vogelschutz verdient gemacht. Allein 250 Nistkästen hat er im letzten Jahr gebaut, aufgehängt und Meisen, Kleiber, Kauz und Spechte danken es ihm durch den Bezug.

Horst führt mich durch das Felsenlabyrinth, vorbei an Kletterfelsen am Steinberg und Kühlochberg. Links die Felsen und rechts der wunderschöne Mischwald, mit Fichten und Buchen deren frisches Grün im Sonnenlicht funkeln und einen herrlichen Kontrast vor dem tiefblauen Himmel bildet. Fast hätte man Lust sich ins Moos zu legen und die Seele baumeln zu lassen, doch wir müssen weiter die Beschilderung überprüfen und den Weg von Stolperfallen, wie herab gefallenen Ästen zu befreien. Es ist ein Irrgarten aus Felsen, den die Erdgeschichte hier geschaffen hat und es ist wichtig, dass sämtliche Schilder am richtigen Platz sind, damit man sich nicht verirrt. Unser Weg führt uns noch vorbei am Kühloch, um das sich zahlreiche Sagen und Legenden ranken. Belegt sind Funde von Höhlenbär, Eisfuchs und Mammut, Steinbohrer aus der Steinzeit belegen, dass bereits Steinzeitmenschen das Kühloch als Behausung genutzt haben.

Für uns geht es weiter nach Pruihausen und die Vorfreude auf ein gutes Essen und eine frische Halbe Bier lassen unseren Schritt schneller werden. Wir erreichen den Gasthof Jägerheim. Familie Renner führt hier einen traditionellen Gasthof mit einer ehrlichen, ländlichen Küche. Wir lassen es uns munden und machen uns nach einer etwas ausgedehnteren Pause auf den Rückweg. Wieder geht es entlang von Getreidefeldern. Der blauen Markierung folgend erreichen wir wieder schnell den Wald. Auf dem Rückweg weichen wir vom Felssteig ab. Zum einen möchte Horst noch ein Teilstück des 17er Wanderweges in Augenschein nehmen, zum anderen mir noch die Johanneskapelle und die romanische Kapelle am Breitenstein zeigen. Noch eine Erfrischung in der Kapellenschänke am Breitenstein, deren Wirtin Tanja ein ganz besonderes Haustier hat, nämlich ein 10 Wochen altes Minischweinderl, geht es zurück nach Königstein.

Am zweiten Tag bin ich mit Karl unterwegs. Er betreut die beiden Rundwanderwege 19 und 20. Wieder starten wir in Königstein am Marktplatz. Selten habe ich es erlebt, dass sämtliche Wanderwege an einem so zentralen Punkt starten. Wenige Meter bis zum Ortsausgang und schon befinden wir uns inmitten von Wiesen und Feldern. Karl verspricht mir, dass die heutige Wanderung eine ganz andere Charakteristik wie die gestrige hat. Unser erstes Ziel ist Kürmreuth, doch bis dahin ist es noch ein gutes Stück Weg. Nach dem ersten Wegteil in Wiesen und Weiden erreichen wir den Waldrand. Auch heute haben wir wieder einen wohlgesonnenen Wettergott und wir genießen die Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach hindurch auf uns treffen. Abwechslungsreich zwischen Wald und Wiesenflächen schlängelt sich heute unser Weg dahin. Fast ausschließlich auf dem weichen Untergrund von Waldsteigen und Wiesenpfaden macht das Wandern besonders viel Spaß. Habe ich gestern über die Felsformationen des Jura gestaunt, genieße ich heute die sanfte, hügelige Landschaft der Fränkischen Alb.

Nach etwa 1 ½ Stunden erreichen wir Kürmreuth und den Landgasthof „Zur Post“. Wir genießen eine Oberpfälzer Brotzeit und das Pausenbier haben wir uns auch heute verdient. Schnell kommen wir mit dem Wirt Marko Spieß in Gespräch und nachdem er hört, das ich aus München komme fragt er mich:“Weißt Du überhaupt wo in Bayern der nördlichste Almabtrieb stattfindet?“ Natürlich kenne ich die richtige Antwort nicht, aber schnell klärt mich Marko auf, denn im Abstand von zwei Jahren findet in Kürmreuth ein Almabtrieb statt und wie die Oberbayern, wissen auch die Oberpfälzer einen solchen Anlass gebührend zu feiern. Wer sich diesen Almabtrieb anschauen möchte muss sich jedoch bis September 2013 gedulden.

Zurück auf unserem Wanderweg Nr. 20 gehen wir nun Richtung Lunkenreuth. Der Weg führt uns bis zum Rand des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr. Hier sehen wir wieder zahlreiche Jurafelsen, die bereits auf dem gesperrten Militärgelände liegen. Karl erzählt mir, dass dies für die Natur von enormen Vorteil ist. Denn hier finden Reh- und Rotwild, aber auch seltene Sing- und Greifvogelarten Rückzugsgebiete, die sie in bewohnten Gebieten vermissen. In Lunkenreuth verlassen wir den Weg Nr. 20 und begeben uns auf den 19er. Vorbei an Wiesen und Getreidefeldern, dessen Ähren sich im Wind sanft bewegen führt uns der Weg wieder Richtung Königstein. Wir entscheiden uns noch einen Abstecher zur Kapellenschänke Breitenstein zu machen, wo wir auch diesen Wandertag ausklingen lassen.

Am dritten und letzten Tag begleitet mich Walter. Er zeigt mir den botanisch Lehrpfad und führt mich auf den Ossinger, dem Hausberg der Königsteiner. Der Weg führt uns vorbei am Naturschwimmbad zum Anfang des botanischen Lehrpfads, Walter macht mich auf eine Besonderheit aufmerksam. Zahlreiche Acker- und Weideflächen wurden über Jahrhunderte in Terrassenform angelegt um der Erosion vorzubeugen. Heute werden noch immer Teile dieser alten Kulturflächen aufwendig bewirtschaftet um dies zu erhalten. Die inzwischen verstorbene Loki Schmidt, Frau von Altkanzler Helmut Schmidt, hat mit ihrer Stiftung „Naturschutz Hamburg“ dazu beigetragen, dass dieser wunderschöne Lehrpfad entstehen konnte. Selten habe ich eine solch ausführliche Beschilderung auf einem Lehrpfad gesehen.

Gemütlich gehen wir durch die Wiesen und betrachten uns Pflanzen und Schilder. Ich könnte noch ewig durch die Flora streifen, doch wir möchten ja noch auf den Ossinger, dem Aussichtsberg der Königsteiner und Walter verspricht mir für den Rückweg noch eine ganz besondere Überraschung.

Den Titel Aussichtsberg verdient der Ossinger zur Zeit leider nicht wirklich, denn der Aussichtsturm, der auch von vielen Mobilfunkbetreibern als Antennenstation genutzt wird, darf aktuell aus statischen Gründen nicht betreten werden. Doch lohnt sich auch so der Weg hinauf, der zunächst sanft dahin geht und zum Schluss anhaltend steil zwischen Felsen und Bäumen bis zur Ossinger Hütte führt. Die Bauernseufzer mit Kraut und Brot und das dunkle Landbier haben wir uns verdient und wir fühlen uns in der Hütte, bei deren Bau der Fels in die Wände integriert wurde, einfach sauwohl.

Wir brechen auf und ich bin schon gespannt, welche Überraschung Walter für mich noch hat. Es geht bergab Richtung Königstein. Zunächst führt uns der Weg über ein Teilstück der ehemaligen Naturrodelbahn, die bei den inzwischen milden Wintern nicht mehr genutzt wird. Und dann folgt die Überraschung, Walter zeigt mir einen Geheimplatz, der über und über mit Frauenschuh bedeckt ist. Selten habe ich eine solche Menge der heimischen Orchideenart auf einem Fleck blühen sehen. Hier hüpft das Herz des Blumenfreundes und es ist ein wunderschöner Abschluss meiner drei Tage in der gastfreundlichen Marktgemeinde Königstein in der Oberpfalz.

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.