Die Vierblättrige Einbeere ist die Blume des Jahres 2022

Aus dem Fruchtknoten bildet sich im Laufe des Sommers eine schwarze oder dunkelblaue Beere, in der sich die Samen ausbilden. – (c) Udo Steinhäuser, Loki-Schmid-Stiftung

Mit der Wahl der Einbeere (Paris quadrifolia) zur Blume des Jahres 2022 ruft die Loki Schmidt Stiftung zum Schutz dieser Pflanzenart und ihres artenreichen Lebensraumes, der alten, wilden und naturnahen Wälder, auf. Aktuell sammelt die Stiftung Spenden, um das größte zusammenhängende naturnahe Waldgebiet im Alten Land bei Hamburg dauerhaft zu erhalten. Bekanntgabe der „Blume des Jahres“ fand am 21.10.2021 im Sierichschen Gehölz im Hamburger Stadtpark im Beisein des Stiftungs-Botschafters und Fernsehgärtners John Langley, des Geschäftsführers Axel Jahn und den Leiterinnen des Projektes „Blume des Jahres“, Svenja Holst und Kristin Ludewig, statt.

Die Einbeere ist eine sehr eigentümliche Pflanze, deren Schönheit sich manchen vielleicht erst auf den zweiten Blick erschließt. Sie kommt in Deutschland noch häufig vor, aber ihre Bestände gehen vielerorts zurück. In sechs Bundesländern steht sie bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen. Die Einbeere bildet pro Pflanzentrieb nur eine einzige Beere, sodass ihre Fernausbreitung mittels Samen begrenzt ist. Sie breitet sich vor allem unterirdisch über Erdsprosse (Rhizome) aus. Auch andere Pflanzenarten wie Buschwindröschen und Leberblümchen brauchen für ihre Ausbreitung viel Zeit, um neue Waldstandorte zu besiedeln.

Axel Jahn, Geschäftsführer der Loki Schmidt Stiftung: „Als Loki Schmidt Stiftung haben wir die Einbeere zur Blume des Jahres 2022 gewählt, um zum dringenden Schutz der alten, naturnahen und wilden Wälder aufzurufen, die der Einbeere und anderen Pflanzen und Tieren langfristig einen Lebensraum geben und die für die Ausbreitung notwendige Zeit.“

Wilde Wälder: Artenreiche Lebensräume und Klimaretter
Naturnahe, wilde und alte Wälder gehören zu den artenreichsten Lebensräumen unserer Landschaft. In den Höhlen und Löchern alter Bäume wohnen Mittelspecht, Eulen und Käfer. In den Baumkronen brüten Rotmilan und Schwarzstorch. Der Boden hat über Jahrhunderte mächtige Humusschichten aufgebaut, Lebensgrundlage für eine reiche Waldbodenflora, viele Mikroorganismen, Insekten, Spinnen und Pilze.

Wilde Wälder ohne forstwirtschaftliche Nutzung gibt es nur auf 3 Prozent unserer Waldfläche. Natürlicherweise würde die Rotbuche auf 75 Prozent der Waldfläche Deutschlands wachsen. Tatsächlich bestehen unsere Wälder heute überwiegend aus Kiefern und Fichten, noch dazu oft in Monokulturen, die anfällig für den Klimawandel sind. Durch Entwässerungsgräben fallen wertvolle Feuchtwälder trocken. Stickstoffeinträge aus Landwirtschaft, Verkehr und Industrie fördern in Wäldern stickstoffliebende Pflanzen wie Brombeeren, die andere verdrängen. Das Befahren mit schweren Forstmaschinen führt zu Bodenschäden, auch darunter leiden die Einbeeren und andere Wildblumen.

Wälder erbringen viele Ökosystemleistungen: Sie versorgen uns nicht nur mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz, sind Erholungsraum für uns Menschen und Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Darüber hinaus filtern sie unsere Luft, wandeln Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um und speichern und reinigen Wasser. In ihren Böden und in ihrer Biomasse binden Wälder Kohlenstoff und wirken so dem Klimawandel entgegen.

Rettung der Waldwildnis im Alten Land
Mit der Unterstützung ihrer Spender und Spenderinnen konnte die Loki Schmidt Stiftung bereits 14 na-
turnahe, artenreiche Wälder kaufen, um sie langfristig zu schützen. Aktuell sammelt die Stiftung Spenden für den Kauf des größten zusammenhängenden Laubwaldes im Alten Land bei Hamburg mit undurchdringbarem Unterholz, wo Kleinspecht, Sperber und Mäusebussard brüten.

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.