Adieu Winter, willkommen Frühling!

Mit Schellen, Feuerscheiben, Pauken und Trompeten: Winterabschied im Vinschgau  

Wo andernorts in Europa noch eisige Kälte herrscht, kann man in Südtirols Westen schon ab März milde Temperaturen genießen. Anlässlich des Saisonwechsels werden lautstarke Feste gefeiert und jahrhundertealte Bräuche gepflegt. Bei Pfluagziachn, Zusslrennen und Proder Maschger wird dem Anbruch der fruchtbaren Zeit gehuldigt, das Scheibenschlagen soll Winterdämonen vertreiben.

 

Eigentlich müsste der Winter im Vinschgau gar nicht ausgetrieben werden, denn ab Anfang März lässt sich der Frühling dort sowieso nicht mehr aufhalten: Das Eis taut, die Pflanzen tragen erste Triebe und die Sonne lässt das Thermometer auf Temperaturen von bis zu 15 Grad ansteigen. Bald erstrahlt das Tal in voller Blüte. Doch nicht nur das unbeschadete Überstehen der kalten Jahreszeit ist für die Vinschger Grund genug, um richtig zu feiern: Zahlreiche Feste und bäuerliche Bräuche heißen den segenbringenden Frühling willkommen und zeugen von der Hoffnung auf eine gute Ernte. Richtig laut geht es vor allem da zu, wo die bösen Wintergeister verjagt werden.


Traditionelles „Zusslrennen“ in Prad
Alljährlich am unsinnigen Donnerstag versammeln sich die Prader Burschen und Männer im Dorfzentrum. Die „Zussln“ sind von Kopf bis Fuß ganz in weiß gekleidet und mit bunten Schleifen und Blumen geschmückt. Um die Hüften tragen sie Kuhschellen, die sich vor allem durch ihre Größe auszeichnen – ein uralter Fruchtbarkeitskult. Mit ihren kiloschweren Schellen lärmen die „Zussln“ stundenlang, vertreiben so die Kälte und wecken das Korn auf.

„Pfluagziachn“ in Stilfs
Der Fastnachtsbrauch des Pflugziehens erinnert an das bäuerliche Leben von einst und veranschaulicht die direkte Verbindung der Bauern zu ihrem Arbeitsgerät. Der Umzug, der jedes Jahr am Samstag vor der Faschingswoche durch das Dorf Stilfs führt, ist ein altes Kultspiel vom Kampf gegen die Naturkräfte.


„Proder Maschger“
Wie lange es die Tradition der „Maschger“ in Prad gibt, weiß niemand so genau, er soll aber bis in die Zeit der Donaumonarchie zurückreichen. Dabei handelt es sich um eine Art Hochzeitszug mit acht Paaren. Das Besondere: Seit je besteht er nur aus Männern. Sie wandern von Gasthaus zu Gasthaus, der „Bajaz“ eröffnet jeweils den Tanzreigen. Das letzte Paar, der „Zoch“ und die „Pfott“, tanzt besonders plump und ausgelassen. Die beiden demonstrieren die Fruchtbarkeit und küssen am Ende alle anwesenden Frauen und Männer im Lokal. Dann geht es weiter in die nächste Wirtschaft.

Scheibenschlagen im Vinschgau
Am ersten Fastensonntag werden im Vinschgau die „Scheiben geschlagen“. Mit beginnender Dunkelheit wandern alle aus dem Dorf zur „Hex“ oder „Kassunta“. Bei Einbruch der Nacht zünden sie die hohen, strohumwickelten Stangen an und schreien dabei aus voller Kehle. Mit diesem Lärm sollen Winterdämonen vertrieben werden. Anschließend halten die Anwesenden eine Holzscheibe nach der anderen an langen Gerten ins Feuer. Sind diese genügend angesengt, holt man sie heraus und schwingt sie so lange mit dem Stock, bis sie vollends aufglühen. Währenddessen wird ein Reim über die Fruchtbarkeit und den Erntesegen für das Jahr aufgesagt. Springt die Scheibe ab und fliegt anschließend in weitem Bogen durch die Finsternis, dann bringt sie besonders viel Glück.

Infos und Buchung unter www.vinschgau-suedtirol.info oder der Telefonnummer +39 0473 62 04 80

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