Der Thurner törnt an

Der Thurner törnt an, die Skilanglauf-Loipe im Hochschwarzwald - (c) Klaus Pfenning

Die 15 Kilometer lange Skilanglauf-Loipe am Thurner im Hochschwarzwald gilt als eine der schönsten in deutschen Mittelgebirgen

Chk links, chk rechts, chk links, chk rechts. Die Langlaufski an meinen Füßen geben ihr typisches Schlurfgeräusch von sich, als sie rhythmisch durch die frisch gespurte Loipe gleiten. Es hat früh geschneit in diesem Winter im Hochschwarzwald. Die Äste der Fichten und Tannen biegen sich unter der Last von gut 40 Zentimeter frischem Pulver. Schon im Dezember bieten sich hier oben auf gut tausend Meter beste Langlaufbedingungen. Wir sind unterwegs am Thurner, auf halbem Weg zwischen Breitnau und St. Märgen und nur gut 10 Autominuten von Hinterzarten entfernt. Skilangläufer müssen lange suchen in deutschen Mittelgebirgen, bis sich eine derart schöne und abwechslungsreiche Loipe findet wie die Thurnerspur. Am Ersten Advent präsentiert sich die Landschaft dort bei strahlendem Sonnenschein als wahrlich weiße Winter-Wunder-Welt.

Kurze, knackige Anstiege wechseln sich ab mit längeren, hin und wieder auch flotten Abfahrten. Etliche Kurven fordern dabei höchste Aufmerksamkeit und sorgen für einen Schub Adrenalin. Waldpassagen gehen urplötzlich über in einsame Hochflächen, auf denen bisweilen ein eisiger Ostwind ins Gesicht bläst. Wenige Kilometer nach dem Start geht der Blick hinüber zum Gipfel des Feldbergs, mit knapp 1.500 Meter der höchsten Erhebung Baden-Württembergs. Wer Glück mit dem Wetter hat wie wir, der sieht dahinter die Schweizer Alpen. Gegen Ende des Rundkurses, auf der Ostseite der Loipe in Richtung des verträumten Jostals, grüßen die höchsten Erhebungen der Schwäbischen Alb.

Die Thurnerspur gilt als anspruchsvoll, auf der 15 Kilometer langen Schleife
ist in stetem Auf und Ab ein Gesamthöhenunterschied von gut 400 Meter zu bewältigen. Trainierte Läufer schaffen die Strecke im klassischen Diagonalstil, wie ihn gerade ältere Freizeitsportler gerne praktizieren, in weniger als zwei Stunden. Am höchsten und zugleich entferntesten Punkt der Strecke, der auf 1.190 Meter gelegenen Weißtannenhöhe, bietet eine kleine Hütte Schutz vor Schlechtwetter. Wem die 15 Kilometer und die zahlreichen Höhenmeter zu viel sind, der kann die Runde durch das weiße Paradies an mehreren Stellen abkürzen. Weniger  ist ohnehin manchmal schöner, allein schon der Ausblicke wegen. Oder auch wegen der urigen Loipenstrauße nach Kilometer 8, die an Wochenenden zu Glühwein und einer deftigen Vesper einlädt. Die ganz Sportlichen können ihre Tour beliebig auf die Loipen in Richtung Breitnau, St. Märgen, Hinterzarten oder Waldau ausdehnen.

Oder sich gleich auf den 100 Kilometer langen Fernskiwanderweg machen, der von Schonach kommt, die Thurnerspur einbindet und über den Feldberg bis zum Belchen zieht. 2.300 Höhenmeter gibt es bis dahin zu stemmen. Ambitionierte schaffen die gesamte Strecke in drei Tagen, die halbwegs Gemütlichen in vier. Die ganz verrückten unter den Loipenfans nehmen die 100 Kilometer beim traditionellen „Rucksacklauf“ im Februar an einem einzigen Tag in Angriff. Die Bestzeit aus dem Jahr 1982 durch den früheren Olympiasieger Georg Thoma aus Hinterzarten liegt bei sagenhaften 5 Stunden und 51 Minuten und damit einem Durchschnittstempo von 17 Kilometer pro Stunde.

Während an den meisten anderen Orten des Schwarzwalds die jeweilige Gemeinde für das Spuren der Loipen verantwortlich ist, übernimmt am Thurner
diese Aufgabe seit nahezu 50 Jahren ein Verein. Der Club Thurnerspur e.V. ist nach eigenen Angaben der älteste Loipenverein Deutschlands und zählt heute mehr als 5.000 Mitglieder. Die meisten von ihnen stammen aus der Umgebung, einer lebt in Moskau. Biathlon-Weltmeister Benedikt Doll ist ebenso Mitglied wie der zweifache Weltmeister in der Nordischen Kombinierern, Fabian Rießle. Beide starten für die Skizunft Breitnau, die Thurnerspur ist gewissermaßen ihre Hausstrecke.

Ein Geheimtipp ist die Thurnerspur freilich nicht mehr. Vor allem an schönen Wochenenden ist der große Parkplatz an Start und Ziel voller Autos mit Freiburger, Emmendinger oder Villingen-Schwenninger Kennzeichen. Wer es sich leisten kann, der kommt besser unter der Woche. Oder auch Abends: je nach Schneelage und Witterung bietet das Langlaufzentrum auch eine beleuchtete Nachtloipe.

Weitere Informationen

  • Anreise über die A 5 bis Freiburg-Nord und das Glottertal oder bis Freiburg-Mitte und das Höllental (Für Nichtmitglieder ist der Parkplatz an Start und Ziel kostenpflichtig (5 Euro))
  • In der Loipenhütte sind warme und kalte Getränke sowie kleine Snacks erhältlich. Die Hütte verfügt außerdem über Toiletten und Duschen
  • Außer der Klassikloipe wird am Thurner auch eine 12 Kilometer lange Skatingspur präpariert
  • Täglich aktuelle Informationen gibt es unter thurnerspur.de oder als Bandansage unter der Nummer 07669/1020
  • Jahresbeitrag für den Club Thurnerspur e.V.: 20 Euro
  • Wenige Autominuten von der Loipe entfernt gibt es mehrere typische, empfehlenswerte Schwarzwälder Gasthöfe

Über den Autor*Innen

Klaus Pfenning

Klaus Pfenning fuhr schon mit dem Fahrrad in den Kindergarten und durchstreifte mit seinen Eltern die Berge, vorzugsweise den Odenwald und Tirol. Ein Urlaub ohne Satteltasche oder Rucksack ist für ihn bis heute nur schwer vorstellbar. Als „Very Best Ager“ paart er seine Ausflüge in die Natur mittlerweile am liebsten mit „was G’scheits auf dem Teller und im Glas“.

Als begeisterter Alpinskifahrer hat er vor einigen Jahren seine Liebe auch zum Skilanglauf entdeckt. Und dabei die Erfahrung gemacht, dass diese Form der Bewegung viel anstrengender und schweißtreibender sein kann.