Zuerst ist es noch ziemlich ungewohnt, mit den angeschnallten Schneeschuhen das Laufen zu versuchen. Doch die Plastikteller haben große Vorteile. Im eisigen, harten Untergrund helfen die scharfen Metallkrallen und geben Halt. Man rutscht nicht und verliert nicht den Boden unter den Füßen. Besonders bergauf geht es problemlos und im Tiefschnee tragen sie, so dass man über die Schneefläche gleitet und nicht einsinkt. Links und rechts einen Teleskopstock zum Ausbalancieren, dann geht es im Watschelgang, wenn möglich gleichmäßig im Rhythmus, durch die frisch verschneite Winterlandschaft.
Nach zwei Stunden hat der Trupp einen sonnigen Aussichtsplatz auf der Moschwaldalm erreicht und blickt bei angenehmen Plustemperaturen in die weiße, Südtiroler Gipfelwelt.
Bevorzugt der Schneeschuhgeher unberührte Schneeflächen mit glitzernden Eiskristallen, schwärmen die Skifans für gut präparierte Pisten und ein perfekt funktionierendes Liftsystem. All das bietet das Skigebiet Meran 2000. Mit 40 km Panoramapisten, Skikarusell rund um den Ortler und rasanten Achterbahnfahrten auf dem Alpin Bob erhöhen sie das Wintersportvergnügen, das bis in den April möglich ist.
Von der Talstation von Meran 2000 ist es nur ein Katzensprung ins Hotel Josef Mountain Resort, wo man sich nach soviel Aktivsport das Relaxprogramm gönnen kann. Das 4-Sterne Hotel liegt auf 1.600 m, auf dem sonnigen Hochplateau des Tschöggelberges. Gestaltet in modernem Alpendesign bietet das Haus 54 Zimmer in unterschiedlichen Kategorien. Im Wellnessbereich kann man sich nach allen Regeln der Badekunst im Indoor- und Outdoorpool samt Sauna und Bio-Vitarium entspannen und regenerieren. Draußen im dampfenden Pool genießt der Badegast die schneebedeckten Gipfel und Baumwipfel der Umgebung und atmet die kalte, klare Waldluft.
Bei einem reichlichen 5-Gänge Menü mit erlesenen weißen und roten Weinen aus der Region lässt es sich angenehm über den sportlichen Tag plaudern.
Die "blonden Pferde"
Nur ein paar Bergkurven unterhalb des Hotel Josef gilt es ein Kulturerbe des Landes zu entdecken. Es ist der Ort Hafling mit seinen berühmten Namensgebern den Haflinger Pferden.
In den Wintermonaten stehen 30 der "blonden Pferde" mit seidigen Langhaarmähnen in den großen Stallungen des Reiterhof Sulfner. Katharina Biehler, Expertin für Haflinger und den Reitbetrieb auf dem Sulfner Hof kennt die Geschichte der Haflinger, die vor 150 Jahren begann. Doch damals war das Etschtal noch ein Sumpfgebiet und für den Transport von Getreide und Korn brauchte man starke, trittfeste Pferde.
"Eine Kaltblutstute, gekreuzt mit einem Araberhengst sollten die Zuchtziele wie beispielsweise einen breiten Rücken erfüllen" erklärt Biehler. "Im Jahr 1898 wurde die Bezeichnung Haflinger genehmigt". Es zeigte sich auch, dass diese Pferde stark und nicht schreckhaft waren. Somit erfüllten die Tiere in Kriegs- wie in Friedenszeiten ausdauernd ihre Aufgaben. Heutzutage hingegen werden die Haflinger eher als Kutschen-, Therapie- und Reitpferde eingesetzt. Und die Expertin holt die Haflingerstute "Gloria" aus ihrer Box und demonstriert die veränderten Zuchtmerkmale. "Im Gegensatz zu den Lastpferden besitzt sie nun schlanke, lange Beine, einen höheren Widerrist für den Sattel und einen längeren Hals".
Gerade für den Reitbetrieb sind die freundlichen Vierbeiner perfekt. Und in den Sommermonaten geht es auf die Almwiesen, wo die Tiere ganz ohne Aufsicht ihre Freiheit genießen können.
Zauberer an der Drechselbank
Im Talkessel von Meran liegt Lana, die "Apfelmetropole" von Südtirol. Im milden Klima wachsen und gedeihen dort bestens die Sorten. Doch Karl Heinz Windegger war Apfelanbau und -ernte nicht genug. Vor zwölf Jahren hat er sich ein zweites Standbein geschaffen und richtete sich eine Werkstatt mit Drechselbank ein. "Aller Anfang war nicht nicht immer so ganz leicht", erzählt der Südtiroler. "Mal passten die Maschinen nicht, dann musste ich auch erst die verschiedenen Hölzer ausprobieren". Doch heute hantiert der autodidaktische Handwerker als Profi an der Drechselbank und zaubert mit nur wenigen Handgriffen aus einem plumpen Holzstock eine Schale. Aus Wurzelholz fräst er niedliche, kleine Holzknöpfe oder gestaltet - wie sollte es auch anders sein, einen überdimensionalen Apfel. Und wenn auch die Holzspäne wie Funken um seinen Kopf wirbeln, der Kunstdrechsler Karl-Heinz Windegger lässt sich nicht beirren. Denn zum Schluss ist es noch immer gut gegangen und das neu gedrechselte Stück findet Bewunderung und wird im Atelier verkauft.
Kultur und Citylife erlebt man in der Kurstadt Meran. Die 400 m langen Laubengassen, die Trienter Bischöfe bereits im 12. Jahrhundert anlegen ließen, um den Handel in der Stadt anzukurbeln, sind noch heute beliebt als Einkaufsmeile. Gerne schlendert man in der mittelalterliche Stadtarchitektur mit den hervorkragenden Erkern und den Bogengängen, um zu kucken und zu kaufen.
Wenn es heftig rauscht und plätschert, dann ist der Fluss die Passer nicht weit. Entlang ihres Ufers führt auch die Kurpromenade, auf der Berühmtheiten wie Kaiserin Sisi, Arthur Schnitzler oder Franz Kafka wandelten. Die 2005 erbaute Therme, von Matteo von Thun, modern ausgestattet, ist ein beliebter Treffpunkt zum Abtauchen und Relaxen.
Südtiroler Souvenirs
Wer sich ein paar leckere Souvenirs für zu Hause mitnehmen möchte, macht eine Stippvisite im Genussmarkt Pur. Hier zeigt sich die kulinarische Vielfalt Südtirols anhand von rund 2.000 Produkten. Vom Schüttelbrot über biologische und saisonale Köstlichkeiten wie würziger Bergkäse, Nüsse, Kerne, verschiedene, selbstgemachte Marmeladen bis hin zum legendären Weinsortiment aus den zahlreichen Lagen füllen die Regale. Und wer sich ein Glas Wein bestellt, bekommt gratis zwei Scheiben rohen Südtiroler Speck dazu. Beides kann man im angrenzenden Ladenbistro bei einem netten Schwatz mit dem Tischnachbarn genießen.
Über den Autor*Innen
Eva-Maria Mayring
Nach dem Studium der Kunstgeschichte arbeitete die Münchnerin als Redakteurin bei der Passauer Neuen Presse und Münchner Merkur. Seit 2000 schreibt die inzwischen freie Journalistin vor allem für die Reiseseiten in Magazinen und Zeitungen. Besonders großen Spaß macht es ihr, für ausgefallene Geschichten in fremden Ländern zu recherchieren und dabei auch deren kulinarischen Köstlichkeiten kennenzulernen. Egal ob Bayern, Kärnten oder Canada Natur, Kunst und Genuss stehen ganz oben auf ihrer Liste. Und nach ihrem Studienjahr in Edinburgh hat sie ihre Liebe für Großbritannien entdeckt.