Die Sage vom Wettersteinmandl

Partnach Klamm, Garmisch Partenkirchen, Die Sage vom Wettersteinmandl

Wandern mit Kindern macht immer wieder besonders viel Spaß, wenn die Kids etwas erleben können. Die Wanderung durch die Partnachklamm ist etwas ganz besonderes und für alle Altersklassen geeignet. Ob man die Wanderung so geht, wie in unserer Empfehlung beschrieben, oder mit den ganz kleinen vom Skistadion bis zur Klamm mit der Pferdekutsche fährt, durch die Klamm wandert und dann wieder zurück geht, hängt wesentlich vom Alter der Kleinen ab. Um die Wanderung zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen, könnt Ihr die folgende Sage vom „Wettersteiner Mandl“ in der Klamm erzählen und nicht nur Kinderaugen können glänzen.

Die Sage vom Wettersteiner Mandl:
Bei schönstem Sonnenschein war der Hias zu einer Wanderung ins Reintal aufgebrochen, doch als er den Ausgang der dunklen Partnachklamm erreicht hatte, war das Wetter plötzlich umgeschlagen. Schon donnerte und blitzte es. Heftige Regengüsse setzten ein. Der Hias sucht unter einem überhängenden Felsen am Rande der Partnach Schutz. Da schlug ein Blitz direkt oberhalb des Hias ein und der Junge stürzte vor Schreck in die brodelnden Fluten. Es war ihm, als hätte er ein höhnisches Lachen gehört. Er war schon so gut wie verloren, denn in den tosenden Fluten wäre er mit Sicherheit an einem Felsblock zerschellt, da fühlte er, wie eine kräftige Hand ihn aus dem Wasser zog. Hias glaubte zu träumen und rieb sich verwundert die Augen. Denn sein Retter war ein uralter, wohl aber bärenstarker Mann. Der Alte musterte den Hias mit zusammengekniffenen Augen und begann mit grimmiger Stimme: „Jetzt hast aber Glück gehabt, mein Lieber! Eine Sekunde später und dein junges Leben wäre dahin gewesen!“ Dann nahm er den schlotternden Bub an der Hand und führte ihn zu seiner versteckten Hütte, die ganz und gar aus Rinden gebaut war. Das Gewitter tobte immer noch und so polterte der Alte plötzlich los: „Deifi! Dass die damische Wetterhex´ dös nia net lass´n kann! Hab mir gleich gedacht, dass sie was anstellt, als ich ihr höhnisches Lachen g´hört hab´.“ Der Alte riss die Tür auf und schrie zu den Felsen hinauf: „Du damische Hex´ Du, untersteh´ dich noch einmal!“ Da war es dem Hias, als ob er oben am Grat wirklich eine Hexengestallt entdeckte, die gerade einen grellen Blitz herab schleuderte. 

Doch langsam verzog sich das Unwetter und der Alte nahm den Hias wieder an der Hand. „Des is´ doch wieder genau die gleiche Stell´“ murmelte er vor sich hin und zog den Bub dorthin, wo er ins Wasser gefallen war. „Ui schau,“ rief der erstaunte Hias. „Da vorn ist die Partnach noch klar und kurz dahinter fließt sie grün!“ „Genau, mein Kleiner.“ Brummte der Alte: “Und weil ich dich mag, erzähl´ ich Dir was es damit auf sich hat: Vor einigen Jahren fand ich in den hohen Felsen eine feine Farbe, die man in Italien zum Einfärben der Fürstengwänder benutzt. Sie war so rein und intensiv, dass ich gleich ein ganzes Holzfass davon voll machte und es in Venedig verkaufen wollte. Auf dem Weg zum Kaufmannszug in Garmisch musste ich über die Partnach, genau an der Stelle wo Du heute reingefallen bist. Damals befand sich dort noch ein schmaler Steg. Unterwegs braute sich ein Unwetter zusammen und ich wußte schon, wer wieder dahinter steckte. Deswegen rief ich zum Himmel: „Geh´weiter Wetterhex´, laß es doch net gar so krachen. Siehst net, das ich ein ganzes Fass voll wertvoller Farb´aufm´ Buckl hab´?“

Aber das spornte die blöde Hex´ erst recht an. Sie ließ die Partnach steigen und als ich genau auf dem Steg war, schleuderte sie einen Blitz runter der mich in die Fluten stieß. Auch ich konnte mich gerade noch vor dem Beginn der Klamm retten. Aber die kostbare Farbe war verloren. Als ich zu der Stelle zurück kam, merkte ich dass der Fluss von da an ein grünes Aussehen hat und so wird es auch immer bleiben.“ 

Versonnen starrte der seltsame Kauz in Erinnerung an „die gute Farb´“ ins Wasser, das sich dort in hellen, grünen Wellen kräuselte. Dann stampfte er auf den Boden und rief: „Aber heut´ hab´ ich dich aus´gschmiert du damische Wetterhex´. Den Bub hast nicht ins Unglück gestürzt!“ Und zum Hias sagte er: „Gell da schaust, was so alles los ist im Wetterstein. Glück hast´ halt gehabt, weil dich der Wettersteinmann entdeckt hat. Viel Glück! Denn gesehen hat mich außer dir noch keiner!“ Sprach´s und verschwand im dichten Wald.

Dem Hias aber fiel sogleich eine alte Sage ein, in der seine Oma vom Wettersteinmann berichtet hatte. „Ja, die werden Augen machen, wenn ich daheim erzähl´, dass ich dem Wettersteinmann begegnet bin“ lachte der Hias und machte sich vergnügt auf den Heimweg.

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.