Mit dem Heißluftballon über den Walchsee

Mit dem Heißluftballon über den Walchsee - (c) Jörg Bornmann


Wunderschöne Wandergebiete findet man im Kaiserwinkl rund um den Walchsee in Tirol. Ich möchte mir diese aus der Luft anschauen und was bietet sich besser an als eine Heißluftballonfahrt. Morgens um 5 Uhr werde ich mit weiteren 18 Personen, die sich dieses Erlebnis auch nicht entgehen lassen wollen vom Hotel Sonneck in Kössen von den Ballonfahrern der „Balloning Tyrol“ abgeholt.

Heinz, unser Pilot, klärt uns auf weshalb wir so früh starten müssen: „Beim Ballonfahren ist es wichtig, dass man keine Thermik hat. Thermische Böen würden die Ballonhülle durch die

Öffnung auf der Unterseite zusammendrücken, die Heißluft nach unten heraus drücken und der Ballon käme zum Absturz.“

Nach kurzer Fahrt zum Startplatz geht es mit den Vorbereitungen los. Vier Ballons werden aufgebaut und wir Ballonfahrlehrlinge packen mit Freude an. Zunächst muss der Korb aus dem Anhänger, danach wird die Ballonhülle ausgelegt und mit dem Korb verbunden. Unter Anleitung des Piloten Heinz und dessen erfahrenem Crewmitglied Franz ist dies schnell erledigt und schon wird es ernst. Zwei unserer Mitfahrer halten links und rechts die Öffnung des Ballons, damit der Ballon „eingeheizt“ werden kann. 

Schnell füllt sich dieser und stellt sich senkrecht in die Höhe. Auch der Korb stellt sich auf und es wird Zeit ihn zu besteigen. Zum ersten Mal in meinem Leben stehe ich im Korb eines Heißluftballons, doch durch die Höhe des Weidengeflechts und die Ruhe von Heinz stellt sich überhaupt kein ängstliches Gefühl ein. Die Vorfreude, die mich schon seit Tagen begleitet schlägt bereits beim Start in Begeisterung um.

Schnell steigen wir nach oben, unter uns liegt der Walchsee, linker Hand das Kaisergebirge, in meinem Rücken die aufgehende Sonne, die sich im Walchsee spiegelt, rechts die etwas niedrigeren Wandergipfel zum Chiemgau und vor mir das Inntal mit Wendelstein und Rotwand im Hintergrund auf Bayerischem Gebiet. Langsam gleiten wir dahin, es weht heute nur ein laues Lüftchen und so erreichen wir in der Spitze gerade einmal 10 km/h. „Wie schnell fährt denn so ein Ballon?“, Manfred aus Rosenheim hofft wohl insgeheim, dass es uns auch über seine Heimatstadt trägt. Aber Heinz nimmt ihm diese Hoffnung: „Heute werden wir uns lediglich rund um den Walchsee bewegen. Bei stärkerem Wind erreicht der Ballon allerdings Geschwindigkeiten von durchschnittlich 40 km/h und bei Alpenüberquerungen im Winter sind Geschwindigkeiten von über 120 km/h möglich. Zum Landen ist es wichtig, dass die Geschwindigkeit 20 km/h nicht übersteigt.“

Da brauchen wir heute keine Angst zu haben, wir haben inzwischen knapp 2.000 Höhenmeter erreicht und können hinter dem Wilden und Zahmen Kaiser die Kitzbüheler Alpen und links davon die hohen Tauern sehen. Dann lässt unser Pilot den Ballon wieder etwas sinken, wir kommen in einen anderen Luftstrom und schweben über den Walchsee wieder Richtung Osten. Lediglich zwei Fischerboote und die Schatten unserer Ballons sind auf dem ruhigen See zu sehen.


„120 kg Gas haben wir an Bord“, sagt Heinz, „damit können wir etwa 1-1,5 Std. oben bleiben. 20 kg sollten wir als Sicherheitsreserve für den Landevorgang behalten.“ Der erste „Nachbarballon“ landet neben einer Kuhherde, die sich sofort neugierig auf das schwebende Ungetüm stürzt. Wir schweben noch etwa 10 Minuten weiter und setzen dann zur Landung an. Franz hat den VW-Bus mit Anhänger inzwischen zum Landeplatz gebracht und Heinz setzt den Ballon nur wenige Meter neben diesem auf die Wiese. Mit etwas Unterstützung schieben wir den Ballon in den Anhänger und legen dann die Ballonhülle zusammen. Die Zeit verging wie im Flug, aber wir sind ja gefahren. „Ballonfahrer fahren im Luftmeer, wie Seemänner auf den Meeren aus Wasser“, auch diese Erklärung hat Heinz parat und erklärt uns dann auch noch den physikalischen Unterschied.

Jeder packt mit an, das versteht sich von selbst, denn wir sind ja inzwischen „gestandene“ Ballonfahrer und so treten wir bald die Rückfahrt mit dem VW-Bus zum Walchsee an, wir treffen uns mit den anderen Teams auf der Seeterrasse des See-la-Vie. Dort wird gebruncht und dann geht es zur Ballonfahrertaufe. Mit Feuer getauft und Sekt gelöscht wird die Taufe vollzogen, der Rest rinnt durch die Kehlen und als „Herzog Jörg, tollkühner Luftikus im schönen Kaiserwinkl“ befinde ich mich in illustrer Gesellschaft von Grafen, Heißluftfeen und Prinzessinnen die alle in den Stand der Ballonfahrer/Innen erhoben werden.

Kontakt:

Balloning Tyrol
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www.ballooningtyrol.com    office@ballooningtyrol.com

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.