Bauernhof und Alm - Natürlich, Lungau

Der Lungau mit seiner ursprünglicher Natur ist ganz was Besonderes.

Der Lungau ist ein Hochtal, das von den Hohen Tauern, Niederen Tauern und Nockbergen eingerahmt wird. Sieben Seitentäler ziehen sich sternförmig vom Zentrum aus in die Berge was einmalig in Europa ist. Am Ende eines jeden Tales gibt es einen See. Durch die Abgeschiedenheit sind Natur und Kultur ursprünglich geblieben, es gibt keine Industrie und keine großen Hotelanlagen, der dörfliche Charakter und die Natur dominieren. Der Lungau ist der südlichste Teil des Salzburger Landes und hier hat die Sonne schon die Kraft Italiens.

Das Erste was auffällt wenn man am Bauernhof „Suppangut“ ankommt ist die Kapelle neben den großen Hofgebäuden. Eine Katze kommt gleich neugierig zur Begrüßung und als Begrüßungsdrink sprudelt erfrischendes kaltes Quellwasser aus dem Brunnen. Der Bauernhof liegt 1100 Meter hoch in Pichl bei Mariapfarr im Lungau. Vor der großen Scheune stehen alte Malsteine. Rotschwänzchen und
Spatzen brüten in der Holzfassade und eine Schwalbe sucht gerade im Stall nach einem geeigneten Brutplatz. Auf dem Tisch unter der Linde serviert Maria Prodinger, die Altbäuerin, Kaffee und Apfelstrudel. Der Blick schweift über die Idylle, ja das ist eine Oase der Ruhe in der Natur. „Die Berge sind so schön, da leuchtet’s richtig“, erklärt Maria. Das ist der ideale Ort um sich ein paar Tage zu erholen.

Maria und Sepp Prodinger, sind die Altbauern, sie haben fünf Kinder und haben den Bauernhof bereits an den Sohn Leonhard übergeben. „Die Landwirtschaft ist viel Arbeit, da wird jede Hand gebraucht und das hält mich jung“, sagt Maria. Der Name des Bauernhofs „Suppangut“ ist slawischen Ursprungs und bedeutet Stammesältester. Der Hof Suppangut und die dahinterliegende Ruine wurden 1279 erstmals erwähnt, aber vermutlich sind sie viel älter. Die Ruine war einst ein Wohnturm für verschiedene adlige Familien die hier bis 1848 lebten. Seit dem 13. Jahrhundert ist der Hof immer im Besitz der Familie Prodinger geblieben.


Relaxen

Am Teich mit Forellen, Saiblingen und ein paar Stören kann man wunderbar auf der Bank meditieren. Zwischen Bäumen gespannte Hängematten oder Liegestühle im Schatten laden zum Träumen ein. Im Kräutergarten gibt Maria einen Aufklärungskurs in Heil- und Gewürzkunde. Hier wachsen Kräuter, wie Ringelblumen, Currykraut, Lungenkraut, Apfelminze, Taubnessel, Estragon, Anis, Melisse und Engelwurz. In den Wiesen um den Hof, im Kräutergarten und an der Alm wachsen bestimmt mehr als hundert verschiedene Kräuter. Seltene Bergblumen sind Edelweiß, der gelbe Enzian und der Speick, die nicht nur schön, sondern auch gleichzeitig Heilpflanzen sind.

Im Frühjahr wenn das Vieh noch nicht auf der Alm ist, kommen Kühe am Nachmittag von der Weide beim Bauernhof in den Stall. Wer mag, kann beim Ausmisten, Füttern und Melken helfen. Wer das nicht mag, beschränkt sich auf das Kraulen der Tiere. Für das Melken der Kühe ist Leonhard zuständig. Anschließend bekommen die Schafe, Ponys und Esel frisches Gras, das er vorher mit der Sense geschnitten hat. Er ist Biobauer und bildet sich ständig weiter, außerdem ist er im Landesvorstand der „Bio-Austria“. „Ich produziere lieber weniger Milch, aber dafür Bio-Milch. Kraft- oder Silofutter bekommen meine Kühe nicht“, erklärt Leonhard stolz.


Von dem mit Flechten überwucherten Wetterkreuz, das Sepp auf dem Hügel neben dem Bauernhof hat aufstellen lassen, hat man einen Rundumblick auf den Lungau, der von den Hohen Tauern, Niederen Tauern und den Nockbergen eingerahmt wird. Durch die Übergänge in den Bergen war der Lungau schon früh besiedelt. Der Salzhandel ging in Richtung Süden und der Weinhandel in Richtung Norden, das bezeugen die Burgen, die als Mautstellen gebaut wurden. Der Rückweg führt an den Feldern des Suppanguts entlang, hier werden Gerste, Weizen, Dinkel und „Eachtling“, wie die Lungauer zu Kartoffeln sagen angebaut. Die Eachtling gehört weltweit zu den besten Kartoffeln. Ein kleiner Umweg führt zu dem Blaskreuzl-Bildstöckl des Bauernhofs, Blas bedeutet soviel wie ein heller Platz oder Lichtung. Im Bildstöckl steht eine Marienstatue, die Maria und Sepp zur Hochzeit bekommen haben. Gleich daneben wächst eine blaue Weinrebe, eine seltene Kletterpflanze, es sieht so aus, als ob sie durch den besonderen Ort außergewöhnlich groß geworden ist.


Das Bauernhof-Frühstück übertrifft alle Erwartungen. Ein frischgepflückter Wiesenstrauß steht auf dem Tisch. Der Dinkel, mit dem die Semmeln gebacken sind, ist selbst angebaut. Milch, Almbutter, der Frischkäse mit frischen Bergkräutern verziert, Joghurt, Marmelade und Honig sind selbstverständlich vom Hof. Der Tee aus Melisse, Frauenmantel und Schlüsselblume schmeckt erfrischend. Nur Salami und Schinken sind nicht selbstgemacht. Auf einem Tisch trocknen gerade fünfzehn verschieden Kräutersorten für Kräutersalz. Den besonderen Charme des Hofes machen die vielen antiken Standuhren, Bauern- und Brautschränke, Spinnräder, Krüge, Buttermodel, eine alte Schlössersammlung und ein schöner, alter Hausaltar aus.


Die Kapelle am Bauernhof Suppangut

Die kleine Kapelle, die zum Hof gehört ist von 1870, ein Familienmitglied, der Priester Josef Schnitter hatte den Bau veranlasst. Der Standort, oberhalb des Hofes könnte nicht besser sein und verströmt Frieden und man spürt wie die Natur atmet. Der Altar im Innenraum stand einst in der Wallfahrtskirche Mariapfarr und sollte bei einem Umbau weggeworfen werden. Heute kommt der Pfarrer für Hochzeiten und zum Wetteramt, das ist ein alter Brauch, er segnet die Menschen und die Flur. „Einen Rosenkranz bringen wir selbst auch noch zusammen“, erklärt Maria. In der Kapelle kann man zu jeder Zeit aus dem Alltag aussteigen und kurz innehalten und zur Ruhe kommen.

Die Suppan-Alm, die im Bundschuh Tal vor den Nockbergen liegt, gehört zum Hof. Das Weidegebiet mit seinen üppigen grünen Bergwiesen liegt 1650 Meter hoch im UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau vor den Nockbergen. Hier haben die Kühe Vorfahrt. Von Juni bis September leben Maria und Sepp dort oben und versorgen die Kühe, verarbeiten die Milch und bewirten die Gäste. Auf der Speisekarte der
Alm stehen: Milch, Buttermilch, Holler- und Apfelsaft, Natürlich gibt es auch Bier, Schnäpse, Radler und Kaffee. Die Käsjaus’n besteht nur aus selbstgemachten Produkten der Alm Sennerei, wie Butter, Topfen, Grau- und Almkäse und Käse mit Heublumen, der ist gerade im Trend. Für Naschkatzen gibt es „Lungauer Rahmkoch“, das ist Lungauer Marzipan mit Rosinen, Zimt, Anis und Rum. Maria verrät das Rezept nicht, das ist ein Familiengeheimnis. Am Besten schmeckt es doch sowieso auf der Alm in der frischen Bergluft.

Fünf Minuten von der Alm entfernt steht die Heilige Familie, die Heilige Barbara und der Heilige Leonhard, die von Ernst Adelsberger jeweils aus einem Baumstamm geschnitzt wurden. Er hat das Schnitzen nie gelernt, er hat begnadete Hände und haucht den Figuren einen andächtigen, fast lebendigen Ausdruck ein. Ein paar Schritte weiter leuchtet eine Bergwiese in Blau, dicht an dicht wächst hier ein Enzian neben dem anderen. In der Alm kann man nicht übernachten, so geht es zurück zum Suppangut.


Die ganze Familie Prodinger ist musikalisch, jeder spielt ein oder gleich mehrere Instrumente und sie treten auch bei Veranstaltungen auf. So kann man abends schon mal eine fröhliche Weise hören. Im Hof Suppangut gibt es kein Fernsehgerät. „Der Fernseher ist die Natur“, lacht Maria. Für Internetsklaven, die es nicht lassen können, gibt es Wlan. Manche Stammgäste machen seit mehr als 50 Jahren Urlaub am Suppangut und auch die Kinder und Enkelkinder kommen wieder – wenn das kein Qualitätssiegel ist?

Ausflüge

Wallfahrtskirche in Mariapfarr

Der Volksliederchor aus Salzburg singt stimmungsvoll in der Abendmesse. Die Kirche wurde ursprünglich im romanischen Stil erbaut. Aus dieser Zeit sind noch die Fresken und das kunsthistorisch wertvolle Gnadenbild der „Schönen Madonna von Mariapfarr“, zu der schon viele tausende Pilger gekommen sind.


Wallfahrtskirche bei Tamsweg

In einem Hollerbaum oberhalb von Tamsweg hat man die Statue des Heiligen Leonhard, dem Patron der Tiere, wiedergefunden, nachdem sie in der Kirche im Ort verschwunden war. Nachdem das noch mehrmals passiert ist, hat man die Statue des St. Leonhard in eine Truhe eingesperrt. Doch die Statue wurde wieder in dem Hollerbusch gefunden. Das wurde als ein Zeichen gesehen und an der Stelle wurde die Wallfahrtskirche für den Heiligen Leonhard gebaut. 1433 wurde die gotische Kirche eingeweiht. Berühmt sind die Glasfenster, besonders das „Goldfenster“ aus blauen und gelben Scheiben. Heute sind die Altäre im Barock. Der Heilige Leonhard steht in einem goldenen Schrein und gibt der Kirche eine besondere Atmosphäre, die durch außergewöhnlich viele Votivtafeln noch unterstrichen wird.

Die Pfarrkirche zum Hl. Paulus in Lessach ist mit seinen „Sarchen“, den Truhengräbern, einzigartig in Österreich. Die Holzeinfassungen sind fast einheitlich schwarz und silbern eingerahmt, so sind alle im Tod gleich. Die Sarchen sind mit verschiedenfarbigen Stiefmütterchen geschmückt, die im schönen Kontrast zum Schwarz stehen. Besonders kunstvoll sind die geschmiedeten Grabkreuze.


Das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“, hat sicher schon jeder einmal gesungen oder zumindest gehört? Joseph Mohr schrieb 1816 den Text des weltberühmten Weihnachtsliedes als er als Hilfspriester von 1805 bis 1817 in Mariapfarr lebte. Sein Freund, Franz Xaver Gruber, der Komponist und Lehrer vertonte den Text. Diese Originalnoten sind im Pfarr- und Wallfahrtsmuseum in Mariapfarr ausgestellt. Josepf Mohr wuchs mit seinen Geschwistern in großer Armut auf. Seinen Vater hatte er nie kennengelernt. Aber er hatte auch Glück im Leben. Dem Domchorvikar Johann Nepomuk Hiernle war die schöne Stimme des Buben aufgefallen und der ermöglichte ihm eine gute Ausbildung. So konnte Joseph Mohr 1811 in das Priesterseminar in Salzburg eintreten, das er mit großem Erfolg beendete. Nach der Priesterweihe 1815 ließ er sich nach Mariapfarr versetzen, wo noch sein Großvater lebte. Joseph Mohr starb am 4. Dezember 1848 als Pfarrer von Wagrain im Pongau in völliger Armut. Er hinterließ nicht einmal so viel, dass die Begräbniskosten bezahlt werden konnten, denn er hatte alles an die Armen verschenkt. Den Weltruhm als Textdichter des Liedes „Stille Nacht, Heilige Nacht“ konnte er nicht mehr erleben.


Erwin Bauer in Gruben im Thomatal ist Bauer und Senner zugleich. Er verarbeitet die Milch seiner Kühe vom Bauernhof gleich nebenan in der Schaukäserei zu Käse. Für die Liebe zur Käseherstellung hat er sich zwei Jahre in Graubünden ausbilden lassen. „Das Thema ist sowieso alles biologisch, das ist klar“, sagt Erwin Bauer. Eine Delikatesse ist der „Lungauer Zirbenkas“, der kräftig würzige Weichkäse hat einen leichten Zirbengeschmack und schmeckt vorzüglich. Vier Wochen brauchen die verschiedenen Käse im Durchschnitt bis sie gereift ist, beim Bergkäse dauert es sogar fünfzehn Monate. Die witzigen Namen von Erwins Käsesorten sind die Namen seiner Kühe. Da heißt ein Käse „De Vaschmuste Schotzl“, der ist ein Schnittkäse mit zwölf verschiedenen Alpenkräutern aus Rohmilch. Die „Guat miatege Siglinde“, ist ein feinwürziger Schnittkäse mit Bergkäsearoma, die „Schoafe Gretl“ ist ein Schnittkäse mit Wacholder und Pfeffer, die „Verhexte Schwalbe“ ist ein Schnittkäse mit Bärlauch.


Die Spezialitäten im Anderlwirt in St. Andrä sind Kasknödel in einer würzigen Zwiebelsuppe. Für die deftigen Braten vom Schwein oder Kalb kommen auch viele Einheimische. Beim „Schafaufbratln“ werden nur Schafte verarbeitet, die den ganzen Sommer auf den Almen waren. Bei diesem Festmahl wird Schaffleisch mit gebratenen Eachtlingen serviert. Dazu gehören Preiselbeeren, Specksalat und Krenkoch, das ist kalter Rahm-Semmel-Meerrettich. Mutter Rosa kocht mit Gabi Aigner und Sebastian Aigner, der Wirt bedient die Gäste.


Bei einer Tour durch die Burg Mauterndorf wird man in das 15.Jahrhundert katapultiert. Zum Schutz der Handelswege über die Tauern wurde diese Festung als Mautstation gebaut. Wenn man die vielen Stufen im 44 Meter hohen Wehrturm emporsteigt bekommt man einen Überblick über das Leben des Erzbischof Leonhard von Keutschach, der hier mit seinem Gefolge gelebt hatte. Der große Rittersaal ist reich mit Ranken bemalt. Die Küche, die vom offenen Feuer ganz schwarz geworden ist, ist unverändert erhalten geblieben. Gleich neben der Küche lagerten früher die Lebensmittel und die Hühner und Schweine lebten praktischerweise auch gleich dort. In der Burgschenke kann man heute eine zünftige Jaus’n oder einen Ritterspieß genießen und dazu kann man sich sogar traditionelle Kleidung ausleihen.


Kontakt:

Suppangut, Pichl 10, A-5571 Mariapfarr, Tel.: +43-6473-8269, www.UrlaubamBauernhof.at

Ferienregion Lungau, Rotkreuzgasse 100, A-5582 St. Michael, Tel.: +43-6477-8988, info@lungau.at, www.lungau.at

Bundesverband Urlaub am Bauernhof, Gabelsbergerstraße 19, A-5020 Salzburg 19, Tel.: +43-662-880202, office@farmholidays.com  www.UrlaubamBauernhof.at

Museen:

Pfarr- und Wallfahrtsmuseum (Stille Nacht, Heilige Nacht) in Mariapfarr, www.wallfahrtsmuseum.at

Burg Mauterndorf Museum, www.salzburg-burgen.at, Burgschenke Mauterndorf, www.burgschaenke.at

Museum Hochofen Franzenshütte, www.hochofen-bundschuh.at.

Gasthäuser:

„Häuserl im Wald“ bei Mariapfarr, Wildspezialitäten, Forelle, Tel.: +43-6473-8288, www.haeuserlimwald.com

„Gasthof Neuwirt“ in Mariapfarr, gut bürgerliche Küche, Wildgerichte aus der Eigenjagd, Tel.: +43-6473-8218

„Gasthof Örglwirt“ in Mariapfarr eine etwas feiner Küche, Tel.: +43-6473-8207 www.oerglwirt.com

Gasthof Die Mosers in Mariapfarr, regionale Küche, +43-664-1501940, www.die-mosers.at

„Gambswirt“ in Tamsweg, regionale Küche,Tel.: +43-6474-2337, www.gambswirt.at

„Andlwirt“ in St. Andrä, feinere regionale Küche, Tel.: +43-6474-2355, www.andlwirt.at

Schaukäserei, Erwin Bauer, Gruben 45, A-5592 Thomatal, Tel.: 0043-664-5481823, erwinbauer@gmx.at

Murtalbahn, Dampfbummelzüge, www.stlb.at

Taurachbahn, www.mauterndorf.at

Tälerbus, www.taelerbus.at, www.postbus.at

Skigebiete im Lungau: Fanningberg, Großeck-Speiereck, Aineck-Katschberg und Obertauern.

Fotos: Gabi Dräger, Jörg Bornmann, TVB Lungau

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.