Der Olymp, Sitz der griechischen Götterwelt. Als Wohnsitz von Göttervater Zeus kennt wohl jeder den höchsten Berg Griechenlands. Neben vielen Geschichten aus der griechischen Mythologie, die hier am "Ort des Geschehens" lebendig werden, hat die Bergregion Wanderern auch eine höchst abwechslungsreiche Natur, alte Klöster, archäologische Stätten und noch mehr zu bieten. In jedem Fall ein lohnendes Ziel für einen Wanderurlaub.
Perfekter Ausgangspunkt für Touren zum Berg der Götter ist der Ort Litochoro, eine gute Autostunde von Thessaloniki entfernt am Fuß des Olymp.
Etwa einen Kilometer oberhalb des Ortes, an der Straße in Richtung Gipfel, findet man das Informationszentrum des Nationalparks Olymp. Bereits im Jahr 1938 wurde der Olymp als erster Nationalpark Griechenlands ausgewiesen. Seit 1981 ist die Bergregion zudem als UNESCO Biosphärenreservat geschützt. Denn an dem Berg findet man vom Fuß bis zum Gipfel verschiedene Vegetationszonen und eine entsprechend vielfältige Pflanzen- und Tierwelt. Im Informationszentrum kann man sich darüber einen sehr guten Eindruck verschaffen, ehe man zu einer Wanderung aufbricht. Auf großen Schautafeln informiert die Ausstellung in griechisch und englisch über die Geologie des Gebirges, die Pflanzen und Tiere der verschiedenen Vegetationszonen, die Mythologie des Olymp und sehenswerte Stätten am Berg.
Dazu gehört etwa das Kloster Agios Dionysios am Fuß des Berges. Ein Teil des europäischen Fernwanderweges E4 führt durch die Schlucht des Flusses Enipeas dorthin. Im Jahr 1542 wurde das Kloster von dem Heiligen Dionysios gegründet. "Dreimal wurde das Kloster in seiner Geschichte zerstört", erklärt Wander-Guide Nektarios, "von den Osmanen, im Bürgerkrieg und zuletzt im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht, weil sie griechische Freiheitskämfer dort vermutete". Gerade wird es zum dritten Mal wieder aufgebaut. Die alten Steinmauern sind zum Teil noch eingerüstet, Stein für Stein rekonstruieren die Arbeiter die alte Klosteranlage. Dass das im ursprünglichen Zustand geschehen kann, ist auch einem Deutschen zu verdanken, erklärt Nektarios. Einer der deutschen Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg die Anlage sprengten, machte zuvor noch Fotos davon. Die fand sein Erbe und übergab sie den Griechen, die sie nun als Vorlage für den Wiederaufbau nutzen. Inzwischen kann man das weitgehend wieder aufgebaute Kloster bei einer Wanderung entlang der Enipeas-Schlucht besuchen.
Durch das üppige Grün der bewaldeten Berghänge des Olymp führt der Wanderweg weiter über alte Holzbrücken zur "heiligen Höhle" Agio Spilaio, wo der Heilige Dionysios als Asket gelebt hatte. Ein Kapelle duckt sich hier unter einen Felsvorsprung, ein kleiner Verschlag daneben diente dem Eremiten als Schlafplatz. Die Quelle, die in der Höhle entspringt, gilt Gläubigen als heilig.
Auf der weiteren Wanderung entlang der Enipeas-Schlucht kommt man auch an einigen kleineren Wasserfällen vorbei. Und natürlich dürfen am Olymp Geschichten zu den Göttern des Olymp nicht fehlen. Wander-Guide Nektarios fallen auf dem Weg immer wieder welche ein - etwa die von Leto, der Geliebten des Zeus, und dessen eifersüchtiger Frau Hera, der Göttin der Ehe, der Frauen und der Familie. Der griechische Götterhimmel ist da allemal ereignisreicher als so manche Daily Soap.
Die wichtigste Stätte, an der Zeus einst verehrt wurde, kann man ganz in der Nähe im archäologischen Park Dion besichtigen. "In der hellenistischen Zeit war Dion das religiöse Zentrum Makedoniens", erklärt Archäologin Sophia, die durch den archäologischen Park führt. Zu Ehren des Zeus wurden hier die ursprünglichen Olympischen Spiele veranstaltet. Durch das Heiligtum gelangte auch die Stadt Dion zu einiger Bedeutung innerhalb Griechenlands.
Bei einem Spaziergang durch den insgesamt 150 Hektar großen archäologischen Park wandert man durch eine idyllische, grüne Parklandschaft zu den Überresten mehrerer Heiligtümer und der antiken griechischen Stadt. Neben dem wichtigsten Heiligtum des Zeus, das das religiöse Zentrum bildete, finden sich auch Grundmauern, Säulen und Statuen von Heiligtümern für die Göttinnen Demeter und Isis sowie von privaten Häusern und Thermen. Das hellenistische Theater im Park wird noch heute für das jährlich stattfindende Olympos-Festival mit Konzerten und Theateraufführungen genutzt.
Fundstücke aus dem antiken Dion und anderen archäologischen Stätten der Region kann man sich im Archäologischen Museum im modernen Dion, etwa einen halben Kilometer westlich des archäologischen Parks, ansehen. Auf drei Etagen sind dort Statuen, Reliefs und Modelle antiker Anlagen zu sehen. Im Garten stehen größere Säulen und in einem eigenen Gebäude direkt neben dem Museum ist ein Dionysos-Mosaik vor der Witterung geschützt. Es ist das größte erhaltene Mosaik, das bisher bei Ausgrabungen in Dion gefunden wurde.
Nach so viel Natur und Kultur wird es dann aber auch Zeit, Dionysos, dem Gott des Weines, entsprechend zu huldigen. Eine gute Gelegenheit bietet da die Weinbar „Olympus Wines“ in Litochoro. Drei lokale Winzer haben diese Bar gemeinsam eröffnet, um ihre in der Region angebauten Weine zu präsentieren. Man sollte auf jeden Fall die lokalen Sorten Assyrtiko und Xinomavro probieren.
Über den Autor*Innen
Gabi Vögele
Gabi Vögele, geboren 1967 in Eichstätt/Bayern, arbeitete nach dem Studium von Journalistik und Geographie als Journalistin für Süddeutsche Zeitung und Abendzeitung. Seit 2005 ist sie freiberuflich als Journalistin tätig. Ihre Themen: Reisen, Outdoor-Aktivitäten, Genuss.
Draußen unterwegs sein, sich in der Natur bewegen, Landschaften entdecken, interessante Menschen treffen und einfach genießen – sei es den würzigen Bergkäse auf der Alm, das gute Glas Rotwein an einem langen Winterabend oder das überraschende Sechs-Gänge-Menü eines kreativen Kochs.