„Früher hat das Rennen klassenweise nur für die Schüler des Ortes stattgefunden“, erklärt Marcus Eisele, Vorsitzender der Skizunft Wildbad, der das Event seit vielen Jahren organisiert. „Mittlerweile ist es aber Tradition, dass sich auch Erwachsene daran beteiligen, denn viele haben sich schon im Kindesalter Fassdauben unter die Füße geschnallt und daher steht der Spaß im Vordergrund.“
Um die Strecke auf dem Sommerberg für das Rennen neben dem Skiheim vorzubereiten wird natürlich Schnee benötigt. Derzeit sehen die Zeichen dafür gut aus, aber auch ohne weiße Winterpracht soll das Jubiläum gefeiert werden. Für die Verantwortlichen der Skizunft steht die langjährige Tradition im Fokus und so argumentiert Marcus Eisele: „Das Rennen findet auf jeden Fall statt!“
Begonnen hat alles vor 100 Jahren
Für Marcus Eisele, Vorstand der Skizunft Wildbad e.V. ist es „ein sportliches Ereignis, das seinesgleichen sucht“. Begonnen hat das Fahren mit Fassdauben bereits um 1900. Nachdem der Norweger Fridtjof Nansen 1891 ganz Grönland auf Skiern in nur 42 Tagen durchquert hatte, wurde das Skifahren auch im Südschwarzwald populär. Mit Gründung des ersten Ski-Clubs in Todtnau etablierte sich noch im selben Jahr der neue Modesport, der als schick galt und in den Folgejahren ein durchaus mondänes Publikum in den Schwarzwald lockte.
Da sich die Kinder und Jugendliche rund um Wildbad keine Skier leisten konnten, nahmen sie die Bretter von alten nicht mehr benötigten Fässern und banden sich die Fassdauben unter die Füße. Wenn genügend Schnee lag, rutschten sie dann auf den kurzen „Ersatz-Skiern“ herum. 1923 initiierte ein Pforzheimer Schmuckfabrikant, der ein eigenes Anwesen in Wildbad hatte das erste Fassdaubenrennen für die Schuljugend. Für den besten Fassdaubenfahrer lockte als erster Preis ein Paar richtige Skier.
Heute wie einst wird das Rennen auf Fassdauben, also den gleichmäßig gebogenen Brettern, aus denen man früher Holzfässer herstellte, gewertet. Traditionell ist die Daube für Riemen als Halt für die Schuhe durchgebohrt – und besteht ohne Schrauben und Nägel, denn Metallteile sind nach den Regularien verboten. Damit halten nur vorne zwei Riemchen den Vorderfuss und hinten zwei weitere Riemen die Ferse. Der Rest ist ein Balanceakt auf einem gebogenen Stück Holz. Das wiederum ist sehenswert für die vielen Zuschauer, die die individuellen Fortbewegungsaktionen der sportlichen Rennfahrer bewundern. Ohne Stahlkante wie bei einem modernen Ski ist die Fahrt auf einer Fassbaube mehr als nur ein Abenteuer, es gibt keinen Halt und keine Bremse. Zudem gilt es die größtmögliche Auflagefläche zu nutzen um damit auch noch möglichst elegant und rasch voran zu kommen.
Um die Tradition des Rennens zu bewahren, hat der Verein rund 80 eigene Paar Fassdauben. Diese können auch von Fremden und mutigen Skiläufern für das Rennen gegen eine Leihgebühr von 20 Euro genutzt werden können. „Früher gab es Fässer in allen Familien, da hat man die Daubenskier noch selbst gemacht“, urteilt Marcus Eisele, der noch heute von den schnellen „Bordeaux-Brettern“ seiner Frau schwärmt. Die „Nordische Kombination für Fassdauben“ ist für Marcus Eisele einzigartig. Mit Spaß und viel Humor wagen sich bei dem Rennen oftmals auch sommerlich bekleidete Jugendliche und Männer mit kurzen Lederhosen auf die Piste und machen somit den in Deutschland unvergleichlichen Wettbewerb auch für Zuschauer zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Anmelden können sich wagemutige »Fassdaubenritter« auf www.fassdaubenrennen.de sowie am Tag des Rennens, Samstag, 4. Februar, direkt vor Ort auf dem Sommerberg.
Über den Autor*Innen
Sabine Zoller
Sabine Zoller lebt im Schwarzwald und hat sich als Historikerin intensiv mit der Region beschäftigt. Als freie Journalistin schreibt sie für verschiedene online Portale, Magazine und Tageszeitungen. Kultur, Handwerk und Brauchtum fasziniert Sie ebenso wie gute Küche und Natur. Ihre Berichte beschäftigen sich mit landschaftlich reizvollen Regionen und lukullisch attraktiven Stationen und machen Lust auf Reisen.