Der Besucher soll im Haus der Natur in Berchtesgaden nicht über die Welt der Alpen belehrt werden und es soll auch kein Natur-Crashkurs sein. Der Besucher soll die spannende Natur selber entdecken und dies mit allen Sinnen, er soll sehen, hören, riechen, fühlen und schmecken.
Das Museum
Das Museum ist unter dem Thema „Vertikale Wildnis“ in vier Bereiche unterteilt. Die Ausstellung beginnt tief unten am Grund des Königsees und führt über den Wald und die Almen bis hinauf zu den Gipfeln. Die Jahreszeiten, die alle drei Minuten in den Präsentationen wechseln, werden gleichzeitig in allen Abteilungen des Museums gezeigt. So hat man einen kontinuierlichen Streifzug durch Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Tief unten im Königsee bei 190 Metern beginnt die Erkundung. Am Grund leben nur Bakterien und Kleintiere. Eine kleine Besonderheit gibt es im See, einen sehr seltenen Fisch. Die Mühlkoppe. Sie hat eine zurückgebildete Schwimmblase und kann deshalb nicht schwimmen. Er bewegt sich mit den Flossen ruckartig von Stein zu Stein springend vorwärts.
In der Abteilung Wald lernt man die Spuren verschiedener Tiere kennen und deuten und kann einem Singvogel-Konzert lauschen. Dann erreicht man bei der Museumswanderung die Almen. Hier kann man in den Geschichten der Senner lesen, wie schwer das Leben damals auf der Alm war. Außerdem kann man nachgebildete Tiere, wie Hirsch, Reh, Dachs und Fuchs streicheln und bemerkt dabei wie unterschiedlich sie sich anfühlen. Auf der höchsten Ebene der Berge, im Fels und Karst kann mit einer Taschenlampe eine Höhle erkundet werden.
Mit Hilfe von Computern, Lichteffekten, Geräuschen und einem Audio-Guide wird man durch die Ausstellung geleitet. Besucher sollen sich auch aktiv beteiligen, indem sie an Computern Fragen beantworten. Wer durch die Ausstellung geht erfährt, dass es im Nationalpark Berchtesgaden 1000 Tierarten, 1000 Blumenarten und 2000 Pilzarten gibt. Sogar seltene Arten wie den Enzian, Edelweiß, Steinbock und Auerhahn kann man in den Bergen etwas Glück noch entdecken.
Die Architektur des Hauses ist klar und schlicht, denn die Natur steht hier im Vordergrund. Holz von heimischen Bäumen und Naturstein schmücken die Fassaden. Doch die Ausstellung ist der „Star“, so wurde das Haus direkt darüber gebaut. Unter dem Kubusaufbau auf dem Dach befindet sich die Bergvitrine. In ihr befindet sich der Höhepunkt der Ausstellung. Es ist ein zwölf minütiger Film, der die Natur im Nationalpark im Wandel der Jahreszeiten zeigt und zwar ohne Sprecher, ohne Musik nur mit den Originalgeräuschen der Natur und das auf einer Leinwand die elf mal 15 Meter groß ist. Im Frühling hört man das Schmelzwasser tropfen und sieht das Erwachen der Natur mit den ersten Blüten die sich öffnen. Kleine Tiere wie Fische, Schmetterlinge und Insekten werden riesengroß auf der Leinwand gezeigt. Der Sommer beginnt ganz dramatisch mit einem
Gewitter, mit zuckenden Blitzen, krachendem Donner, Hagel und trommelnden Regen. Schneefall läutet den Winter ein. Ein Lawinenabgang zeigt die immense Kraft der Natur. Am Ende des Films öffnet sich die elf Meter hohe Lamellenleinwand und gibt den Blick durch eine Fensterfront auf die reale Bergwelt mit dem Watzmann frei.
Bildungszentrum
Schon im Foyer wird man an dem vier-mal-vier Meter großen Holzrelief über die Vielfalt der Berchtesgadener Bergwelt informiert. Hier wird spielerisch die Natur für Schüler und Gruppen erkundet. Was können wir in der Natur essen? Was fressen die Tiere? In der Wiesenküche werden Kräuter zu leckeren Speisen verarbeitet. Im Wasserlabor und der Abteilung Felsenblick wird der Nationalpark unter die Lupe genommen und erforscht. In der Waldwerkstatt wird die Fantasie und Kreativität mit Holz, Ton, Papier, Wolle, getrockneten Pflanzen und Blättern zum basteln und bauen angeregt.
Die Außenanlagen
Das ist der dritte Punkt der zum Haus der Berge gehört. Hier heißt es selbst aktiv werden, denn hier kann man in der historischen Almhütte, dem „Almkaser“, lernen wie Käse hergestellt wird.
Spiesbergers-Alpenküche
Und wenn man Hunger oder Durst bekommt, dann ist man in der „Spiesbergers-Alpenküche“ gut aufgehoben. Natürlich gibt es kein Fast-Food, regionale Produkte werden zu gesundem Essen verarbeitet. Süßes gibt es trotzdem: selbstgemachtes Eis und die verführerischen Watzmannpralinen sind der krönende Abschluss „Das Haus der Berge ist das Beste was Berchtesgaden je passieren konnte“, sagt Thomas Huber, einer der „Huber Buam“, die Extremkletterer, die in Berchtesgaden wohnen.
Ministerpräsident Seehofer geht, wenn er Zeit hat – wie er sagt – gerne in die Berge. Seine Lieblingstour beginnt mit der Schifffahrt über den Königsee nach St. Bartholomä, von hier geht es erst mal ganz gemütlich ein Stück am Ufer entlang. Dann beginnt der Aufstieg „Saugasse“. 36 Kehren und 400 Höhenmeter müssen gemeistert werden, doch wenn man die in der Tasche hat, dann geht es nur noch leicht ansteigend bis zum Kärlinghaus am Funtensee. Der See ist der oft kälteste Ort in Deutschland, wie man aus dem Wetterbericht im Fernsehen kennt. Die Pause und Brotzeit im Kärlinghaus ist nach dem Aufstieg wohl verdient.
Fazit: Nach einem Besuch im „Haus der Berge“ sieht man die Natur mit anderen Augen und nimmt sie wieder wahr, lernt sie schätzen und sollte sie schützen, denn sie ist nicht selbstverständlich.
Kontakt
Tourist-Information Berchtesgaden, Maximilianstraße 9, 83471 Berchtesgaden, Tel.: 08652-9445-300, www.berchtesgaden.de
Haus der Berge, Hanielstraße 7, 83471 Berchtesgaden, Internet: www.haus-der-berge.bayern.de, www.haus-der-berge.com, www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de
Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist täglich von 9 – 17 Uhr geöffnet.
Kosten: Kinder 2 Euro, Erwachsene 4 Euro. Ermäßigungen für Familien, Schulklassen und Inhaber von Gästekarten.
Sehr gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln (RVO Linien 839 und 841), 15 Minuten Fußweg vom Bahnhof Berchtesgaden oder 10 Minuten mit dem Bus.
Zum Haus der Berge gehören ein Shop mit regionalen Produkten und Souvenirs. Ein Stehcafé und ein Restaurant runden das Angebot ab. Im Kino werden wechselnde Filme und Diashows gezeigt. In der Bibliothek stehen Bildbände und Nachschlagwerfe zum Nationalpark Berchtesgaden zur Verfügung. Die Seminarräume können auch für private Feiern genutzt werden. Im Foyer des Obergeschosses werden Wechselausstellungen präsentiert, so gibt es immer etwas Neues und es kommt nie Langweile auf.
Über den Autor*Innen
Gabi Dräger
Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.