Irlands Kupferküste im historischen Osten ist beinahe noch ein Geheimtipp. Die zwischen den Städten Tramore und Dungarvan verlaufende Route schließt den »Copper Coast UNESCO Global Geopark« mit ein und beeindruckt mit einem Wechsel von Klippen und ruhigen Meeresbuchten. Hier kann man herrlich wandern und genießt großartige Küstenpanoramen, aber auch charmante Täler ins Landesinnere der Grafschaft Waterford.
Heute zeigt sich die Kupferküste als eine ruhige, entspannte Reiseroute entlang einer mal dramatischen, dann wieder romantischen Küstenstrecke. Das war im 19. Jahrhundert völlig anders, denn hier bestimmte eine florierende Kupferindustrie diese Gegend. Heute ist wieder Ruhe und Beschaulichkeit eingekehrt, nach dem Ende des Kupferbergbaus gelang eine beeindruckende Transformation hin zum nachhaltig orientierten Tourismus, der das traditionelle Erbe der Geschichte bewahrt und mitnimmt in eine Neuzeit, die hier ohne Gigantomanie auskommt. Die Copper Coast gilt als eine der schönsten und naturbelassenen Reisewege in ganz Irland. Eines ihrer besonderen Schauspiele ist das spektakuläre Licht, das bei Sonnenaufgang und am Abend die Landschaft und die kleinen bezaubernden Orte wie Bunmahon, Boatstrand, Newton Woods oder die Kleinstädte Dungarvan und Tramore in rötlich-braun schimmernde Zauberorte verwandelt.
Auf dem Waterford Greenway
Als geeigneter Ausgangspunkt, um die Landschaften um und an der Copper Coast zu erkunden, eignet sich Waterford, eine Stadt, die eine gute Infrastruktur für vielseitige Outdoor-Urlaubsaktivitäten besitzt. Hier kann man sich Fahrräder ausleihen, um den »Waterford Greenway« zu entdecken. Auf der 45 Kilometer langen Strecke, die über Kilmacthomas bis nach Dungarvan an die Kupferküste führt, vollzieht sich schnell eine Verwandlung, man passt das eigene Tempo der sanften Landschaft an und findet radelnd zur Ruhe. Sie wurde im Jahre 2017 auf einer alten Eisenbahnstrecke eingerichtet, über kleine Brücken und Viadukte geht es durch Talschleifen mit alten Steinhäusern, am River Suir entlang, bis man die Ruine von Kilmeadan Castle erreicht und die Abzweigung Richtung Kilmacthomas und Dungarvan nimmt. Sodann lässt man den River Suir hinter sich und wendet sich der Küste zu. Dabei hat man immer die sanfte Silhouette der Comeragh Mountains als Wegbegleiter im Blick bis hin zur oftmals kupferfarben schimmernden Copper Coast. Es ist ein Glück, dass für diese Region der längste Off-Road-Wander- und Radweg, der »Greenway in Ireland‘s Ancient East«, entwickelt wurde, mit dem man sportlich aber entspannt die wunderbaren Landschaften erkunden kann.
Archaische Klippenlandschaft
Ein Ort, der typisch ist für die Kupferküste, liegt zwischen Bunmahon und Boatstrand: »Tankardstown Copper Mine«. Nach den sanften, weitläufigen Sandstränden von Bunmahon kommt hier das Kontrastprogramm, eine dramatisch erscheinende Klippenlandschaft mit archaischer Anmutung. Steile Abbruchkanten, große vorgelagerte Felsen im Meer, kleine Buchten und das Kreischen der Seevögel machen die Gegend zu einem beeindruckenden Fabelland. Und mitten drin die Überreste der Tankardstown Kupfermine, ein Minenkomplex, der 1824 errichtet wurde, heute stellen die Überreste eines der bedeutendsten Zeugnisse der industriellen Entwicklung in der Grafschaft Waterford dar. Die von der Osbour Familie aus Carrickbarron betriebene Kupfermine war bis ins Jahr 1877 in Betrieb, heute sind die Ruinen immer noch ein imposanter Anblick an der wild-romantischen Küste. Auch das alte Stadthaus »The Tannery« in Dungarvan ist einen Stopp wert, es wurde im Jahre 1997 in ein Hotel umgewandelt und besitzt mit der Copper Coast und den Comeragh Mountains im Hintergrund wunderschöne Ausblicke. Erlebenswert ist hier in dem familiengeführten Haus auch das ausgezeichnete Restaurant, das mit frischen lokalen Zutaten den Gaumen verwöhnt.
Im Nire Valley
Auch rund 30 Kilometer landeinwärts zeigt sich die Gegend um die Kupferküste bereit für ökologisch orientierten Urlaub. Das »Nire Valley Eco Camp« liefert dazu ein nachahmenswertes Beispiel. Nachhaltiger Tourismus überzeugt auch in Irland immer mehr Menschen, denn die globale Erwärmung entscheidet inzwischen mit bei der Wahl, wie und wo Menschen reisen und Urlaub machen wollen. Im Nire Valley in Irlands historischem Osten wurde das Konzept des »Glamour Camping« weiterentwickelt, heute gibt es hier die »bedrooms in a meadow«, gemütliche Schlafkabinen auf der Wiese. Die Unterkünfte haben nicht nur einen grandiosen Ausblick, sie befinden sich mittendrin in der Natur-Szenerie. Und mit der sanitären Ausstattung sorgen sie dafür, dass es keine nassen Füße in der Nacht gibt. Während der hellen Tageszeit findet der Aufenthalt natürlich draußen statt, insofern trifft das Motto »Day-Time Camping, Night-Time Bliss« - tagsüber Camping, nachts Glückseligkeit - den Nagel auf den Kopf. Und das eigene Naturschutzgewissen schlummert beruhigt mit, denn die Ökobilanz ist auf jeden Fall ausgewogen. Hier im Öko-Camp ist man umgeben von Farmland, auf einem erhöhten Anwesen mit weiten Aussichten über die Ebene, abseits der zivilisierten Welt und genau in der Mitte einer der am wenigsten belasteten Landstriche in Irland. Geeignete Ausflugsziele liegen gleich vor der Haustür: Ob für Wanderungen in den Comeragh Mountains, für Meereskanufahrten entlang der Copper Coast oder Fahrradfahren auf dem Waterford Greenway, das Nire Valley dient als Basislager für naturnahe Ferien mit Schlummern im Wiesenbett.
Erdgeschichte in der Kirche
Lias, Dogger und Malm? Schwarzer, brauner und weißer Jura kommen einem da schon vertrauter vor. Aber keine Sorge, man kann das Besucherzentrum des »Copper Coast UNESCO Global Geopark« auch ohne erdgeschichtliches Studium genießen. Und etwas über Jurensismergel, Amaltheenton, Opalinuston oder Atoxioceratenschichten lernen. Ich streiche meistens schon beim Quellhorizont die Segel. In den Himmel ragt dagegen das Gebäude, in dem das Besucherzentrum untergebracht ist. Denn die sehenswerte geologische Ausstellung zur Copper Coast in Bunmahon ist in einer ehemaligen Kirche untergebracht. Selbstverständlich gibt es umfangreiches Infomaterial zu allem, was man wissen muss, um sich im Geopark zurechtzufinden. Und da auch Bildung durch den Magen geht, wird man mit »homemade food« versorgt. Die Kalorien kann man am Bunmahon Strand ja wieder abtrainieren.
Weitere informationen
Copper Coast UNESCO Global Geopark, Bunmahon, coppercoastgeopark.com
Visit Waterford, Waterford, The Quay, Tel. +353-51-875823, visitwaterford.com
Über den Autor*Innen
Jörg Berghoff
Jörg Berghoff, geboren in Erbach im Rheingau, studierte Kunstgeschichte und Ethnologie, ist Winzermeister und Verlagsbuchhändler. Als freier Autor und Journalist führt er seit 1998 ein Pressebüro für Tourismus, Kultur und Sport. Als Reisejournalist ist er spezialisiert auf Irland und Großbritannien sowie weitere europäische Naturreise-Destinationen.